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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca
Autoren: Ken Follett
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schweigend an.
    »Nehmen Sie das alberne Ding ab«, befahl er.
    Vandam zog sich die Kaffiyeh vom Kopf.
    »Lassen Sie mich raten«, meinte Wolff. »Major Vandam.« Er schien den Moment zu genießen. »Wie gut, daß ich Ihren Sohn als Sicherheit mitgenommen habe.«
    »Es ist vorbei, Wolff«, sagte Vandam. »Die halbe britische Armee ist Ihnen auf der Spur. Entweder lassen Sie sich von mir festnehmen, oder man wird Sie töten.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie die Wahrheit sagen. Sie würden die Armee niemals einschalten, weil Sie Ihren Sohn nicht gefährden wollen. Ich glaube, Ihre Vorgesetzten wissen nicht einmal, wo Sie sind.«
    Elene wußte, daß Wolff recht hatte, und gab alle Hoffnung auf. Sie war überzeugt: Vandam hatte die Schlacht verloren.
    »Unter seiner Galabiya trägt Major Vandam eine Khakihose. In einer der Taschen oder im Gürtel wirst du eine Pistole finden. Hol sie raus.«
    Elene griff durch den Seitenschlitz der Galabiya undfand die Pistole in Vandams Tasche. Sie dachte: Woher wußte Wolff das? Er mußte es erraten haben. Sie zog die Pistole hervor. Elene blickte Wolff an. Er konnte ihr die Pistole nicht abnehmen, ohne Billy loszulassen, und dann würde Vandam etwas unternehmen.
    Aber Wolff hatte daran gedacht. »Klapp die Pistole auf, so daß der Lauf nach vorn fällt. Sieh zu, daß du nicht zufällig den Hahn durchdrückst.«
    Sie hantierte an der Pistole.
    »Wahrscheinlich ist am Zylinder eine Sperre.«
    Elene fand die Sperre und öffnete die Pistole.
    »Nimm die Patronen heraus und wirf sie aus dem Auto.«
    Sie tat es.
    »Leg die Pistole auf den Boden.«
    Sie legte die Waffe hin.
    Wolff schien erleichtert. Nun war sein Messer wieder die einzige Waffe. Er sagte zu Vandam: »Steigen Sie aus.«
    Vandam blieb bewegungslos sitzen.
    »Steigen Sie aus«, wiederholte Wolff. Mit einer plötzlichen, genau kalkulierten Bewegung schlitzte er Billys Ohrläppchen auf. Ein Blutstropfen quoll hervor.
    Vandam stieg aus.
    Wolff wandte sich an Elene. »Auf den Fahrersitz.« Sie kletterte über den Schalthebel.
    Vandam hatte die Autotür offengelassen. »Schließ die Tür.« Elene machte sie zu. Vandam stand neben dem Auto und starrte hinein.
    »Los.«
    Der Motor hatte ausgesetzt. Elene legte den Leerlauf ein und drehte den Zündschlüssel um. Der Motor stotterte und erstarb. Sie hoffte, daß er nicht anspringen würde. Wieder drehte sie den Schlüssel, und wieder versagte die Zündung.
    »Gib Gas, während du den Schlüssel umdrehst«, sagte Wolff. Sie tat es. Der Motor zündete und heulte auf.
    »Fahr schon.«
    Elene startete.
    »Schneller.«
    Sie legte den zweiten Gang ein.
    Im Rückspiegel sah sie, daß Wolff das Messer wegsteckte und Billy losließ. Hinter dem Auto, schon fünfzig Meter entfernt, stand Vandam auf der Wüstenstraße. Seine Silhouette hob sich gegen den Sonnenuntergang ab. Er stand ganz still. »Er hat kein Wasser!« rief Elene.
    »Richtig«, entgegnete Wolff.
    Da begann Billy zu toben.
    Elene hörte ihn schreien: »Du kannst ihn nicht zurücklassen!« Sie drehte sich um und achtete nicht mehr auf die Straße. Billy hatte Wolff wie eine rasende Wildkatze angesprungen. Er schlug, kratzte und trat mit den Füßen; sein Gesicht war eine Maske kindlicher Wut, er kreischte, und sein Körper verkrampfte sich, als habe er einen epileptischen Anfall. Wolff war überrascht und konnte sich nicht sofort zur Wehr setzen. In dem engen Raum, mit Billy so dicht bei ihm, war er nicht in der Lage, zu einem Schlag auszuholen. Deshalb hob er die Arme, um sich zu schützen, und versuchte, den Jungen zurückzustoßen.
    Elene schaute wieder auf die Straße. Während sie sich umgedreht hatte, war das Auto von der Fahrbahn abgekommen, und nun pflügte das linke Vorderrad durch das Gestrüpp neben der Straße. Sie wollte das Lenkrad drehen, aber es schien einen eigenen Willen zu besitzen. Elene trat auf die Bremse, und der hintere Teil des Wagens rutschte zur Seite. Zu spät sah sie direkt vor sich eine tiefe Furche. Die Breitseite des rutschenden Autos traf mit solcher Wucht auf die Furche, daß ihre Knochen durchgerüttelt wurden. Aus dem Augenwinkel sah sie, daß Wolff und Billy hilflos hin und her geschleudert wurden.
    Das Taxi glitt von der Fahrbahn in den weichen Sand. Es wurde jäh langsamer, und Elene knallte mit der Stirn an den Rand des Lenkrades. Der Wagen schien sich überschlagen zu wollen. Sie fiel zur Seite, klammerte sich amLenkrad und am Schalthebel fest. Das Auto überschlug sich nicht, sondern
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