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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank
Autoren: Jason Dark
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gehört hatte, verschwand allmählich aus meiner Gedankenwelt. Ich spürte die Müdigkeit jetzt doppelt, und an meinen Augendeckeln schienen Bleigewichte zu hängen, die sie nach unten zogen und den Schlaf herbeiholten.
    Ich sackte weg. Die Fahrgeräusche um mich herum verschwammen, und in dieser Schlafphase erwischten mich sogar Traumbilder. Ich sah mich wieder in diesem Saal sitzen, umgeben von den Kollegen, die allesamt Krokodilschädel bekommen hatten.
    Der Vortragende hatte sich in einen roten Teufel verwandelt, der einen besonders langen Schwanz aufwies.
    Statt zu reden, lachte er immerzu, und ich hatte das Gefühl, ausgelacht zu werden.
    Das Gelächter blieb nicht lange. Zuerst wechselte es die Tonart, dann die Stimmlage, und ich hörte Suko’s Organ.
    »Wach mal auf, Alter!«
    »Warum?«, knurrte ich unwillig.
    »Weil wir stehen.«
    Das hatte ich gar nicht bemerkt. Ich schlug die Augen auf und schloss sie sehr schnell wieder, weil ich von den Lichtern irritiert wurde, deren Widerschein sich draußen verteilte, aber auch durch das Frontfenster in den Rover drang.
    Polizeilichter.
    Ich blinzelte einige Male und war nun in der Lage, die Szene deutlicher zu erkennen. Eine Sperre gab es nicht, die Straße konnte frei befahren werden, was auch bei einigen Autos passierte. Die Kollegen pickten sich hin und wieder welche hervor, da wurde auch der Rückstau nicht zu lang.
    Die Polizisten trugen Westen mit Leuchtstreifen, die das Licht reflektierten, und waren sicher schon aus der Ferne zu sehen. Nur hatte ich da geschlafen.
    Zwei Wagen standen im Hintergrund der Einbuchtung, wo diese Kontrolle ablief. Auch dort sah ich noch Kollegen stehen, die praktisch Rückendeckung gaben. Die Fahrzeuge waren so abgestellt, dass sie sofort starten konnten.
    »Ich steige mal aus und schnappe ein wenig frische Luft«, erklärte ich.
    »Willst du wirklich wach werden?«
    »Unter anderem. Aber ich möchte auch so schnell wie möglich weiter.«
    »Durst?«
    Ich grinste und öffnete die Tür. »Ich habe so viel Staub geschluckt, da ist das ganz natürlich.«
    »Dann zieh mal los.«
    Suko’s Wunsch blieb Vater des Gedankens, denn kaum hatte ich den Rover verlassen und war zwei Schritte gegangen, da kam ein Uniformierter auf mich zu. Er hob die Hand.
    »Sie bleiben bitte im Wagen, Sir!«
    »Nein, ich möchte...«
    »Sie bleiben!«
    »Darf ich Ihnen meinen Ausweis zeigen?«
    Ich durfte es. Die Legitimation wurde vom Strahl einer Taschenlampe erfasst. Der Kontrolleur kam noch näher, las, war zufrieden und entschuldigte sich sogar.
    »Schon gut.« Ich winkte lässig ab. »Mal eine andere Frage. Gibt es einen besonderen Grund für die Kontrolle?«
    »Ja, es geht um Drogen. Wir haben herausgefunden, dass sie über diese Route transportiert werden. Wir wollen die Schmuggler verunsichern und haben deshalb die Kontrolle aufgebaut. Aber wir lassen hin und wieder Fahrzeuge durch.«
    »Sind Sie sich sicher, dass die Kuriere unterwegs sind?«
    »Das kann man nie genau sagen. Wir mussten uns auf einen Tipp verlassen. Nun ja, die Nacht ist noch lang.«
    »Da sagen Sie was.«
    Er lächelte mich an. »Aber Sie können natürlich fahren, Mr. Sinclair.«
    »Ich habe keine Eile. Ich wollte mir sowieso etwas die Beine vertreten.«
    »Wie Sie wollen.«
    Ich ging ein paar Schritte weiter und erreichte einen Wagen, dessen Fahrer noch hinter dem Lenkrad saß. Seine Papiere wurden kontrolliert. Der Kollege, der an der Seite stand und alles beobachtete, schaute mich misstrauisch an. Auch hier zeigte ich meinen Ausweis, was stumm zur Kenntnis genommen wurde, und mit einer weiteren Behinderung brauchte ich nicht zu rechnen.
    Der Mann, der kontrolliert wurde, musste seinen Wagen verlassen. Er war sauer, als er ausstieg. »Verdammt noch mal, was soll das? Warum werde ich kontrolliert? Die Papiere sind okay.«
    »Stimmt.«
    »Also...«
    »Öffnen Sie bitte den Kofferraum, Sir.«
    Der Fahrer verdrehte die Augen. Er fuhr einen alten Mercedes, der eine gelbe Farbe aufwies, wie ich sie von den Taxis aus Deutschland her kannte.
    Der Mann selbst sah nicht eben aus wie ein Filmstar oder Action-Held. Man soll ja keine Vorurteile haben, doch bei ihm fiel es schwer, nicht darüber hinwegzusehen.
    Er sah aus wie ein Späthippie. Das graue Haar wuchs lang von beiden Seiten des Kopfes hinweg bis auf die Schultern. Eine Brille mit schwarzem Gestell lenkte von seinem übrigen Gesicht ab. Er trug eine Cordhose, einen Pullover und darüber eine Jacke, die sicherlich schon alles
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