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Der Schlüssel zur Sternenmacht

Der Schlüssel zur Sternenmacht

Titel: Der Schlüssel zur Sternenmacht
Autoren: Andre Norton
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unbekannter Struktur, und nach der Mohs-Skala ist er zwölf wert ...«
    »Ein Diamant nur zehn ...«
    »Und ein Javsit elf«, erwiderte Vater. »Es ist etwas, das jenseits unseres Verstehens liegt.«
    »Das Institut ...«, begann meine Mutter, aber Vater streckte die Hand aus und verbarg den Ring darin. Dann steckte er ihn in einen kleinen Beutel und schob ihn in die innere Rocktasche.
    »Keiner von euch darf darüber sprechen!« befahl er scharf. Und von dem Moment an würde keiner von uns darüber sprechen, das wußte er. Er hatte uns gut erzogen. Aber er schickte ihn weder an das Institut, noch, das wußte ich sicher, holte er irgendeine andere offizielle Meinung ein. Ich erfuhr jedoch, daß er ihn eingehend studierte und auf alle bekannten Methoden testete.
    Immer häufiger sah ich ihn in seinem kleinen Labor vor dem Schreibtisch, den Ring auf einem Stück schwarzem Tuch ausgebreitet. Er starrte ihn an, als könnte er ihm allein durch die Willenskraft sein Geheimnis entlocken.
    Das Geheimnis ließ auch mir keine Ruhe, und hin und wieder sprach mein Vater über die verschiedenen Theorien, die er entwickelt hatte. Er war fest davon überzeugt, daß es sich nicht um ein Schmuckstück handelte, sondern, daß es dem Träger auf irgendeine Weise gedient hatte. Und er hielt den Besitz geheim.
    Als mein Vater den Laden übernommen hatte, ließ er verschiedene Verstecke in die Wände einbauen. Und später, als er die Räume vergrößerte, kamen noch mehr dieser Geheimfächer hinzu. Die Familie kannte die meisten, und auf einen Daumendruck hin pflegten sich diese Fächer zu öffnen. Aber Vater hatte auch ein paar, die er nur mir zeigte. Und eines davon befand sich im Labor und enthielt den Ring. Mein Vater hatte das Siegel so eingestellt, daß es sich nur auf seinen und meinen Daumendruck öffnete, und ich mußte den Verschluß mehrmals testen, bevor er ganz zufrieden war.
    Dann deutete er auf einen Stuhl, und ich setzte mich.
    »Morgen kommt Vondar Ustle«, begann er abrupt. »Er bringt einen Lehrvertrag mit. Wenn er wieder abreist, wirst du mit ihm gehen.«
    Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Als ältester Sohn brauchte ich keine Lehre zu besuchen, außer bei meinem Vater. Wenn jemand einem anderen Meister diente, dann war es Faskel. Aber bevor ich eine Frage stellen konnte, ließ sich Vater zu einer der längsten Erklärungen herab, die er je gegeben hatte.
    »Vondar ist Meisterjuwelier, aber er reist lieber umher, anstatt sich auf einem Planeten niederzulassen. Es gibt keinen besseren Lehrer in der Galaxis. Hör gut zu, Murdoc – dieser Laden ist nichts für dich. Du hast Talent, und ein Mensch, der sein Talent nicht entwickelt, ist wie einer, der trockenes Haferbrot ißt, während er einen Fleischtopf haben könnte; ein Mann, der Zirkon wählt, obwohl er nur die Hand ausstrecken müßte, um den Diamanten zu erreichen. Laß Faskel den Laden ...«
    »Aber er ...«
    Mein Vater lächelte dünn. »Nein, er hat kein gutes Auge für die wichtigen Dinge. Er sieht nur die dicke Börse. Ein Krämer bleibt ein Krämer, und du bist zu schade dafür. Ich habe lange Zeit auf einen Mann wie Ustle gewartet, auf einen Lehrer, der für dich gut genug ist. In meiner Zeit war ich ein Meister des Schätzens, aber ich nutzte meine Gabe für dunkle Zwecke. Du mußt von solchen Bindungen frei bleiben, und das erreichst du nur, wenn du dich sogar von dem Namen löst, den du hier auf Angkor trägst. Und – du mußt mehr als einen Planeten sehen, wenn du alle deine Begabungen ausnützen willst. Es ist bekannt, daß die planetarischen Magnetfelder das menschliche Verhalten beeinflussen können. Irgendwie führt ihr Fluß zu Veränderungen des Gehirns. Das Gedächtnis kann geschärft, neue Ideen können entzündet werden. Ich will, daß du während der nächsten fünf Jahre bei Ustle lernst.«
    »Hat es etwas mit dem Stein zu tun?«
    Er nickte. »Ich kann nicht mehr fort, um neues Wissen zu suchen. Aber dir sind keine Fesseln auferlegt. Bevor ich sterbe, möchte ich wissen, was mit dem Ring ist und was er für seinen Träger bedeutete oder noch bedeutet.«
    Wieder einmal holte er den Beutel mit dem Ring. Er drehte ihn in den Fingern.
    »Hier!« Plötzlich drückte er mir den Ring in die Hand. Während der langen Zeit, die er nun schon in unserem Hause war, berührte ich ihn zum erstenmal.
    Das Metall war kalt und hatte eine rauhe Oberfläche. Und während es in meiner Hand lag, hatte ich das Gefühl, daß es immer kälter wurde, bis
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