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Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Glanz. Das alte Fischerboot benötigte dringend einen neuen Anstrich und erinnerte aus der Entfernung an eine schwimmende Badewanne auf der strahlend blauen See.
    »Nichts Besonderes«, bemerkte Matthew, »aber sie läuft.« Er ging zur Reling und hielt den anderen Tauchern seine Hand hin.
    »Gutes Auge.« Buck Lassiter klopfte Matthew auf den Rücken. »Dieser Junge ist mit einer ganz besonderen Gabe gesegnet«, stellte er mit einer Stimme fest, die so rau wie zerbrochenes Glas klang. Dann streckte er etwas verspätet seine Hand aus. »Buck Lassiter, und das ist mein Neffe Matthew.«
    Tate ignorierte die Vorstellungszeremonie, verstaute ihre Ausrüstung und stieg aus ihrem Anzug. Während die anderen den Schwertgriff bestaunten, verschwand sie im Deckshaus und ging in ihre Kabine.
    An sich war es nicht ungewöhnlich, musste sie zugeben, während sie nach einem übergroßen T-Shirt kramte. Ihre Eltern freundeten sich ständig mit irgendwelchen Fremden an, luden sie an Bord ein, bewirteten sie. Ihr Vater hatte eben nie die vorsichtige, misstrauische Art eines erfahrenen Schatzjägers entwickelt. Stattdessen legten Marla und Ray immer wieder die für die amerikanischen Südstaaten so typische Gastfreundschaft an den Tag.
    Normalerweise fand Tate diesen Wesenszug liebenswert, gelegentlich wünschte sie allerdings, sie würden dabei ein wenig wählerischer sein.
    Sie hörte, wie ihr Vater Matthew zu seinem Fund gratulierte, und presste die Lippen zusammen.
    Verdammt, dabei hatte sie das Schwert zuerst gesehen.
    Sie ist beleidigt, dachte Matthew, während er Ray seine Beute zu einer eingehenden Begutachtung reichte. Eine typisch weibliche Angewohnheit. Und es bestand keinerlei Zweifel daran, dass der kleine Rotschopf weiblichen Geschlechts war. Ihr kupferfarbenes Haar mochte so kurz wie das eines Jungen geschnitten sein, ihren winzigen Bikini füllte sie jedoch perfekt aus.
    Und obendrein war sie ziemlich hübsch, fand er. Ihr Gesicht wirkte zwar etwas kantig, und die Wangenknochen waren scharf genug, dass ein tastender männlicher Finger sich daran schneiden konnte, aber sie hatte große, wunderschön grüne Augen. Augen, so erinnerte er sich, die unter Wasser und dann an Bord spitze kleine Pfeile auf ihn abgefeuert hatten.
    Was sie umso interessanter machte.
    Und da sie offenbar eine Zeit lang im selben Teich tauchen würden, konnte es für ihn ganz vergnüglich werden.
    Matthew saß mit gekreuzten Beinen auf dem vorderen Sonnendeck, als Tate wieder herauskam. Sie hatte sich mittlerweile fast wieder beruhigt und warf ihm einen schnellen Blick zu. Seine Haut war gebräunt, und um seinen Hals baumelte an einer Kette ein silberner Peso. Sie hätte ihn gern gefragt, wie und wo er ihn gefunden hatte.
    Aber er grinste sie süffisant an. Manieren, Stolz und Neugier prallten an einer Mauer ab, hinter der sie sich in ungewohntes Schweigen hüllte, während die Unterhaltung um sie herum munter dahinplätscherte.
    Matthew biss in eins von Marlas wunderbaren Sandwiches mit gekochtem Schinken.
    »Toll, Mrs. Beaumont. Viel besser als der Fraß, den Buck und ich gewöhnt sind.«
    »Nehmen Sie doch noch von dem Kartoffelsalat.« Geschmeichelt häufte Marla eine Portion auf seinen Pappteller. »Und nennen Sie mich ruhig Marla. Tate, komm doch her und nimm dir auch etwas zu essen.«
    »Tate …« Matthew blinzelte in die Sonne, während er sie betrachtete. »Ein ungewöhnlicher Name.«
    »Marlas Mädchenname.« Ray legte seiner Frau einen Arm um die Schultern. Er trug immer noch seine nasse Badehose und genoss die Wärme und die unverhoffte Gesellschaft. Sein silbernes Haar bewegte sich in der leichten Brise. »Tate taucht schon, seit sie ein kleines Mädchen war. Eine bessere Partnerin könnte ich mir gar nicht vorstellen. Marla liebt zwar auch die See und das Segeln, aber sie schwimmt so gut wie nie.«
    Lachend füllte Marla sein Glas mit frischem Eistee auf. »Ich beobachte das Meer gern, aber sich darin aufzuhalten, ist eine ganz andere Sache.« Zufrieden lehnte sie sich mit ihrem Glas zurück. »Sobald es mir über die Knie steigt, gerate ich in Panik. Ich habe mich schon gefragt, ob ich vielleicht in einem früheren Leben ertrunken bin. In diesem gebe ich mich jedenfalls damit zufrieden, mich um das Boot zu kümmern.«
    »Und was für ein Boot!« Buck hatte die Adventure bereits eingehend gemustert. Sie maß stattliche elf Meter. Das Deck war aus Teak und mit aufwendigen Holzarbeiten verziert. Er vermutete, dass es unter Deck zwei
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