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Der Scheich

Titel: Der Scheich
Autoren: Edith Maude Hull
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Engländer meine Mutter gequält hat. Deshalb haßte ich dieses ganze Volk in wildem Wahn - bis jetzt. Und ich dachte, du würdest mir nichts bedeuten - bis zu jenem Tag, als Ibraheim Omair dich raubte. Da wußte ich, mein Lebenslicht würde erlöschen, wenn dir etwas zustieße. Dann hätte ich nur noch danach getrachtet, Ibraheim zu töten und danach Selbstmord zu begehen.»
Wie ein Schraubstock umschlangen seine Arme ihren Körper, aber sie fühlte sich himmlisch. Sprachlos klammerte sie sich an ihn, und ihr Herz hämmerte heftig gegen die Rippen. Während er sie anschaute, jagte der Glanz in seinen Augen - der Glanz, den sie so lange ersehnt hatte - einen Schauer durch ihre Glieder. Sein Kopf neigte sich herab. Beinahe berührten seine Lippen ihren Mund. Doch dann richtete er sich auf, und tiefer Kummer verdrängte die Liebe aus seinem Blick. «Nein, ich darf dich nicht küssen.» Sanft schob er sie von sich. «Sonst hätte ich nicht die Kraft, dich wegzuschicken. Ich wollte dich nicht einmal berühren», fügte er hinzu und wandte sich müde ab.
Sofort kehrte Dianas Angst zurück. «Aber - ich möchte nicht gehen», hauchte sie.
Er blieb am Schreibtisch stehen und ergriff den Revolver, den er vorhin geladen hatte, klappte ihn auseinander, drehte das Magazin zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ die Waffe wieder zuschnappen. «Das verstehst du nicht. Es gibt keinen anderen Weg.»
«Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du mich nicht verstoßen», schluchzte Diana.
« Wenn ich dich liebte?» wiederholte er und lachte freudlos. « Wenn ich dich liebte! Nur weil ich dich so sehr liebe, war ich zu diesem Entschluß fähig. Würde ich dich weniger lieben, wäre ich bereit, dich hierzubehalten, und du könntest dein Glück versuchen.»
Flehend hob sie die Hände. «Ahmed, ich will bei dir bleiben, ich liebe dich!» rief sie verzweifelt - denn sie kannte seine unbeugsame Entschlossenheit und sah ihre Hoffnung dahinschwinden.
Doch er sah sie nicht an und runzelte die Stirn. Schon wieder diese gefürchtete, strenge Miene. «Du weißt nicht, was du redest. Und du weißt nicht, was es bedeuten würde.» Seine Stimme hatte alle Ausdruckskraft verloren. «Wenn du mich heiratest, müßtest du hier in der Wüste leben. Ich kann mein Volk nicht verlassen, und ich bin dem arabischen Wesen zu sehr verbunden, um dir gelegentliche Reisen ohne meine Begleitung zu gestatten. Für dich wäre das kein Leben. Jetzt glaubst du mich zu lieben, obwohl nur der Himmel weiß, wie das möglich ist - nach allem, was ich dir angetan habe. Aber du würdest bald merken, daß deine Liebe dich nicht für das Leben an meiner Seite entschädigt. Außerdem wäre ich kein geeigneter Ehemann für dich. Du weißt, was ich bin, und kennst meine Vergangenheit. Keine anständige Frau darf sich an mich binden. Für alle Zeiten würde die Erinnerung an meine abscheulichen Verfehlungen zwischen uns stehen. Die würdest du nicht vergessen und mir niemals vertrauen. Selbst wenn du alles vergeben und vergessen könntest - es ist nicht leicht, mit mir zu leben. Oft genug mußtest du unter meinem aufbrausenden Temperament leiden. Das habe ich dir nicht erspart, und ich würde dich auch in Zukunft nicht damit verschonen. Glaubst du, ich ertrüge es, mit anzusehen, wie du mich im Lauf der Jahre hassen lernst? Jetzt hältst du mich für grausam. Aber ich meine es nur gut mit dir. Eines Tages wirst du etwas freundlicher an mich denken, weil ich die Kraft hatte, dich gehenzulassen. Du bist so jung, dein Leben fängt erst an. Und du bist stark genug, um diese letzten Monate zu vergessen - die Vergangenheit auszulöschen und nur in die Zukunft zu blicken. Niemand braucht je zu erfahren, was zwischen uns geschehen ist - dein Ruf bleibt unangetastet. Im Schweigen der Wüste verschwinden viele Dinge. Mustafa Ali lebt nun viele hundert Meilen entfernt - aber nicht weit genug weg, daß er es wagen würde zu sprechen. Um meine Männer mußt du dich nicht sorgen, die reden oder halten den Mund, je nachdem, was ich verlange. Da wäre nur Raoul, und er ist über jeden Zweifel erhaben. Natürlich hat er mir seine Meinung nicht vorenthalten. Kehr in deine Heimat zurück, zu deinem Volk, zu deinem eigenen Leben, in dem kein Platz für mich ist. Nach wenigen Wochen wird dir das alles wie ein böser Traum erscheinen.»
Schweiß glänzte auf seiner Stirn, und er preßte in seiner Seelenqual die Fäuste an die Brust. Aber Diana hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, und so sah sie
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