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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Squires
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einsatzfähig waren, stürmten vor. John stieß seinen Degen in einen Oberarm, aber der andere Angreifer landete einen Schlag mit dem Knüppel auf seine verwundete Schulter. John taumelte, ging halb in die Knie. Schläge hagelten auf ihn herab. Aber er richtete seine Schwertspitze nach oben und traf einen Bauch. Er kniete keuchend auf dem Straßenpflaster, während die Angreifer zurückwichen.
    »George!«, schrie der, der seinen Arm umklammerte. »Er hat dich aufgespießt!« Sein Kumpan starrte überrascht auf das Blut, das aus seinem Bauch sickerte. Der Anführer wandte sich an den zerlumpten Strolch, der sein Knie hielt. Angesichts von zwei Männern, die am Boden lagen, und eines Anführers, der aus der Armwunde blutete, war das Spiel aus.
    »Dafür wirst du bezahlen«, zischte er John an. Sie stützten sich gegenseitig, als sie davonwankten.
    John senkte den Kopf, um seinen Magen zu besänftigen. Die dunkle Nacht drehte sich um ihn. Himmel, seine Schulter schmerzte! Sein Kopf dröhnte. Er rostete langsam ein. Drei Gegner, wahrlich, aber kaum mehr als muskelbepackte Kolosse. Es lag an seiner Schulter, das war alles. Nach einer langen Minute hob er den Kopf und probierte aus, ob er wieder etwas sah. Umrisse aus Schwarz und Gold waberten einen Moment lang unheilvoll vor seinen Augen, dann gewannen sie an Kontur.
    »Ich fragte, ob es Ihnen gut geht?«
    Ein junger Mann mit langem Backenbart und in der Uniform eines Lieutenant Colonel des 12. Leichten Dragonerregiments beugte sich über ihn. John brachte ein Lächeln zustande. »Verdammte Taschendiebe.«
    »Verdammte Scheißkerle!« Der junge Soldat griff nach Johns Ellbogen. »Lassen Sie mich Hilfe holen.«
    John schüttelte den Kopf, sowohl um ihn klarzubekommen als auch um das Angebot abzulehnen. »Ich bin nur ein paar Schritte vom Berkeley Square entfernt. Ich werde dort erwartet.« Das klang irgendwie dumm. »Ich schaffe es schon, seien Sie ganz beruhigt.«
    Eine Kutsche rumpelte vorbei, in der zwei sehr derangiert aussehende Gentlemen nuschelnd über ihre Pläne sprachen, im White’s zu nächtigen. »Ich bin auf dem Weg zur Berkeley Street und kann Sie begleiten, wenn Sie nichts dagegen einzuwenden haben«, sagte der Colonel.
    John fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Nicht nötig, vielen Dank.«
    Der junge Dragoner zog die Augenbrauen hoch. »Ich bin etwas zu spät gekommen«, sagte er und reichte John seinen Hut. »Exzellente Degenführung. Mein Name ist übrigens Ponsonby.«
    John setzte seinen Hut vorsichtig auf die Beule, die er auf seiner Stirn wachsen fühlte. »Langley.«
    »Langley? Kein Wunder, dass diese Burschen ihr Fett wegbekommen haben! Himmel, Sie haben eine harte Linke! Ich habe Sie bei Jackson’s gesehen, in einer Runde gegen den Gentleman höchstpersönlich.«
    John seufzte über Ponsonbys Eifer und fand sich endlich mit seiner Begleitung ab.
    »Und Ihr Duell mit Jepson im letzten November? Sie haben ihm den ersten Schuss gelassen, ganz die Ruhe selbst, und haben ihm dann die Waffe aus der Hand geschossen. Wir haben uns alle gewundert, dass Sie ihn so ungeschoren haben davonkommen lassen. Er war es doch, der den Streit provoziert hat.« Sie wandten sich in Richtung Berkeley Square.
    »Ach, aber er war im Recht.« John senkte die Stimme. »Ich hatte seine Frau verführt.«
    Der junge Soldat lächelte vor sich hin. »Wenn Sherry davon hört, dass ich Sie getroffen habe … oder Blendon erst!«
    John war froh, als er Ponsonby seiner Verabredung in der Berkeley Street überlassen konnte, und ging weiter zum Square. Nummer 46 war ein schönes, ein Stück zurück versetztes Haus aus Portlandziegeln, dessen große Fenster im ersten Stock Licht und Leben in die Dunkelheit warfen. John konnte Männer erkennen; sie standen gegen butterfarbene Wände gelehnt da, die mit Wandbehängen und Gemälden geschmückt waren. Der Klang eines Duetts von Cello und Violine war bis auf die Straße zu hören. Boccherini. Ehe er den Türklopfer hob, zog er die Halsbinde zurecht und schluckte seinen Schmerz herunter. Seine Wunde war wieder aufgebrochen. Aber es war wichtig, dass er heute Abend gesehen wurde. Die Kunde vom Überfall auf ihn würde sich mit Ponsonbys Hilfe schnell verbreiten. Sein Erscheinen heute Abend in diesem Salon würde die ganze Sache herunterspielen. Der Abend würde natürlich unerträglich sein. Er klopfte an die Tür, die in einem unkonventionellen Blau gehalten war. Ein leichtes Unbehagen beschlich ihn. Straßenräuber in der Hay Hill Street?
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