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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca
Autoren: Ken Follett
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berühmte Kloster an der Straße, doch hinter diesen Hügeln war nichts als die Westliche Wüste. Wenn Wolff das Gerät im Sand vergraben hatte, würde er es nie wiederfinden. Vandam hoffte es nicht, denn von dem Funkgerät hing alles ab.
    Die Straße begann anzusteigen, und das alte Auto mühte sich ab, die Anhöhe zu bewältigen. Vandam schaltete einmal, zweimal. Der Wagen nahm den Gipfel im zweiten Gang. Er blickte über eine scheinbar endlose Wüste. Wenn er nur einen Jeep hätte! Er fragte sich, wie weit Wolff fahren wollte. Hoffentlich kehrten sie vor Anbruch der Dunkelheit nach Assiut zurück. Er konnte Wolff keine Fragen stellen, da er Angst hatte, sich mit seinen mangelhaften Arabischkenntnissen zu verraten.
    Die Straße wurde zu einem Pfad. Vandam fuhr so schnell wie möglich und wartete auf Anweisungen von Wolff. Genau vor ihnen versank die Sonne am Himmel. Eine Stunde später kamen sie an einer kleinen Schafherde vorbei, die, von einem Mann und einem Jungen bewacht, zwischen kargen büscheligen Kameldornen weidete. Wolff richtete sich auf und begann, sich umzusehen. Kurz danach kreuzte die Straße ein Wadi. Vorsichtig ließ Vandam das Auto die Böschung des ausgetrockneten Flusses hinunterrollen.
    »Ruh ashshimalak« , sagte Wolff.
    Vandam bog nach links ab. Der Boden war hart. Zu seinem Erstaunen sah er Menschen, Zelte und Tiere in dem Wadi. Es war wie eine Geheimgesellschaft. Eine Meile später sahen sie die Erklärung: ein Brunnen.
    Die Brunnenöffnung war durch eine niedrige runde Mauer aus Schlammziegeln gekennzeichnet. Vier grob behauene Baumstämme über der Öffnung hielten eine primitive Winde. Vier oder fünf Männer holten ununterbrochen Wasser heraus und leerten die Eimer instrahlenförmig neben dem Brunnen stehende Tröge. Kamele und Frauen drängten sich um sie.
    Vandam fuhr dicht an den Brunnen heran. Wolff sagte: »Andak.« Vandam bremste. Die Wüstenbewohner zeigten keine Neugier, obwohl sie sicher nur selten ein Motorfahrzeug zu sehen bekamen. Vielleicht, dachte er, läßt ihr schweres Leben ihnen keine Zeit, sich um seltsame Dinge zu kümmern. Wolff stellte einem der Männer in schnellem arabisch Fragen. Nach einem kurzen Austausch deutete der Mann nach vorn. Wolff sagte: »Dughri.« Vandam fuhr weiter.
    Endlich erreichten sie ein großes Lager; Wolff ließ ihn anhalten. Es bestand aus mehreren dicht nebeneinanderstehenden Zelten, ein paar eingepferchten Schafen, einigen an den Vorderbeinen gefesselten Kamelen und zwei Feuern. Wolff streckte plötzlich die Hand aus, schaltete den Motor ab und zog den Zündschlüssel heraus. Ohne ein Wort stieg er aus dem Taxi.
     
    *
     
    Ischmael saß am Feuer und kochte Tee. Er blickte auf und murmelte: »Friede sei mit dir« – so beiläufig, als wäre Wolff aus dem Nachbarzelt gekommen.
    »Und mit dir seien Gesundheit, Gottes Gnade und Segen«, erwiderte Wolff förmlich.
    »Wie ist deine Gesundheit?«
    »Gott segne dich. Es geht mir gut, Gott sei Dank.«
    Wolff hockte sich in den Sand. Ischmael reichte ihm eine Tasse. »Nimm.«
    »Gott schenke dir Glück.«
    »Und dir auch.«
    Wolff trank den Tee, der heiß, süß und sehr stark war. Ihm fiel ein, wie dieses Getränk ihn bei seinem Treck durch die Wüste gekräftigt hatte ... War das erst zwei Monate her?
    Als Wolff ausgetrunken hatte, hob Ischmael die Hand zum Kopf und sagte: »Es möge dir bekommen.«
    »Gott gebe, daß es dir bekommt.«
    Die Förmlichkeiten waren beendet. Ischmael fragte: »Und deine Freunde?« Er nickte zum Taxi hinüber, das in der Mitte des Wadis parkte.
    »Es sind keine Freunde.«
    Ischmael nickte wieder. Er kannte keine Neugier.
    »Du hast meinen Koffer noch?« erkundigte Wolff sich.
    »Ja.«
    Er würde ja sagen, ob er ihn hat oder nicht, dachte Wolff. Ischmael schickte sich nicht an, den Koffer zu holen. Er war unfähig, sich zu beeilen. »Schnell« bedeutete: »innerhalb der nächsten Tage«; »sofort« bedeutete: »morgen«.
    »Ich muß heute in die Stadt zurückkehren«, sagte Wolff.
    »Aber du wirst in meinem Zelt schlafen.«
    »Leider nein.«
    »Dann wirst du mit uns essen.«
    »Auch nicht, so leid es mir tut. Die Sonne steht schon niedrig, und ich muß in der Stadt sein, bevor die Nacht hereinbricht.«
    Der Araber schüttelte traurig den Kopf. Er schien Wolff für einen hoffnungslosen Fall zu halten. »Du bist gekommen, um deinen Koffer abzuholen.«
    »Ja. Bitte, laß ihn mir bringen, mein Cousin.«
    Ischmael wandte sich an einen Mann, der hinter ihm stand; dieser
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