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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca
Autoren: Ken Follett
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war tief und kräftig. Vandam hätte den Akzent nicht bemerkt, wenn er sich nicht darauf konzentriert hätte.
    »Gehören Sie zusammen?«
    »Das sind mein Sohn und sein Kindermädchen«, sagte Wolff. Vandam nahm Elenes Papiere und musterte sie. Am liebsten hätte er Wolff an der Kehle gepackt und ihn heftig durchgeschüttelt. Das sind mein Sohn und sein Kindermädchen . Du Schwein.
    Er gab Elene ihre Papiere zurück. »Sie brauchen das Kind nicht zu wecken.« Dann nahm er die Brieftasche des Priesters, der neben Wolff saß.
    »Weshalb kontrollieren Sie uns, Major?« erkundigte Wolff sich.
    Vandam wandte sich ihm wieder zu und bemerkte, daß er einen langen, frischen Kratzer am Kinn hatte. Vielleicht hatte Elene ihm Widerstand geleistet. »Sicherheitsgründe, Sir.«
    »Ich fahre auch nach Assiut«, erklärte der Priester.
    »Zum Kloster?«
    »Richtig. Sie haben davon gehört?«
    »Die Heilige Familie wohnte dort nach ihrem Aufenthalt in der Wüste.«
    »Ja. Sind Sie schon einmal dort gewesen?«
    »Noch nicht, vielleicht schaffe ich’s diesmal.«
    »Das hoffe ich.«
    Vandam reichte ihm seine Papiere. »Vielen Dank.« Er ging langsam zur nächsten Sitzreihe und kontrollierte die Dokumente der anderen Passagiere. Als er aufsah, begegnete er Wolffs Blick. Wolff beobachtete ihn mitausdrucksloser Miene. Vandam überlegte, ob er etwas Verdächtiges getan hatte. Als er das nächste Mal die Augen hob, starrte Wolff wieder aus dem Fenster.
    Was Elene wohl denkt? Sie muß sich fragen, was ich vorhabe. Vielleicht kann sie es erraten. Trotzdem muß es schwer für sie sein, stillzusitzen und mich ohne ein Wort vorbeigehen zu lassen. Wenigstens weiß sie jetzt, daß sie nicht allein ist.
    Und Wolff? Vielleicht war er ungeduldig oder gespannt ... nein, offensichtlich langweilte er sich.
    Vandam kam zum Ende des Wagens und überprüfte die letzten Papiere. Er gab sie zurück und wollte sich gerade wieder einen Weg durch den Gang bahnen, als er einen Schrei hörte:
    »Das ist mein Vater!«
    Er zuckte zusammen. Billy lief schwankend, gegen die Sitze stoßend, mit ausgestreckten Armen auf ihn zu.
    Oh Gott.
    Wolff und Elene waren aufgesprungen. Wolff beobachtete die Szene konzentriert, Elene voller Furcht. Vandam öffnete die Tür hinter sich, tat so, als habe er Billy nicht bemerkt, und schob sich rückwärts hinaus. Billy rannte ihm nach. Vandam warf die Tür zu und nahm seinen Sohn in die Arme.
    »Keine Angst«, versuchte er, Billy zu beruhigen. »Keine Angst.«
    Wolff würde ihm folgen.
    »Er hat mich mitgenommen!« sprudelte Billy hervor. »Ich habe die Geographiestunde verpaßt, und ich habe so einen Schrecken gekriegt!«
    »Nun ist alles vorbei.« Vandam wollte Billy nicht mehr allein lassen; er würde den Jungen bei sich behalten und Wolff töten ... Nein, es war unmöglich, er mußte weitermachen ... Vandam nahm sich zusammen. »Paß auf. Ich bin hier, und ich lasse dich nicht im Stich, aber ich muß den Mann fangen. Er darf nicht wissen, wer ich bin. Erist der deutsche Spion, den ich schnappen wollte. Verstehst du?«
    »Ja, ja..«
    »Kannst du so tun, als hättest du dich geirrt? Kannst du ihm sagen, ich sei nicht dein Vater, und zu ihm zurückgehen?«
    Billy starrte ihn mit offenem Mund an. Er brachte kein Wort hervor, aber seine ganze Miene schien zu sagen: Nein, nein, nein!
    »Dies ist eine echte Detektivgeschichte, Billy, und wir beide spielen darin mit. Du mußt zu ihm zurückkehren und so tun, als hättest du dich geirrt. Aber vergiß nicht, ich werde in der Nähe sein und wir werden ihn erwischen. Kannst du das? Kannst du das?«
    Billy antwortete nicht.
    Die Tür öffnete sich und Wolff kam heraus.
    »Was ist los?« fragte er.
    Vandam setzte eine höfliche Miene auf und zwang sich zu einem Lächeln. »Er scheint aus einem Traum aufgewacht zu sein und hielt mich für seinen Vater.«
    Wolff blickte Billy an. »Was für ein Unsinn!« knurrte er. »Komm sofort zurück zu deinem Platz.«
    Billy stand still.
    Vandam legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Los, junger Mann, dann wollen wir mal den Krieg gewinnen!«
    Die vertrauten Worte rüttelten Billy auf. Er grinste tapfer. »Entschuldigen Sie, Sir, ich muß wohl geträumt haben.«
    Vandam fühlte sich auf einmal sehr elend.
    Billy drehte sich um und ging zurück in den Wagen. Wolff und Vandam folgten ihm. Während sie sich durch den Gang schoben, wurde der Zug langsamer. Er näherte – sich der nächsten Station, wo Vandams Motorrad wartete. Billy erreichte seinen
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