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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel
Autoren: Mia James
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schafft, die Blutsauger zu vereinen?«
    Gabriel zuckte mit den Achseln.
    »Wer weiß? Macht genug hat sie jedenfalls. Und Ansporn ebenso.«
    »Ansporn? Was meinst du damit?«
    »Ich meine damit, dass Vampire nun einmal Vampire sind, April. Sie bewegen sich in der Dunkelheit, sie lieben die Macht. Und für Bluter haben sie nur wenig übrig, es sei denn als Nahrungsquelle.«
    »Hübsche Vorstellung«, bemerkte April und warf den Rest ihres Kuchens in den Mülleimer.
    »Der Punkt ist, dass wir alle in gehörigen Schwierigkeiten stecken, falls es Silvia nicht gelingt, die Vampirclans zu besänftigen. Deshalb wird sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um zu gewährleisten, dass keiner aus der Reihe tanzt.«
    »Aber was ist, wenn …«
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen.
    »Kein Aber. Hast du das nicht heute Vormittag erst zu mir gesagt? Lass uns versuchen, in der Gegenwart zu leben. Das klingt nach einem guten Ratschlag.«
    Sie wandte sich ab und ließ den Blick über das Parkgelände schweifen. Im Sommer war die Aussicht sogar noch spektakulärer – die gläsernen Wolkenkratzer, die in der Sonne funkelten, die Londoner Innenstadt, die sich wie eine flache Scheibe in der Ferne erstreckte. Sie saßen auf derselben Bank wie an jenem Morgen, der unendlich lange zurückzuliegen schien, nach ihrem Besuch im Zoo und bevor Gabriel das Elixier getrunken hatte. Sie dachte an jenen bittersüßen Moment, als sie sich das letzte Mal geküsst hatten.
    »Ich bin froh, dass wir noch einmal hergekommen sind«, sagte April leise. »Es ist so wunderschön hier oben.«
    »Das einzige Schöne weit und breit bist du«, sagte Gabriel, strich ihr Haar zurück und küsste ihren Hals. Ein leiser Schauder überlief sie.
    »Vermutlich sollten wir jetzt das Päckchen aufmachen«, meinte April, zog das Geschenk aus ihrer Tasche und hielt es ihm hin.
    »Das überlasse ich dir. Ladies first«, erwiderte Gabriel.
    April hatte die ganze Zeit darauf gehofft, dass er das sagen würde. Geschenke auszupacken gehörte zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Aufgeregt wie ein kleines Mädchen zog sie das Geschenkband auf und schlug das Papier zurück. Sie hatte auf ein Fotoalbum oder ein Erinnerungsstück von ihrem Dad getippt, andererseits hatte Mum gemeint, es sei für sie beide gedacht. Sie blickte auf eine schlichte weiße Styroporschachtel. Seltsam. Sie sah Gabriel an.
    »Mach sie auf.«
    Sie hob den Deckel an und spähte hinein – und sprang so abrupt auf die Füße, dass sie um ein Haar die Schachtel fallen gelassen hätte.
    »Oh mein Gott!«, quiekte sie und schlug sich die Hand vor den Mund. » MUTTER !«
    »Was ist es denn?«, fragte Gabriel und sah ebenfalls hinein. April sah zu, wie sich seine Miene veränderte und sich zuerst Ungläubigkeit, dann Staunen und schließlich Angst darauf abzeichnete. Dann brach er in schallendes Gelächter aus.
    »Silvia Dunne«, rief er. »Du schlauer Fuchs.«
    April setzte sich hin und nahm das Glasröhrchen aus der Schachtel. Es war winzig, etwa so groß wie eine Batterie, und mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt. Aber es war nicht irgendeine Flüssigkeit, sondern Blut. Thomas Hamiltons Blut. Sie musste es aufgefangen haben, als April weinend neben Gabriel gekauert hatte.
    »Oh Gott, Gabe, was machen wir denn jetzt?«
    April hielt das Röhrchen ins Licht. Es sah weder magisch noch übernatürlich aus, sondern wie ganz gewöhnliches Blut. Konnte diese Flüssigkeit ihr Gabriel tatsächlich zurückbringen? Für immer? Steckte eine so große Macht in einem so kleinen Behältnis?
    »Was, wenn es nicht funktioniert?«, fragte sie. »Wenn all diese Legenden purer Unsinn sind?«
    Lächelnd nahm Gabriel ihre Hand. »Dann suchen wir eben weiter nach einem Heilmittel. Du hast vollkommen recht, Baby. Solange es Leben gibt, besteht auch Hoffnung. Und wir werden für immer zusammen sein, egal, was passiert.«
    Mit zitternden Fingern reichte sie ihm das Röhrchen und sah ihn mit aufgerissenen Augen an.
    »Und was, wenn es funktioniert?«
    Gabriel lachte. »Dann werde ich dich küssen, April Dunne. Und wir werden gemeinsam alt werden.«
    April nickte, den Blick immer noch auf das Röhrchen geheftet. »Gute Antwort«, bemerkte sie.
    Langsam und vorsichtig schraubte Gabriel den Deckel ab und legte ihn neben sich auf die Bank.
    »Oh Mann, das klappt bestimmt nie«, sagte er.
    Er hielt April seine freie Hand hin. Nervös ergriff April sie, verschränkte ihre Finger ineinander und drückte sie leicht.
    »Bereit?«, fragte
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