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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: A. J. Kazinski
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Menschen erwarteten eine Antwort.
    »Es ist so viel geschehen«, antwortete Niels. »Und ich war ja noch nicht ganz klar.«
    Der Polizeichef wollte sich damit aber nicht zufriedengeben. »Das verstehe ich. Aber was, glauben Sie, war mit ihm los? Was ist in ihn gefahren?«
    Niels zuckte mit den Schultern und sah zu Leon.
    Leon räusperte sich: »Er war nicht sonderlich glücklich«, sagte er und starrte auf die Tischplatte.
    Der lokale Polizeichef blieb hartnäckig. »Sie sagen, Bergmann sei klar geworden, wer seine Frau ermordet hat, als er Bentzon in die Augen gesehen hat.«
    Leon zog eine Augenbraue hoch. »Wer sagt das?«
    »Ein paar von den jungen Beamten, die an dem Abend dabei waren.«
    Niels sah zu Sommersted, der die Situation sofort erfasste: »Also, meines Erachtens wird das jetzt ziemlich spekulativ. Wenn Sie nicht mehr haben, kann mich einer von Ihnen gerne zum Lunch einladen.« Er stand auf.
    Allgemeines Gelächter.
    Ein nasaler Laut von Leon, der sich ebenfalls erhoben hatte. Der Verbindungsoffizier konnte nicht schnell genug den Raum verlassen. Leon und Sommersted folgten ihm. Die Sache war für sie erledigt, sie mussten weiter. Sommersted zu seinen Sitzungen mit dem Minister und seinem überbordenden Schreibtisch, auf dem neue Morde und frische Verbrechen warteten. Wie hielt er das nur aus?, fragte Niels sich, der mit dem pensionierten Polizisten zurück blieb. Der Alte stand auf und setzte sich zu Niels.
    »Ich verstehe gut, dass Sie nicht darüber reden wollen«, begann er. Und wusste nicht weiter.
    Niels erwog einen Moment lang, ihm auf die Sprünge zu helfen oder ihm zu sagen, dass es gar nicht so unangenehm war zu sterben, fand das letztlich aber unpassend. Und vielleicht auch nicht ganz wahr? Er wusste es nicht. Hatte Schwierigkeiten damit, seine Erlebnisse in Worte zu fassen. Vielleicht konnte die Sprache, die wir auf der Oberfläche der Erde entwickelt hatten, nur die Erlebnisse auf dieser Seite des Todes beschreiben? Vielleicht brauchte es eine andere Sprache, um die andere Seite wiederzugeben?
    »Als ich in diesem Fall ermittelt habe …«
    Niels musterte den Alten. Die Falten gaben seinem Gesicht einen besorgten, traurigen Ausdruck.
    »Als ich in diesem Fall ermittelt habe …«, wiederholte er. »Mein erster Gedanke war damals, mich auf die Verdächtigen zu konzentrieren, die auf der Hand lagen.«
    »Natürlich«, sagte Niels.
    »Das heißt Bergmann und …«
    Er sah Niels an, als wartete er auf Zustimmung für seine nächsten Worte.
    »Und?«
    »Seine Tochter.«
    Niels nickte. »Das wäre ein ganz natürlicher Ansatzpunkt.«
    »Bergmann konnten wir schnell ausschließen. Blieb noch das kleine Mädchen, Silke, die in ihrem Zimmer war. Sie liegt wach und hört den Liebhaber ihrer Mutter kommen. Die Mutter hat ihr wie immer ein Schlafmittel in den Kakao gemischt. Aber sie hat begonnen, den Kakao wegzukippen, weil sie weiß, was vor sich geht. Sie lauscht. Und eines Tages hört sie die Mutter mit dem Mann streiten. Laut.«
    »Worüber?«, fragte Niels.
    Der alte Kommissar runzelte die Stirn. »Es gibt so viel, worüber eine Frau mit ihrem Liebhaber streiten kann. Vielleicht verlangt er von ihr, ihren Mann zu verlassen. Vielleicht will sie ihn nicht mehr sehen. Vielleicht will er sie nicht mehr sehen. Oder aus anderen Gründen. Auf jeden Fall beginnt dieser Streit. Die Frau schreit. Vielleicht schubst der Mann sie auch. Aber vielleicht geht er dann irgendwann?«
    Niels bekam einen unangenehmen Geschmack im Mund. Als klebte das Salzwasser von der Begegnung mit Bergmann plötzlich wieder auf seiner Zunge.
    »Vielleicht verlässt er das Haus, wirft die Tür zu, hastet zu seinem Auto, wird von einem Nachbarn gesehen und verschwindet, für immer.«
    Niels sah dem Alten in die Augen.
    »Und das kleine Mädchen bekommt die Tür auf.«
    »Wie?«
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hatte die Mutter an diesem Tag ganz einfach vergessen abzuschließen? Soll ich weiterreden?«
    Keine Reaktion von Niels.
    »Vielleicht ist das Mädchen zu seiner Mutter gegangen. Voller … was soll ich sagen? Trauer? Wut? Beides? Oder sie ist erst in die Küche gegangen. Vielleicht war Maria Bergmann da schon wieder im Schlafzimmer. Es war ein bisschen Zeit verstrichen, seit ihr Liebhaber gegangen war. Zwanzig Minuten. Vielleicht hatte Maria Bergmann sich in den Schlaf geweint. Und vielleicht hatte das Mädchen etwas in der Küche geholt. Ein Messer. Das größte und schärfste im ganzen Haus. Wir wissen,
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