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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: A. J. Kazinski
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befahl Sommersted.
    Leon gehorchte und blieb hinter Niels, der Sommersted gegenübersaß, an der Wand stehen. Umzingelt .
    »Was ist gestern schiefgegangen?«, begann Sommersted.
    »Ich …«
    Niels drehte sich um und sah zu Leon. »Ich habe keinen Kontakt zu ihr bekommen. Ich glaube nicht, dass es Selbstmord war.«
    Sommersted seufzte. Ein schlechter Start, dachte Niels.
    »Nicht nur Selbstmord«, korrigierte er seine Aussage.
    »Wurde sie gestoßen?«
    »Sie wurde verfolgt – in den Tod getrieben.«
    »Wie viele Menschen haben sie springen sehen, Leon?«
    »Hundert«, antwortete Leon. »Mindestens.«
    »Und hat einer davon gesehen, dass sie in den Tod getrieben wurde?«
    »Ich bin der Meinung, dass wir sie obduzieren lassen sollten«, sagte Niels.
    »Eine Obduktion?« Sommersted schob seinen Stuhl eine Spur zurück. »Und was soll dabei herauskommen?«
    »Hören Sie: Sie war auf der Flucht vor irgendetwas. Das weiß ich. Sie hatte Angst davor, einzuschlafen und das Bewusstsein zu verlieren. Vor dem, was geschehen sollte, wenn sie schlief.«
    »Und vor wem war sie auf der Flucht?«
    »Einer der Schaulustigen ist weggelaufen«, sagte Niels. »Ich habe ihn verfolgt, aber …«
    »Es gibt viele, die nicht mit der Polizei reden wollen.«
    »Mir sind da jedenfalls ein paar unter die Augen gekommen«, sagte Leon.
    Niels zögerte. Er wusste, er befand sich auf dünnem Eis, wagte sein Kamikazemanöver aber trotzdem und fuhr fort:
    »Ich konnte ihr das ansehen.«
    »Sie konnten ihr das ansehen?«
    »Haben Sie die Bilder von ihr gesehen?«
    »Nein, und was sollten diese Bilder beweisen? Dass sie verfolgt wurde?«
    »Sommersted, Sie kennen mich. Ich bin gut in meiner Arbeit.«
    »Leon sagt, Sie hätten getrunken?«
    »Ich hatte ein paar Stunden vorher ein paar Schnäpse getrunken. Das hatte ich Leon aber schon am Telefon gesagt und vor Ort dann noch einmal.«
    »Stimmt das, Leon?«
    Leon zuckte mit den Schultern: »Ich erinnere mich nicht mehr daran, dass Niels das am Telefon gesagt hat, aber das Telefonat ha ben wir ja auf Band.«
    Sommersted schüttelte den Kopf. Dachte nach. Niels sah das Kalkulieren in seinem Blick: Doch, man konnte Niels diese Sa che durchaus mal anhängen. Betrunkener Polizist . Aber das würde dann doch wieder nur auf ihn zurückfallen: ein Mann in seinem Dezernat mit Alkoholproblemen. Der Einzige, der seinen Kopf aus der Schlinge ziehen würde, war Leon. Vielleicht sagte er deshalb: »Nur damit ich das richtig verstehe, Leon. Als Niels auf der Brücke angekommen ist, hat er dir gesagt, dass er getrunken hat?«
    »Ja, aber …«
    »Und du hast ihm diesen Einsatz trotzdem zugeteilt?«
    Niels sah förmlich, wie sich in Leon die Sätze aufstauten, die er alle sagen wollte, aber irgendwie schien er mit keinem davon ganz zufrieden zu sein. Sommersted konnte das hier besser als jeder andere. Die Fehler des Abends und ihre Konsequenzen waren jetzt gleichmäßig zwischen ihnen dreien verteilt. Leon nickte, und Niels blickte zu Boden. Sommersted atmete tief durch. Es klopfte an der Tür, und dann steckte Casper seinen Kopf durch den Türspalt.
    »Ich habe eine Kopie der Aufnahme, um die Sie mich gebeten haben.«
    »Haben Sie auch was mitgebracht, womit wir uns das anhören können?«, fragte Sommersted. Niels sah beklommen auf den Me tallzylinder, den Casper auf den Tisch stellte. Der Mitschnitt.
    »Ist das von gestern?«, fragte Leon.
    Niemand antwortete.
    »Nun, lassen Sie uns hören, was da passiert ist«, sagte Sommersted, als Casper das kleine Abspielgerät eingeschaltet hatte. Leon zuckte unruhig. Niels’ Rücken klebte an der Stuhllehne. Sommersted schloss die Augen. Casper lehnte sich, die Hände hinter dem Rücken, an die Wand. Erst war nur ein Rauschen zu hören. Dann hörte Niels seine eigene Stimme:
    »Ich komme jetzt zu Ihnen hoch.«
    Und etwas entfernt einen Mann, der rief: »Beeilen Sie sich, sie springt.«
    Sommersted blickte auf: »Wer war das?«
    »Ein Zivilist. Irgendein besoffener Idiot«, antwortete Leon. Niels’ Stimme war wieder zu hören:
    »Ich heiße Niels. Ich bin Polizist. Ich bin unbewaffnet. Und ich will nur mit Ihnen reden, sonst nichts.«
    »Spring doch, du Nutte«, wurde gerufen, dann hörte man ein paar junge Kerle lachen.
    Sommersted schüttelte kaum merkbar den Kopf.
    »Denk nicht dran, Bentzon, geh weiter. Den bringe ich zum Schweigen«, kam es aus dem kleinen Zylinder auf Sommersteds Schreibtisch.
    »Gut, Leon«, brummte Sommersted, lehnte sich zurück, legte die Füße
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