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Der Schlüssel zur Sternenmacht

Der Schlüssel zur Sternenmacht

Titel: Der Schlüssel zur Sternenmacht
Autoren: Andre Norton
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daß sie, die sonst keinerlei Phantasie zeigte, den Ring sofort mit etwas Totem in Verbindung brachte.
    Vater sah nicht von dem Ring auf. Er fragte Faskel ziemlich gebieterisch:
    »Was hältst du davon?«
    Mein Bruder streckte die Hand aus, wie um den Ring zu berühren, und zuckte dann zurück. »Ein Ring – zu groß, um getragen zu werden. Vielleicht eine Tempelgabe.«
    Vater sagte nichts dazu. Er wandte sich an Darina:
    »Und du?«
    »Er ist kalt – so kalt ...« Die dünne Stimme meiner Schwester verlor sich, und dann stand sie plötzlich auf. »Ich mag ihn nicht.«
    »Und du?« Endlich wandte sich Vater mir zu.
    Eine Tempelgabe mochte es sein, da er größer als normal war und vielleicht an die Hand irgendeines Gottes passen sollte. Ich hatte solche Dinge schon früher bei meinem Vater gesehen. Aber wenn irgendein Gott ihn getragen hatte – nein, ich glaube nicht, daß er diesen Zweck erfüllt hatte. Darina hatte auch recht. Er rief ein Gefühl der Kälte und des Todes hervor. Dennoch, je mehr ich ihn studierte, desto mehr fesselte er mich. Ich wollte ihn berühren und hatte doch Angst davor. Und eben dieses Gefühl ließ ihn als etwas Besonderes in meinen Augen erscheinen, obwohl er nun vom Alter zerfressen und leblos war.
    »Ich weiß nicht – nur – er hat oder hatte – Macht!« Und ich war plötzlich so sicher, daß ich lauter als beabsichtigt sprach. Mein letztes Wort hing im Raum.
    »Woher stammt er?« fragte Faskel und beugte sich vor. Wieder streckte er die Hand aus, als wolle er sie über Ring und Stein legen, doch dann wurden seine Finger unschlüssig. In diesem Moment hatte ich den Gedanken, daß derjenige, der die Hand über dem Ring schloß, die alte Sitte der Juwelenhändler befolgte: Sie bedeutete, daß ein Handel abgeschlossen wurde.
    »Aus dem Raum«, erwiderte mein Vater.
    Es gibt Juwelen im Raum – primitive Menschen zahlen hohe Summen dafür. Wodurch sie entstehen, weiß man noch nicht genau. Allgemein vertritt man die Theorie, daß sie sich bilden, wenn Teilchen von Meteoren durch die Hitze einer Planetenatmosphäre wandern. Eine Zeitlang war es Mode, Kapitänsringe aus diesen Steinen herzustellen. Aber dieser Ring hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihnen, denn er war weder dunkelgrün, schwarz oder braun, sondern ein farbloser Kristall, stumpf, als hätte man mit Sand über seine Oberfläche gerieben.
    »Er sieht nicht wie ein Tektit aus ...«, wagte ich zu sagen.
    Vater schüttelte den Kopf. »Er wurde nicht im Raum gebildet, wenigstens nicht, soviel ich weiß. Er wurde nur dort gefunden.« Er nahm seine Tasse mit Folgar-Tee und trank geistesabwesend, während er den Ring anstarrte. »Eine merkwürdige Geschichte ...«
    »Wir erwarten Stadtrat Sands und seine Gemahlin«, unterbrach meine Mutter abrupt, als kenne sie die Geschichte und wolle sie nicht hören. »Es wird spät.« Sie räumte unsere Tassen zusammen und hob die Hände, um Staffla, unserem Mädchen, zu klatschen.
    »Eine merkwürdige Geschichte«, wiederholte mein Vater, als hätte er ihre Worte nicht gehört. Und sein Wille in unserem Haus war so stark, daß Mutter nicht nach Staffla rief, sondern sich ein wenig unsicher wieder setzte.
    »Aber sie ist wahr – davon bin ich überzeugt«, fuhr mein Vater fort. »Der Erste Offizier der Astra hat mir den Ring heute gebracht. Sie hatten während der Reise einen Gitterschaden und mußten aus dem Hyperraum auftauchen, um ihn zu reparieren. Und dann schlug auch noch ein kleiner Meteor in den Rumpf. Also mußten sie ihn ebenfalls flicken.« Er erzählte es farblos, nicht wie seine sonstigen Geschichten, eher, als versuche er, sich streng an die Tatsachen zu halten. »Kjor flickte also den Rumpf, als draußen einer vorbeischwebte. Kjor ließ sich an seiner Halteleine in den Raum gleiten und holte ihn herein. Es war ein Toter in einem Raumanzug.« Mein Vater zögerte. »Unbekannte Rasse. Und mußte sich schon lange im Raum befinden. Er trug das hier über dem Handschuh seines Anzugs.« Er deutete auf den Ring.
    Über dem Handschuh eines Raumanzugs – das war wirklich merkwürdig. Die Handschuhe sind im allgemeinen so geschmeidig, daß man Schmuck darunter tragen kann. Ich stellte meine Frage wohl laut, denn mein Vater sagte:
    »Ja, weshalb trug er ihn außen? Gewiß nicht, um damit anzugeben. Deshalb muß er irgendeine Bedeutung gehabt haben, eine große Bedeutung. Ich würde gern mehr darüber erfahren.«
    »Es gibt doch Tests«, stellte Faskel fest.
    »Es ist ein Edelstein
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