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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: A. J. Kazinski
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auf den Tisch und sah aus dem Fenster, während das Drama durch den kleinen Lautsprecher seinen Lauf nahm, plötzlich unterbrochen von einem Rauschen.
    Niels hoffte, dass der Rest der Aufnahme gelöscht war. Andernfalls war ihm nur noch danach, seine Dienstwaffe und seinen Ausweis abzugeben und zu kündigen. Danke, das war’s. Auf Nimmerwiedersehen.
    Aber es ging weiter. Jedes noch so kleine Detail des Dramas auf der Brücke fand seinen Weg in das überhitzte Büro. Die Sonne brannte durch die Scheibe, während Sommersted regungslos der Aufnahme lauschte und Leon starr wie ein Möbelstück irgendwo hinter Niels stand.
    »Rede mit mir. Wie heißt du? Just tell me your name. That’s all. Name? Nome?«
    Wieder eine Pause. Schreie vom Bahnsteig.
    Sommersted blickte auf. Überrascht. Im gleichen Moment wurde die Luft von einem Schrei zerrissen. Ihrem Schrei, dem einzigen Laut, der von ihr auf diesem Band war.
    »Bentzon! Soll ich hochkommen?«, rief Leon, und das Mikrofon übersteuerte.
    »Sieh mich an! Sieh nicht nach da unten. Bei mir kann dir nichts passieren. Ich will dir helfen«, sagte Niels mit Nervosität in der Stimme.
    Sommersted stand auf, er ertrug die Spannung offensichtlich nicht mehr, wie in den letzten Sekunden eines Fußballspiels. Ein Strafstoß unmittelbar vor dem Abpfiff.
    »Zwanzig Sekunden, Bentzon«, sagte Leon.
    »Nein, tu das nicht«, bat Niels, und dann sagte er: »Wenn du springst, springe ich auch.«
    Niels rückte näher an das kleine Abspielgerät auf dem Tisch heran. Wieder hörte er die Frau ganz leise etwas sagen. Vielleicht war das nur ein einzelnes Wort. Und dann Schreie, Lärm, gefolgt von Leons Stimme, der Befehle schrie. »Schafft die Ärzte nach unten!« und »Macht die Brücke frei, damit die Ambulanz losfahren kann!«
    Sommersted schaltete das Gerät ab. Leon sah sehr zufrieden aus.
    »Wenn du springst, springe ich auch?«, fragte Sommersted, setzte sich hin und sah Niels an. »Ist das irgendetwas Neues, das Sie in einem Kurs gelernt haben?«
    Niels schüttelte den Kopf.
    »Uns warum haben Sie es dann gesagt?«
    Niels zögerte, er wollte lieber über das reden, was sie vor ihrem Sprung gesagt hatte. Das Wort, das er nicht verstanden hatte, von dem er aber wusste, dass es wesentlich war. »Es ist einfach so über mich gekommen«, sagte Niels und bereute seine Formulierung sofort.
    »Über Sie gekommen, sagen Sie?« Sommersted machte Niels mit einem ungehaltenen Blick klar, dass er dabei war, die Geduld zu verlieren.
    »Ein Unterhändler hat in solchen Situation nur seine Intuition«, sagte Niels, wurde aber von Sommersted unterbrochen: »Ein Unterhändler hat seine Intuition und zwanzig Mann in Uniform, die bereitstehen, um ihm zu helfen. Es geht um die Zusammenarbeit, Bentzon.«
    Der Chef stand wieder auf und trat ans Fenster. Er blickte lange in die Sonne und schien mit einem Mal alle Zeit der Welt zu haben.
    »Sie hat etwas gesagt. Ein einzelnes Wort, glaube ich. Haben Sie das gehört?«, fragte Niels.
    Sommersted schüttelte den Kopf. Casper lächelte.
    »Ich habe die Aufnahme überprüft und das Wort isoliert. Wollen Sie es hören?«
    »Natürlich«, antwortete Sommersted irritiert.
    Casper wählte ein neues File und spielte es ab: »Hier, jetzt kommt’s«, sagte er und drückte auf »Play«.
    Sie spitzten die Ohren. Die Nebengeräusche waren jetzt fast weg. Und dann hörten sie ihre Stimme auf dem Band. Nur ein einzelnes Wort, ganz weich, fast zärtlich ausgesprochen.
    »Noch einmal«, sagte Sommersted. »Können Sie das lauter machen?«
    Casper drehte die Lautstärke auf. Niels rückte noch näher an den Lautsprecher heran. Wieder war das seltsame Wort zu hören.
    »Ich höre überhaupt nichts«, brummte Leon. »Keinen Scheiß!«
    Aber Niels nickte. Casper sah zu den anderen: »Ich kann es auch hören«, sagte er.
    »Verdammt, ich doch auch«, schimpfte Sommersted. »Aber was sagt sie?«
    Es war Niels, der es als Erster aussprach: »Sie sagt Echelon.«
    Sommersted schüttelte den Kopf: »Noch einmal, Casper.«
    Wieder hörten sie die Aufnahme. Dieses Mal war es ganz deut lich. Ruhig und ohne die Stimme zu heben, sagte sie: »Echelon.« Und dann sprang sie. Sommersted drehte sich um und sah wieder aus dem Fenster.
    »Echelon«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Na wunderbar.«
    »Was bedeutet dieses Wort?«, fragte Leon.
    Casper antwortete. Er räusperte sich und sah plötzlich noch jünger aus, als er war:
    »Echelon ist ein sagenumwobenes amerikanisch-britisches welt
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