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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine
Autoren: Gary Goshgarian
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Kopf verkohlte zu einem schwarzen Schädel: Brigid Mocnessa tobte vor Zorn.
    Andy drehte sich um und sah das erhobene Messer.
    »Andy, dein Vater war böse und dumm, aber er liebt dich mehr, als du ahnst. Er liebt dich wirklich.«
    Der Steinkreis flammte auf.
    Ich verfluche dich bis in die Hölle!
    Peters Hand richtete die Schneide auf sein Herz.

 

    37
    »Nein!« Andy warf sich gegen Peters Hand, so dass die Schneide abgelenkt wurde und nur in Peters Seite fuhr.
    All der so lange unterdrückte Schmerz raste durch seinen Körper. Peter wurde beinahe ohnmächtig, aber Andy zerrte ihn zurück. Zog ihn von dem gleißenden Lichtschein und aus dem Kreis der Steine fort.
    Die Flammenzungen hinter ihnen zuckten und brüllten.
    Am Rand des Kreises sank Peter auf die Knie. Seine Seite schmerzte fürchterlich. Der Boden unter seinen Füßen schien sich zu bewegen, so dass er sich nicht aufrecht halten konnte. Er war kurz vor einer Ohnmacht, und sein Geist gehorchte ihm nicht mehr.
    Stimmen. Er hörte Stimmen und spürte, dass jemand kam. Dann fühlte er, wie man ihn an den Armen hochzog. Der Schmerz in seinem Körper wurde unerträglich. Die Wunde öffnete sich, und die kalte Nachtluft stach wie mit Nadeln.
    Er fühlte, dass man ihn wegzog. Connie und Andy. Ein Triptychon vor dem gleißend hellen Nachthimmel.
    »Himmel, was stinkt hier so?«, rief Jackie.
    »Das ist das Feuerwerk«, antwortete Sparky.
    Connie schüttelte nur den Kopf. »Fasst mit an. Wir müssen ihn wegbringen.«
    Sparky packte Peters Beine.
    Peter war nicht ganz bei sich. Er konnte hören, wie sie schrien, spürte, dass sie ihn trugen. Dann roch er in all dem Rauch das Benzin. Gewaltige Feuerzungen blendeten seine Augen, und Schatten packten die Steine. Er wollte etwas sagen, wollte sagen, dass es Brigid war, wollte sagen, dass er sich ganz furchtbar geirrt hatte. Er wollte sich entschuldigen, wollte sagen, dass er es bedauerte, aber nichts funktionierte nach seinem Willen. Der Schmerz raubte ihm alle Kraft. Und sein Kopf kämpfte ständig gegen die Bewusstlosigkeit.
    Sie rannten mit ihm den Abhang hinunter.
    Er sah die Sterne, den kristallweißen Mond.
    Er schloss die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, befanden sie sich schon auf der weiten Fläche zwischen Pulpit’s Point und den beiden großen Hügeln mit dem Eichenwald.
    »Sie ist dort oben«, rief jemand.
    Peter bäumte sich auf und schaute zum Steinkreis hinauf. Für eine Sekunde sah er, wie Linda beide Arme über den Kopf hob. Er hatte sie dort oben zurückgelassen. O Gott, nein!
    »Was macht sie?«
    »Hannah!«
    Sie stand inmitten der Steine. Eine Säule aus intensiv rotem Licht erleuchtete den Kalkstein. Sie hielt ihre Öllampe hoch über den Kopf, rief etwas, das Peter jedoch nicht verstehen konnte. Dann schleuderte sie ihre Laterne gegen den Stein. Sie zerschellte, und flüssiges Feuer explodierte überall an ihrem Körper.
    Im selben Augenblick schleuderten die Raketen rote, weiße und blaue Blüten in den Himmel.
    Dann wuchs die Schlange empor.
    Vom Fuß der Feuersäule aus lief eine dünne Feuerlinie um den Steinkreis herum und dann seitlich an der Klippe hinunter. Ein riesiges, benzingetränktes Tau, das vom heiligen Stein bis hinunter in die Gänge reichte.
    »Weshalb läuft sie denn nicht weg?«, rief Connie entsetzt.
    Peter ergriff Andys Hand, aber der Junge starrte wie gebannt auf die Steine. Neben ihm stand Connie. Er erinnerte sich wieder an seinen ersten Eindruck von ihr, an die wunderschönen grünen Augen.
    Dann passierte es.
    Ein tiefes Dröhnen ließ die Steine in ihren Grundfesten erzittern, und dann explodierte das östliche Kap von Kingdom Head. Im Wald entwich ein stürmischer Wind aus dem verborgenen Gang und entwickelte sich inmitten der Eichen zu einer gewaltigen Feuersäule. Zur gleichen Zeit quoll aus dem Tunnelsystem auf der anderen Seite der Klippe ein gelber Pilz und erhellte das Rund der Bucht mit einem künstlichen Sonnenaufgang. An zahllosen Stellen des Abhangs war die Felsschicht so dünn, dass feurige Löcher aufblühten und unter Gebrüll flüssiges Magma spuckten. Die Hitze war so intensiv, dass sich die sanfte Meeresbrise augenblicklich zu einem heißen Tornado wandelte, Rauch und Schutt emporsaugte und bis hinauf zu den Steinen wirbelte. Dort oben wuchs der Tornado unter lautem Gebrüll höher und höher bis in den Himmel empor.
    Noch immer stand Hannah inmitten des Steinkreises. Dichter, schwarzer Rauch hüllte sie ein, und gierige Flammen entfachten eine
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