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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel
Autoren: Mia James
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bewusstlos auf dem Boden gelegen, als Thomas gestorben war, kaum fähig, zu atmen, ganz zu schweigen davon, von seinem Blut zu trinken. Diese Tür war für immer verschlossen.
    »Wir finden schon einen Weg«, erklärte April. »Wir sind beide am Leben, und wo Leben ist, gibt es auch Hoffnung, oder?«
    »Du hast recht«, sagte er. »Und das hier …«, er packte sie, drückte sie wie ein Tangotänzer nach hinten und küsste ihren Hals, »… kann ich ja trotzdem.«
    »Hey! Lass mich sofort los!«, protestierte sie lachend. »Wir sind hier auf einer Beerdigung, schon vergessen?«
    In diesem Moment traten Silvia, Davina und Fiona zu ihnen.
    »Hey, April, deine Mum hat mir gerade ein paar reichlich prekäre Geschichten über deinen Vater erzählt«, erklärte Davina mit gespielt entsetzter Miene. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
    April legte sich beide Hände auf die Ohren.
    »Bitte nicht! Ich will das nicht hören.«
    Silvia zog sie mit sich.
    »Los, komm jetzt, Miss Superprüde, wir wollen doch nicht zu spät zum Begräbnis kommen, oder?«
    Zu ihrer Freude hatte sich Mr Gordon bereits am Grab eingefunden und plauderte mit Luke und Peter. Einige Meter entfernt standen Caro und Simon – händchenhaltend, wie April lächelnd registrierte.
    »Wer hätte das gedacht? Habt ihr schon eure Trauung mit dem Pfarrer besprochen?«
    Caros Wangen färbten sich fast ebenso rot wie ihre Haarsträhnen, und sie versuchte, Simon ihre Hand zu entziehen, doch er hielt sie fest.
    »Was Caro sagen will, ist, dass wir beide sehr glücklich miteinander sind, es aber langsam angehen. Immer schön einen Schritt nach dem anderen«, sagte er und beugte sich vor. »Ehrlich gesagt, ist das hier sogar unser erstes Date«, raunte er.
    »Das ist ein Date?« Die Vorstellung schien Caro zu gefallen.
    »Wir haben uns auch schon mal geküsst«, fügte Simon hinzu. »Allerdings nicht vor dem Pfarrer.«
    Wieder lief Caro tiefrot an. April brach in schallendes Gelächter aus. Sie konnte sich nicht erinnern, Caro jemals so sprachlos – oder glücklich – gesehen zu haben.
    »So, und jetzt weg da«, sagte sie und schubste Simon zur Seite. »Wir brauchen ein Mädels-Gruppenbild.«
    Die drei steckten die Köpfe zusammen. »Danke, Ladies«, flüsterte April. »Ohne euch hätte ich das …«
    »Klappe!«, unterbrach Caro. »Dafür sind wir doch da.«
    »Genau«, bestätigte Fiona. »Weil wir dich mögen.«
    April drückte die beiden an sich, bis der Pfarrer in die Hände klatschte. »Dann wollen wir zum geschäftlichen Teil kommen. Sind wir vollzählig?«
    April ließ den Blick über die kleine Trauergemeinde schweifen: Caro und Fiona, Gabriel und Simon, Davina und ihre Mutter sowie Luke und Peter, ihre beiden Onkel, sowohl der leibliche als auch der Onkel ehrenhalber. All die Menschen, die sie liebte und die ihr am Herzen lagen, hatten sich versammelt, um dem Mann die Ehre zu erweisen, den sie am meisten von allen geliebt hatte.
    »Wenn sich nun alle auf diese Seite begeben möchten«, sagte Mr Gordon und führte sie um das Grab herum. Beim Anblick des Grabsteins rutschte ihr das Herz in die Hose. Natürlich hatten sie ihn schon einmal begraben, trotzdem war es ein Schock, den grauen Stein zu sehen, so als wolle er sagen »Das war’s jetzt aber endgültig«. Erfreut stellte April fest, dass sich seine letzte Ruhestätte so dicht neben den Stufen zur Grabstätte befand. Er hat mich bestimmt gehört, wenn ich mit ihm geredet habe , dachte sie. Und beim Anblick der Inschrift konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    William Dunne. Er lebt weiter.
    »Deines Vaters Vorstellung von einem Scherz«, flüsterte Silvia ihr zu. »Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, stimmt es eigentlich auch.«
    April nickte und spürte, wie ihr die Tränen kamen, doch es war ihr egal, falls es jemand sah. »Ja, er wird immer bei uns sein. Immer.«
    Ihre Mutter nahm ihre Hand und hielt sie fest, während Mr Gordon das Wort ergriff. Er brauchte kein Gebetbuch. All die Worte waren längst gesagt. Stattdessen sprach er darüber, was für ein Mensch William Dunne gewesen war; über seine grenzenlose Begeisterungsfähigkeit, seine Neugier und sein Interesse an allem – ob nun an Meerjungfrauen oder an Rasenmähern – und seine positive Lebenseinstellung, mit der er sein gesamtes Umfeld angesteckt hatte.
    »Wir sollten nicht um ihn trauern«, fuhr er fort. »Denn er ist nun im Himmel und auch in uns. Wir sollten nicht um ihn trauern, denn er hat uns alle ein Stück reicher
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