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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines
Autoren: Maggie Furey
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Kohlenvorrat zu schonen, damit er bis zum Morgen reichte. Die Wärme tat gut. Aliana kauerte sich so nah wie möglich ans Feuer. Galveron setzte sich neben sie und blies die Lampe aus, da es von den Flammen hell genug war. »So ist es schon besser«, sagte er und streckte seufzend die Beine aus. »Aber lieber Myrial, mir tut alles weh! Noch so eine Kletterei, und ich bin nicht mehr zu gebrauchen.«
    »Wenn du es zweimal an zwei Tagen hintereinander geschafft hast, kannst du zu mir kommen und dich beklagen, vorher nicht.«
    Inzwischen hatte das Kratzen und Hämmern an der Kellertür aufgehört, was in beiden die Hoffnung nährte, dass die Bestien aufgegeben hatten. Doch Aliana wurde das unbehagliche Gefühl nicht los, dass sie nur nach einem anderen Eingang suchten. Sie hoffte, Galveron würde Recht behalten und sie wären tatsächlich sicher. Eine Ablenkung von diesen Gedanken wäre jetzt gut, befand sie. »Wollen wir einen Blick auf unseren unrechtmäßig erworbenen Besitz werfen?«
    Sie schütteten den funkelnden Inhalt des Sackes auf den Herdstein und begannen die grausigen Hinterlassenschaften zu sichten und zu sortieren und wuschen in einer Schale mit warmem Wasser das Blut ab. Aliana geriet immer wieder außer sich. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so viele und so schöne Schmuckstücke gesehen. Galveron dagegen sichtete den Haufen sorgfältig und ohne sich ablenken zu lassen, immer den Anblick jenes einen Ringes vor Augen, auf den es ankam. Plötzlich stieß er einen freudigen Schrei aus. Auf seiner Handfläche lag der Ring mit dem gewaltigen roten Stein und leuchtete wie eine glühende Kohle.
    Aliana betrachtete ihn und war plötzlich empört. Dafür hatte sie also ihr Leben riskiert. Dieser protzige Tand war es, was einen Hierarchen ausmachte? Nicht Tauglichkeit, Klugheit, Stärke oder machtvolle Führung oder Gewandtheit mit der Waffe. Nur dieses Juwel und uralte Überlieferung. Sie blickte von dem Stein auf und betrachtete Galverons Gesicht und die Narben, die er sich im Kampf mit den Feinden erworben hatte.
    Du würdest schon jetzt einen besseren Herrscher abgeben, als Gilarra je für sich hoffen kann.
    Sie konnte den Gedanken nicht für sich behalten. »Galveron«, begann sie leise, »ich weiß, dass es gegen die Überlieferung verstößt, aber viele Bräuche ändern sich mit der Zeit und mit den Umständen …«
    Er sah sie scharf an. »Was verstößt gegen die Überlieferung?«
    Sie zögerte, dann wagte sie sich vor. »Sowohl Alestan als auch Kaita sagen, dass sich Gilarra schwer tut, ihre Verantwortung nach allen Seiten zu meistern, und alle Leute schauen auf dich. Nun hast du den Stein. Du hältst die Macht in deiner Hand. Wenn du ihn behalten würdest, könntest du dann nicht der Hierarch sein?«
    Galveron riss die Augen auf und ballte die Faust um den Ring. »Sei nicht albern! Ich bin der Hauptmann der Gottesschwerter. Meine Treue gehört Gilarra.« Aber nach Alianas Erfahrung sprach er ein wenig zu laut und zu schnell, und es entging ihr auch nicht, dass er noch lange nachdenklich blieb, nachdem er den Ring weggesteckt hatte. Sie entschied, dass es besser war, nichts mehr dazu zu sagen. Schließlich konnte er noch die ganze Nacht über ihre Worte nachdenken.
    Wer weiß, ob Gilarra morgen nicht eine Überraschung erlebt?

 
     
    Es war eine aufgewühlte Gruppe, die da in der kalten Dunkelheit in dem neu ausgeschachteten Tunnel wartete. Sie hörten dem Knirschen von Maskulus Kiefern zu, die die letzten Ellen Gestein, die sie noch von Skreevas Behausung trennten, zu Pulver mahlten. Das Geräusch bereitete Elion Zahnschmerzen, und darauf hätte er gut verzichten können. Er war ohnehin schon angespannt und ängstlich. Und seine Kameraden offensichtlich auch. Kaz duckte sich nieder, sein Schwanz schlug von einer Seite zur anderen wie bei einer unruhigen Katze. Bailen, der auf Kazairls Rücken saß, schaute finster drein und horchte sowohl mit den Ohren als auch mit dem Geist. Er wartete auf Nachricht von Vaure, die wahrscheinlich die unangenehmste Aufgabe von allen zu erfüllen hatte. Sie war bei den Heilern und wachte über den bewusstlosen Dessil, während sie sich gleichzeitig gegen einen ganzen Schwall unangenehmer Fragen seitens des Archimandriten zu behaupten hatte.
    Ailie stand neben dem Feuerdrachen. Im gespenstischen Licht des Glimmers sah sie bleich und abgezehrt aus. Es war noch nie vorgekommen, dass eine Dörflerin sich in die Angelegenheiten der Wissenshüter einmischte. Wenn der
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