Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: A. J. Kazinski
Vom Netzwerk:
warum ich im Büro bin.«
    »Niels Bentzon.«
    Niels wartete. Bei dem jungen IT -Spezialisten klingelte of fenbar nichts, obwohl sie vor einiger Zeit zusammengearbeitet hatten.
    »Niels Bentzon, vom Morddezernat«, fügte er hinzu.
    »Ja?«
    Egal, kommen wir zur Sache, dachte Niels und richtete sich auf seinem Stuhl auf: »Bei euch soll eine Tonaufnahme eingegangen sein. Von gestern.«
    »Die Springerin?«
    Niels hätte am liebsten in den Hörer gebrüllt, dass man res pektvoll mit den Toten umgehen müsse und er sein dummes Ge rede einpacken und endlich einen professionellen Ton anschlagen solle.
    »Ja, die.«
    »Sommersted will die Aufnahme hören, ich bereite sie gerade für ihn vor.«
    »Sommersted?«
    Niels spürte das Blut aus seinem Kopf sacken. Warum interessierte der Chef sich für die Details dieses Falls? Er beschäftigte sich sonst nie mit Einzelfällen, sondern konzentrierte sich auf die Koordination und das Politische – den größeren Rahmen, wie er das nannte.
    »Bist du noch da?«, fragte Casper.
    »Ja. Hör mal: Sie hat etwas gesagt, ein Wort.«
    »Die Springerin?«
    »Es wäre nett, wenn du sie anders nennen könntest.«
    »Wie soll ich sie denn dann nennen?«
    »Opfer wäre die korrekte Bezeichnung. Oder einfach nur Frau.«
    Stille. Durch das Fenster hörte Niels die Jazzmusik von einem der Touristenboote, unbekümmert und leicht.
    »Also noch mal: Sie hat irgendetwas gesagt, das ich nicht verstehen konnte, unmittelbar bevor sie gesprungen ist. Fast zeitgleich mit dem Sprung. Könntest du das für mich herausholen?«
    »Ich werd’s versuchen.«
    09.55 Uhr
    Niels traf Vizepolizeidirektor W . H . Sommersted am Kaffeeauto maten. Die Chefs hatten eigentlich an den Wochenenden frei. War er wegen der Frau gekommen, die in der Nacht gesprungen war? Zuerst ignorierte Sommersted ihn. Er sprach mit einem Kollegen vom Drogendezernat und schien guter Laune zu sein. Niels wunderte sich und fragte sich, ob er womöglich irgend welche Pillen einwarf. Niels hatte bemerkt, dass Sommersteds Atem im Einklang mit seiner besser werdenden Laune immer schlechter geworden war. Magenprobleme waren die häufigs ten Nebenwirkungen von Stimmungsaufhellern. Bestimmt hatte Sommersteds angespannte Gemütslage etwas mit seiner Frau zu tun, seiner attraktiven Gattin. Wie Niels hatte Sommersted keine Kinder. Vielleicht war das der Grund dafür, weshalb seine Frau bei Festen und Empfängen immer so erpicht auf die bestätigenden Blicke anderer Männer war. Sie faszinierte Niels. Eine Schönheit, die sich ihrem Herbst näherte. Wenn Sommersted bei Jubiläen eine Rede hielt – er ließ kaum eine Gelegenheit aus, sich selbst zu hören –, sah sie nur selten zu ihrem Mann. Stattdessen schaute sie sich um, guckte nach hinten, beobachtete, ob einer der abgehärteten Männer Freude an ihrem Körper in dem eng sitzenden Kleid gefunden hatte: zierlich und wohlgeformt. Die Gerüchte besagten, dass Sommersted und seine Frau eine Krise hinter sich hatten, jetzt aber wieder zusammen waren. Die schweren Zeiten waren überstanden. Niels standen sie noch bevor.
    »Haben Sie zehn Minuten, Bentzon?« Sommersted stand vor ihm.
    »Jetzt?« Niels versuchte seine Nervosität in den Griff zu be kommen.
    Sommersted betrachtete Niels ein paar quälend lange Sekunden. »Zehn Minuten, Bentzon. In meinem Büro, in zehn Minuten.«
    ***
    Niels hatte nie ein gutes Verhältnis zu Sommersted gehabt. Er tröstete sich aber damit, dass Sommersted, sah man einmal von Leon ab, zu niemandem ein gutes Verhältnis hatte. Gemeinsam waren sie so etwas wie der gute und der böse Cop, die Schöne und das Biest. Nach außen ein schönes Gesicht, nach innen Zorn und Wut: Letztere bekamen alle zu spüren, die ihnen im Weg standen, während Sommersted in die Fernsehkameras lächelte und mit dem Justizminister Kaffee trank. Im Gegensatz zu Leon war Sommersted ein Mann, dem die Jahre gutgetan hatten. Seine buschigen, maskulinen Augenbrauen waren leicht ergraut, und seine Stimme war eine Spur rauer geworden. Nur sein Blick hatte sich nicht verändert. Er war noch immer kühl, direkt, entspannt. Als hätte er gerade ein schweres Verbrechen begangen, wüsste aber, dass niemand ihm etwas anhaben konnte.
    »Leon kommt gleich auch noch dazu«, leitete Sommersted das Gespräch ein, nachdem Niels von einer Sekretärin hereingewun ken worden war.
    »Leon?«, fragte Niels. Eine bange Ahnung begann in ihm zu keimen, als die Tür aufging und Leon den Raum betrat.
    »Schließ die Tür«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher