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Der Schlangenmensch

Der Schlangenmensch

Titel: Der Schlangenmensch
Autoren: Stefan Wolf
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stimmte in das rauhe
Lachen ein.
    „Also“, sagte Malowitz, „Müller
hat mir die Namen und Adressen dreier Kunden gesteckt. Das sind ganz besondere
Typen. Miteinander zu tun haben sie zwar nichts, aber jeder sucht einen
cleveren Einbrecher. Deshalb hatten sie zu Müller Kontakt aufgenommen — kurz
bevor er gefaßt wurde. Der ist nämlich aus derselben Branche. Aber es gibt nur
einen König der Einbrecher.“ Malowitz grinste.
    „Und der ist jetzt wieder in
freier Wildbahn“, lachte Gerlich. „Aber wer sind denn nun die drei?“
    „Gewissermaßen Verrückte!“
    „Doch nicht wirklich?“
    „Hör dir’s an.“ Malowitz hob
einen Daumen. „Da wäre zunächst mal Walter Jeske. Der hat Industrieunternehmen
geerbt, sie gleich weiter verkauft und nie in seinem Leben gearbeitet.
Ungerechterweise hat er soviel Geld, daß er sich mit 1000-Mark-Scheinen die
Wände tapezieren könnte. Er ist Sammler. Kunstsammler. Sein Leben hat er der
ägyptischen Kunst gewidmet. Damit meine ich nicht irgendwelchen modernen
Kitsch, sondern jahrtausendealte Kostbarkeiten aus den Königsgräbern und
Pyramiden. Aus der Zeit der Pharaonen (ägyptischen Könige) also.“
    „Davon verstehe ich nichts.“
    „Ist auch nicht nötig. Wenn die
Sache auf uns zukommt, erkläre ich dir, was du wissen mußt. Jedenfalls sieht
Jeskes verzweifelte Lage so aus: Alles, was sich auf dem freien Markt und von
Privatsammlern kaufen läßt, hat er. Was er noch nicht hat — und das sind die
schönsten Stücke — befindet sich in Museen. Also in staatlichem Besitz. Damit
ist es der Allgemeinheit zugänglich. Jeske will das Zeug aber für sich allein.
Deshalb sucht er clevere Einbrecher, die ihm das klauen, was er nicht kaufen
kann. Aus dem Ägyptischen Museum, zum Beispiel. Klar?“
    Gerlich nickte. „Ich war noch
nicht drin.“
    „Was?“
    „Im Museum, meine ich.“
    Malowitz trank einen Schluck
und überlegte, ob Gerlich der richtige Partner sei.
    „Und dafür bezahlt uns dieser
Jeske?“ fragte der Blonde. „Jeden Preis — vorausgesetzt, wir bringen ihm die
richtigen Stücke. Deshalb nehmen wir natürlich seinen Bestellzettel mit.“
    „Finde ich sehr gut. Aber er
muß wirklich verrückt sein. Ich würde für den alten Schund keinen Pfennig
ausgeben.“
    „Du nicht“, nickte Malowitz.
„Tja, und als zweiter wäre da ein Schloßherr. Ist gar nicht weit von hier.
Schloß Falkenstein. Kennst du? Na, immerhin. Graf Hubert von Falkenstein hat ein
tolles Schloß und herrliche Kunstschätze — Bilder vor allem, aber wenig
Bargeld. Und gerade das braucht er, wie wir alle.“
    „Soll er doch verkaufen!“
    „Das Schloß? Wer nimmt denn so
‘ne unrentable (uneinträgliche) Bude heutzutage — wo die Öl- und alle anderen
Kosten ständig steigen.“
    „Ich meine die Bilder.“
    „An denen hängt er. Außerdem
sind sie hoch versichert.“ Ein Grinsen breitete sich über Gerlichs Gesicht.
„Aha! Verstehe! Hoch versichert gegen Diebstahl, wie? Er kriegt also jede Menge
Moos, wenn ihm die Schinken geklaut werden. Und das sollen wir besorgen. Aber
wohl nur zum Schein, wie? Machen einen sauberen Bruch — damit es aussieht, als
ob. In Wirklichkeit hat der Falkensteiner seine Bilder im Burgverließ
versteckt. So bleiben sie ihm, und außerdem ist er endlich wieder bei Kasse.“
    „Deiner Rede wäre nichts
hinzuzufügen.“ Gott sei Dank! dachte Malowitz. Ganz so blöd ist er doch nicht.
    „Und der dritte?“
    „Der heißt Otto-Emanuel Karpf
und ist der streitbare Nachfahre eines reichen Gutsherren, der vor 300 Jahren
lebte. Der selige Karpf hatte damals seine zusammengegaunerten Kunstschätze
einer Wallfahrtskirche vermacht — aus Dankbarkeit. Weil ihn, wie er meinte, die
Gebete der Mönche von seinem Rheuma geheilt hätten. Heute weiß aber sein
Ur-Urenkel: Es waren nicht die Gebete, sondern ein Moorwasserteich, in dem der
alte Rheumatiker damals zu baden pflegte. Somit beruhe die Schenkung auf einem
Irrtum, urteilt unser heutiger Karpf. Er fordert die Kunstschätze zurück. Aber
da kann er lange fordern — die Kirche denkt nicht daran. Was die hat, hat sie.
Er ist auch schon vor Gericht gezogen, der Esel. Vergeblich, natürlich. Erst
als er Müller kennenlernte, kam er auf den richtigen Dreh. Jetzt will er die
Kunstschätze zurückklauen lassen.“

    „Sehr vernünftig“, lobte
Gerlich. „Aber kann er auch löhnen?“ Er rieb Daumen und Zeigefinger mit der
Geste des Geldzählens aneinander.
    „Müller sagt, ja. Auf jeden
Fall fühlen wir ihm
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