Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Squires
Vom Netzwerk:
wäre es recht ungehobelt, deshalb bin ich sicher, dass Ihre Manieren das nicht zulassen werden«, brachte sie schließlich heraus.
    »Das sollten sie nicht, obwohl die Manieren sich in meinem Fall als unzuverlässig erweisen könnten«, sagte er stur. »Und das ist ein gefährlicher Zustand, weil Manieren das Einzige sind, was zwischen uns und unserer animalischen Natur steht.«
    »Oh, Manieren können im Dienste einer animalischen Natur auch als Waffen benutzt werden«, bemerkte Beatrix sanft. Na bitte, das war dafür, dass er sie herausgefordert hatte.
    Er sah keinesfalls verlegen aus. Ganz unerwartet grinste er. »Touché. Pique und Repique.« Das Grinsen machte die harten Linien seines Gesichts weicher.
    Sie mochte ihn dafür, dass er sie als Gewinnerin dieser Runde erkannte. »Ein Fechter also?«, fragte sie und ließ ihre Stimme heiser klingen. Sie würde ihn für sich einnehmen und so den Punkt und das Spiel gewinnen.
    »Langley ist durch und durch der Sportsmann«, rief Melly. Beatrix hatte ihn ganz vergessen. Seltsamerweise hatte sie alle vergessen. »Verwegener Reiter und Meisterschütze. Und um zu gewinnen, macht er sich bei Jackson’s auch schon mal frei.«
    »Ich wette, dass er das tut«, murmelte Beatrix. Langley täuschte Gleichmut vor, aber Beatrix entdeckte ein leichtes Erröten. Der verruchteste Mann Londons war es gewöhnt, der Jäger zu sein, nicht der Gejagte. Und doch blutete er. Vielleicht war er heute Nacht gejagt worden.
    »Ihr habt beide ungewöhnlich viel Glück«, bemerkte Alvaney. »Beim Whist würdet ihr ein tödliches Paar abgeben.«
    »Sind Sie ebenso so empört, wie ich es bin, Langley?«, fragte Beatrix. »Das Risiko spielt nur eine beschränkte Rolle im Leben, wenn man genug Erfahrung darin hat, sich seiner Umgebung wahrhaft bewusst zu sein.«
    »Selbst bei einem Spiel wie Pharo«, stimmte er zu. Hinter seiner lässigen Fassade hervor betrachtete er sie sehr genau. »Aber vielleicht sollten wir Castlereagh fragen. Er ist der Experte. Schließlich gibt es nichts Riskanteres als die Politik.«
    Er hatte beschlossen, die Aufmerksamkeit von sich weg zu lenken. Sie entschied sich dafür, es nicht zuzulassen. Sie beugte sich besorgt vor. »Du meine Güte, Mylord. Ihre Stirn! Hatten Sie einen Unfall?«
    Langley täuschte wieder Überraschung vor. Jeden außer Beatrix hätte er genarrt. Er berührte seine Stirn. »Herrje, das habe ich gar nicht bemerkt.«
    Die anderen Gentlemen sammelten sich um ihn. »Bei Gott, Langley, Sie sind ja verletzt!«, rief Melly.
    »Ist ein Ehemann hinter Ihnen her?«, schnaubte Alvaney. »Wir werden nicht fragen, wer sie ist.«
    Langleys Miene verfinsterte sich, bevor seine Augen wieder ausdruckslos wurden. »Ein paar verdammte Straßenräuber haben mich in der Hay Hill Street überfallen. Ich habe gar nicht bemerkt, dass sie mich verletzt haben, ansonsten hätte ich mich hier niemals in einem solchen Zustand gezeigt.«
    »Straßenräuber in Hay Hill?«, fragten die jungen Männer wie aus einem Munde. »Was ist nur aus London geworden? Wo waren die Stadtwachen? Haben Sie den Zwischenfall in der Bow Street gemeldet?«
    »Setzen Sie sich, Mann!«, drängte Alvaney ihn und stand auf, um ihm seinen Stuhl anzubieten.
    Beatrix gab Langley einen Wink, sich zu setzen. Für einen Moment sah er störrisch aus. Doch dann kamen praktische Erwägungen ins Spiel. Er musste die Verletzung spüren. Sie bemerkte, wie steif er sich setzte. Als er sich bewegte, sah sie eine leichte Ausbuchtung an seiner Schulter. Ahhh. Die blutende Wunde war an seiner Schulter, und sie war verbunden worden. Es war also keine frische Verletzung. Er sah jetzt ganz entschieden blass aus.
    »Symington, ein Glas Brandy für Lord Langley?« Aber ihr stets aufmerksamer Majordomus beugte sich bereits mit einem Tablett zu ihm, auf dem eine Flasche Brandy und ein Glas standen.
    Southey, der prosaische Hofdichter, drängte sich durch die Menge nach vorn. »Ich kann kaum glauben, dass es Straßenräuber in Hay Hill gibt.« Castlereagh und Chumley beugten sich ebenfalls über Langley. Beatrix hatte die Aufmerksamkeit ihrer Gäste verloren. Sie nutzte die Gelegenheit, um Langley zu beobachten. Er trank den Brandy aus, und die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. Er parierte geschickt die Fragen, die die Männer ihm stellten, er gab Antworten, ohne wirklich zu antworten. Es war, als wollte er, dass sie die Straßenräubergeschichte anzweifelten. Einmal bewegte er seine Schulter, und Beatrix sah, wie er vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher