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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel
Autoren: Diana Gabaldon
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wir dann entscheiden, ob wir bleiben oder weiterfahren.«
    Der Gedanke, erneut mehrere Nächte in den Wäldern zu verbringen - egal, ob mit oder ohne Skunks - war nicht verlockend. Ich hatte mir seit acht Tagen das Kleid nicht ausgezogen und nur die erreichbaren Körperteile gewaschen, wenn wir an einem Bach gerastet hatten.
    Ich hatte mich auf ein richtiges Bett gefreut, selbst wenn es voller Flöhe war, und auf die Gelegenheit, mir den Dreck der letzten Woche abzuschrubben. Doch er hatte recht. Ich seufzte und betrachtete den Saum meines Ärmels, der vom Tragen grau und schmierig war.
    Da flog plötzlich die Wirtshaustür auf und riß mich aus meinen Gedanken. Vier rotberockte Soldaten drängten sich in den überfüllten Raum. Sie trugen Uniform, hatten die Bajonette ihrer Musketen aufgepflanzt und waren offensichtlich nicht zum Würfeln oder Trinken hier.
    Zwei der Soldaten machten eine schnelle Runde durch den Raum und sahen unter die Tische, während ein anderer in der Küche verschwand. Der vierte blieb als Wache an der Tür stehen und musterte die Menge mit flinken, blassen Augen. Sein Blick traf unseren Tisch und ruhte einen Augenblick spekulierend auf uns, doch dann wanderte er weiter, unablässig auf der Suche.
    Jamie war äußerlich ruhig und trank scheinbar unbeirrt sein Ale, doch ich sah, wie sich die Hand in seinem Schoß langsam zur Faust ballte. Duncan, der seine Gefühle weniger im Zaum halten konnte, senkte den Kopf, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. Keiner von beiden würde die Gegenwart eines Rotrockes jemals ohne Beklommenheit ertragen können, und das aus gutem Grund.
    Außer uns schien die Anwesenheit der Soldaten niemanden sonderlich zu beunruhigen. Der kleine Gesangsverein in der Kaminecke setzte seine endlose Version von »Fill Every Glass« fort, und die Kellnerin fing einen lauten Streit mit zwei Lehrlingen an.
    Der Soldat kam aus der Küche zurück, offensichtlich ohne etwas gefunden zu haben. Er stapfte mitten durch die Würfelrunde am Kamin
und schloß sich dann seinen Kameraden an der Tür wieder an. Just als sich die Soldaten aus der Wirtschaft schoben, quetschte sich Fergus’ schmale Gestalt herein und drückte sich gegen den Türpfosten, um den Ellbogen und Musketenkolben auszuweichen.
    Ich sah, wie ein Soldat das Blitzen des Metalls bemerkte und interessiert den Haken betrachtete, den Fergus anstelle seiner fehlenden linken Hand trug. Er blickte Fergus scharf an, schulterte dann aber seine Muskete und eilte seinen Kameraden nach.
    Fergus schob sich durch die Menge und ließ sich neben Ian auf die Bank fallen. Er sah erhitzt und verärgert aus.
    »Blutsaugender salaud«, sagte er unvermittelt.
    Jamies Augenbrauen gingen in die Höhe.
    »Der Priester«, erläuterte Fergus. Er nahm den Becher entgegen, den Ian ihm hinschob, und leerte ihn gierig. Er stellte ihn ab, atmete schwer aus, blinzelte und sah merklich glücklicher aus. Er seufzte und wischte sich den Mund ab.
    »Er will zehn Schillinge, wenn er den Mann im Kirchhof beerdigen soll«, sagte er. »Natürlich eine anglikanische Kirche, hier gibt es keine katholischen Kirchen. Der elende Wucherer! Er weiß, daß wir keine Wahl haben. Die Leiche wird sich ja kaum bis zum Sonnenuntergang halten.« Er fuhr mit dem Finger unter seine Halsbinde und zog sich das schweißzerknitterte Baumwolltuch vom Hals, dann knallte er mehrfach die Faust auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit der Bedienung zu erregen, die dem Ansturm der Gäste kaum gewachsen war.
    »Ich habe dem fetten Schwein gesagt, daß Ihr entscheiden werdet, ob wir das bezahlen oder nicht. Wir könnten ihn schließlich einfach im Wald begraben. Obwohl wir dann einen Spaten kaufen müßten«, fügte er stirnrunzelnd hinzu. »Diese raffgierigen Leute hier wissen, daß wir Fremde sind; sie werden uns bis auf den letzten Penny ausnehmen, wenn sie können.«
    Der letzte Penny kam der Wahrheit gefährlich nahe. Ich hatte gerade genug, um hier eine anständige Mahlzeit zu bezahlen und ein paar Lebensmittel für den Weg nach Norden zu kaufen; vielleicht genug für ein paar Übernachtungen. Das war alles. Ich sah, wie Jamie sich rasch umblickte und die Möglichkeit abschätzte, beim Hasard-oder Kartenspiel an ein bißchen Geld zu kommen.
    Soldaten und Seeleute boten die besten Voraussetzungen zum Spielen, doch beide Gruppen waren im Schankraum nicht besonders zahlreich vertreten. Wahrscheinlich durchsuchte der Großteil der Garnison immer noch die Stadt nach dem Flüchtling. In
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