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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca
Autoren: Ken Follett
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Platz und setzte sich. Elene starrte Vandam verständnislos an. Billy berührte ihrenArm und sagte: »Ich habe mich geirrt, ich muß geträumt haben.« Elene schaute von Billy zu Vandam, und ein seltsames Leuchten erschien in ihren Augen: Offenbar war sie den Tränen nahe.
    Vandam wollte nicht an ihnen vorbeigehen. Er wollte sich hinsetzen, mit ihnen reden, irgend etwas tun, um länger bei ihnen bleiben zu können. Draußen tauchte wieder ein staubiger kleiner Ort auf. Er gab der Versuchung nach und blieb an der Tür stehen. »Gute Reise«, wünschte er Billy.
    »Vielen Dank, Sir.«
    Er ging hinaus.
    Der Zug lief in den Bahnhof ein und bremste. Vandam stieg aus. Er stellte sich in den Schatten einer Markise und wartete. Außer ihm verließ niemand den Zug, aber zwei oder drei Passagiere stiegen in die zweite Klasse. Ein Pfiff, und der Zug setzte sich in Bewegung. Vandam hatte die Augen auf das Fenster neben Billys Platz gerichtet: Er sah das Gesicht seines Sohnes. Billy hob die Hand zu einem schwachen Winken. Vandam winkte zurück, und das Gesicht war verschwunden. Er merkte, daß er am ganzen Körper zitterte.
    Vandam blickte dem Zug nach, bis er am Horizont verschwand. Dann verließ er den Bahnhof. Draußen stand sein Motorrad; der junge Polizist aus dem letzten Ort saß im Sattel und erklärte einer kleinen Gruppe von Bewunderern die Geheimnisse der Maschine. Vandam gab ihm die andere Hälfte der Pfundnote. Der junge Mann salutierte.
    Vandam kletterte auf die Maschine und startete. Er wußte nicht, wie der Polizist nach Hause zurückkehren würde, aber es war ihm gleichgültig. Er fuhr nach Süden aus der Stadt. Die Sonne hatte den Zenit überschritten, doch die Hitze war immer noch gewaltig.
    Bald überholte Vandam den Zug. Er schätzte, daß er Assiut in dreißig oder vierzig Minuten erreichen würde.Dort würde er sich mit Captain Newman treffen. Vandam hatte eine ungefähre Vorstellung von dem, was er danach unternehmen wollte, aber was die Einzelheiten betraf, würde er improvisieren müssen.
    Er ließ den Zug mit Billy und Elene hinter sich, die einzigen Menschen, die er liebte.
28
    D ER ZUG FUHR in den Bahnhof ein und hielt. Elene sah ein Schild mit der Aufschrift »Assiut« in arabischer und englischer Sprache.
    Es war eine ungeheure Erleichterung gewesen, Vandams gütiges, besorgtes Gesicht im Zug zu sehen. Eine Zeitlang hatte sie wieder Hoffnung geschöpft. Sie hatte erwartet, er würde eine Pistole ziehen, seine Identität enthüllen oder Wolff angreifen. Doch allmählich hatte sie eingesehen, daß es nicht so einfach war. Die eisige Ruhe, mit der Vandam seinen eigenen Sohn zu Wolff zurückschickte, hatte sie erstaunt, beinahe entsetzt; und Billys Tapferkeit war unglaublich gewesen. Ihr war der Mut noch weiter gesunken, als Vandam ihnen vom Bahnsteig aus zugewinkt hatte. Was hatte er vor? Natürlich, der »Rebecca«-Code beschäftigte ihn immer noch. Er mußte einen Plan haben, nach dem er sie und Billy retten, sich aber zugleich den Codeschlüssel verschaffen wollte. Zum Glück schien Billy sicher zu sein, daß sein Vater die Situation unter Kontrolle hatte. Er war wieder munter geworden, hatte sich für die Landschaft interessiert und Wolff sogar gefragt, woher er das Messer habe. Elene wünschte sich, genauso zuversichtlich zu sein.
    Wolff war ebenfalls in bester Laune. Der Zwischenfall mit Billy hatte ihn aus der Fassung gebracht, und er warVandam gegenüber feindselig und argwöhnisch gewesen. Aber er schien beruhigt, als Vandam aus dem Zug stieg. Erst bei der Ankunft in Assiut gewann die Erregung die Oberhand. In den letzten 24 Stunden hatte sich irgend etwas an Wolff verändert. Bei ihrer ersten Begegnung war er ein sehr selbstsicherer, höflicher Mann gewesen. Außer einer leichten Arroganz hatte er nur selten Emotionen gezeigt. Nun war alles anders. Er zappelte, blickte sich unstet um, und alle paar Sekunden zuckten seine Mundwinkel fast unmerklich. Er schien, die ihm eigene Beherrschung verloren zu haben. Es mußte daran liegen, daß sein Kampf mit Vandam sich zugespitzt hatte. Was als Spiel der Kräfte begonnen hatte, war zu einer tödlichen Auseinandersetzung geworden. Seltsam, daß der rücksichtslose Wolff nervös wurde, während Vandam immer kühler reagierte.
    Wolff stand auf und hob seinen Koffer aus dem Gepäcknetz. Elene und Billy stiegen hinter ihm auf den Bahnsteig. Diese Stadt war größer und geschäftiger als die anderen, und der Bahnhof war überfüllt. Während sie den Zug
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