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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz
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noch einmal fest, so fest, dass wir beide zu lachen begannen. Dann machte ich mich allein auf den Weg, um den großen Meister zu suchen. Ein paar Mal drehte ich mich um und konnte den Prinzen und Jola sehen, die mir nachwinkten.

Der große Meister
     
    Frohen Mutes ging ich weiter. Bald konnte ich Jola, den Prinzen und die glückliche Stadt nicht mehr sehen. Aber die Berge konnte ich sehr gut sehen. Auf einem war ein Haus, auf dem anderen ein Baum und auf dem dritten eine Schlossruine.
    Wo konnte der große Meister, der überall war, im Moment sein? Ich überlegte laut: »Wahrscheinlich unter dem Baum. Oder im Haus. In der Schlossruine ist er sicher nicht.«
    Ich wollte schon loslaufen, um ihn im Haus oder unter dem Baum zu suchen. Doch mir fiel ein, was Jola gesagt hatte. »Er ist immer dort, wo du glaubst, dass er nicht ist.« Also kletterte ich auf den kleinen Berg, auf dem die Schlossruine stand.
    Durch ein Loch konnte ich zwischen den Steinen in die Ruine schlüpfen. Alles war von rotem Licht erleuchtet. Ich konnte aber niemanden sehen. In einer Ecke lag nur ein schwarzer Hut mit einer roten Feder.
    Aber dann hörte ich eine tiefe Stimme: »Willkommen, mein Junge!«
    »Ist da jemand?«, fragte ich.
    »Natürlich. Ich bin da«, antwortete die Stimme.
    »Wer bist du?«
    »Ich bin der, den du suchst.«
    »Der große Meister?«
    »Du kannst mich nennen, wie du willst.«
    »Wo bist du versteckt?«
    »Ich bin nicht versteckt.«
    »Warum kann ich dich nicht sehen?«
    »Du bist nicht gekommen, um mich zu sehen, sondern weil du meine Hilfe brauchst.«
    »Kannst du mir helfen?«
    »Ich habe dir schon einige Male geholfen.«
    »Ich möchte nach Hause.«
    »Warum?«
    »Weil meine Mutter sich bestimmt Sorgen um mich macht und auf mich wartet.«
    »Das ist ein guter Grund nach Hause zu gehen.«
    »Ich möchte sofort nach Hause.«
    »Nicht so eilig. Ich möchte dir zuerst etwas schenken.«
    Während er das sagte, bewegte sich die rote Feder und begann alle möglichen Dinge zu zeichnen. Der ganze Raum war bald voll mit Gold und Silber und großen Diamanten. Es gab wertvolle Kleider, Königskronen, Diademe und alle möglichen Schmuckstücke. Ich sah auch große Säcke voller Geld.
    »Nimm, was du willst«, sagte die Stimme.
    Ich sah eine wunderschöne kleine Krone mit zwölf Diamanten. Mit dieser Krone würde ich auch ein Prinz sein, so wie mein Freund, der Schattenprinz.
    Schon streckte ich die Hände danach aus, als ich mich an das erinnerte, was Jola gesagt hatte. »Nimm nicht das Teuerste, das ist das Billigste. Nimm das Billigste, das ist das Teuerste.«
    Deshalb nahm ich statt der Krone einen alten Socken, der ein paar Löcher hatte und unter der Krone lag.
    »Warum hast du diesen Socken genommen?«, fragte der große Meister.
    »Weil ich einen brauche. Ich habe unterwegs einen verloren. Alle deine wertvollen Sachen kann ich nicht anziehen. Du kannst sie behalten.«
    »Du hast gut gewählt. Dieser alte Socken mit den Löchern ist das Wertvollste, was ich habe.«
    »Wirklich?«
    »Ja, denn es ist nicht irgendein Socken. Das ist der Socken, in dem die allerschönsten, noch nicht geschriebenen Geschichten versteckt sind. Der Socken wird dir einmal helfen schöne Geschichten zu erzählen. Nimm ihn mit, ich schenke ihn dir.«
    »Danke. Aber wie kann ich jetzt mit diesem Socken nach Hause kommen?«
    »Das ist ganz einfach. Meine rote Feder wird für dich eine gleiche rote Feder zeichnen. Nimm diese Feder fest in deine Hand und sie wird dir den Weg nach Hause zeigen. Mach die Augen zu, und wenn du die Augen wieder öffnest, wirst du zu Hause sein. Vergiss nur eines nicht. Mach unterwegs die Augen auf keinen Fall auf. Denn wenn du die Augen zu früh aufmachst, dann hört die Feder auf den Weg zu zeichnen und du kommst nie nach Hause.«
    »Ich werde die Augen nicht aufmachen, bis ich zu Hause bin.«
    »Nimm es ernst. Egal, was du unterwegs fühlst oder hörst, mach auf keinen Fall die Augen auf. - Bist du nun bereit, für deinen Weg nach Hause?«, fragte er und seine rote Feder zeichnete eine andere rote Feder.
    Ich nickte und nahm die Feder fest in meine Hand. »Danke für alles«, sagte ich.
    »Nichts zu danken, ich würde das für jeden tun, der so entschlossen und mutig ist wie du. Geh jetzt, ich wünsche dir Glück. Und vergiss auf keinen Fall, dass du die Augen erst aufmachen darfst, wenn du zu Hause bist.«
    Ich machte meine Augen fest zu und spürte, wie die Feder begann den Weg nach Hause zu zeichnen.
     

Der Weg nach
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