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Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit

Titel: Der Schattenbund 03 - Das Auge der Unendlichkeit
Autoren: Maggie Furey
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Wunsch erfüllten und die gefürchteten Gottesschwerter mächtigen Schutz boten. Sein zaghaftes neues Selbstvertrauen kam jedoch aus ihm selbst, und jetzt da er schrecklich mittellos war, nichts auf der Welt besaß als die Kleider am Leib, würde jede Furcht, die er niederrang, jede neue Fähigkeit, die er erlernte, zu seinem erwachenden Selbstbewusstsein beitragen. Welch ein feiner Spott darin steckte: Erst seit er von allem entblößt war, das in seinem Leben einen Wert besessen hatte, fing er an zu glauben, dass er selbst am Ende etwas wert sein könnte.
    Zavahl straffte die Schultern und setzte sich in Marsch, fort von den Nahrung suchenden Dobarchu. Er hatte sich noch nicht ganz an den Gedanken gewöhnt, dass es in diesem rätselhaften Land, wohin Veldan und Toulac ihn gebracht hatten, vernunftbegabte Nicht-Menschen gab, und ihm war dabei ein bisschen unbehaglich. Doch nach seinen Erlebnissen mit dem Furcht einflößenden Feuerdrachen brauchte es schon mehr, um ihm Angst zu machen.
    Er entdeckte bald, dass seine Umgebung weniger einschüchternd wirkte, wenn er die Augen auf den Boden gerichtet hielt. Nach dem ersten Fund – einem alten Sack, der vollkommen brauchbar erschien, nachdem der Sand einmal ausgeschüttelt war –, packte ihn der Jagdeifer, und schon kurz darauf dachte er, dass diese Toulac Recht hatte. Strandgut zu suchen machte eine ganze Menge mehr Spaß, als Hierarch zu sein.

 
     
    Als sich die lange Nacht dem Ende neigte, war Aliana an der Reihe zu wachen. In die dunkle Schlucht des heiligen Bezirks kam die Dämmerung immer spät, aber seit einer Weile schon fiel Licht durch die Belüftungsschlitze des Kellers. Obwohl sie und ihr Gefährte noch nicht in Sicherheit waren, fühlte sie ihre Müdigkeit ein wenig schwinden, als ihr ein erleichternder Gedanke kam.
    Ich habe es wieder geschafft. Ich erlebe den nächsten Morgen!
    Für die Überlebenden von Tiarond, die wenigen, die von der Heiligen Stadt noch übrig geblieben waren, war jedes Morgengrauen ein neuer hart erkämpfter Sieg, aber gestern hatten sie und Galveron einen besonderen Sieg errungen, als sie den Ring des Hierarchen von den Feinden zurückbekamen. Jetzt waren sie auf halbem Wege zu Gilarra, um ihn stolz zu übergeben. Während der Dunkelheit, solange die geflügelten Ungeheuer frei den Heiligen Bezirk durchstreiften, hatten sie im Keller des verlassenen Brauhauses Schutz gefunden. Bald würde sie sich mit Galveron nach draußen wagen und zum Tempel zurückkehren können.
    Um das zu feiern, goss Aliana den letzten Rest ihres sorgsam gehüteten Öls ins Feuer. Als die Flammen ein unstetes goldenes Licht verbreiteten, schaute sie auf Galveron herab, der neben ihr schlief. Selbst im Schlaf war sein Gesicht von Erschöpfung gezeichnet, und die gezackten Narben auf Wange und Stirn, Andenken an ein früheres Zusammentreffen mit den furchtbaren Ak’Zahar, traten deutlich hervor. Aliana runzelte die Stirn. Nur mit größter Mühe hatte sie ihn überzeugen können, sie ihren Anteil an der Wache tun zu lassen. Der neue Hauptmann der Gottesschwerter nahm seine Verantwortung sehr ernst. Fast zu ernst, bis zu dem Punkt, wo seine Freunde – zu denen sie die Heilerin Kaita, die Schmiedemeisterin Agella und natürlich sich selbst zählte – dafür sorgen mussten, dass er sich in seinem Eifer nicht umbrachte.
    Eine, die Aliana nicht zu Galverons Freunden rechnete, war Gilarra, die kürzlich geweihte Hierarchin. Was sie bislang von dieser Frau gesehen hatte, beeindruckte sie nicht im Mindesten. Nach ihrem Verständnis war Gilarra zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ihrem ausgeraubten und verängstigten Volk besonders nützlich zu sein. Also, wenn sie Galveron nicht als Stütze hätte, gäbe es wahrscheinlich schon gar keine Überlebenden mehr.
    Und dann wagt sie es, den armen Mann mit mir auf diesen verrückten Ausflug zu schicken, um einen dummen Ring zu finden!
    Zwar verstand Aliana die Bedeutung des Rings – er war das Zeichen der göttlichen Macht, das von einem Hierarchen auf den nächsten überzugehen hatte –, aber dies schien kaum die rechte Zeit zu sein, um sich mit solchen Kleinigkeiten abzugeben. Immerhin war Gilarra die Suffraganin gewesen. Also war sie natürlich der neue Hierarch! Wer wollte in der augenblicklichen Lage darüber streiten? Wozu brauchte sie dann also diesen dummen Ring?
    Die Diebin starrte ins Feuer und kaute gedankenverloren an einem schmutzigen Daumennagel.
    Es muss mehr daran sein, als einem ins Auge
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