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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine
Autoren: Gary Goshgarian
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besinnen. Merritt stöhnte vor Schmerzen. Peter hielt sie mit dem Messer in Schach, während seine Augen unablässig Connie fixierten, die zwischen ihm und Andy stand.
    Diese Hexe versucht, deinen Sohn gegen dich zu beeinflussen. Merkst du es denn nicht? Sie will die Atmosphäre vergiften, aber das wird ihr nicht gelingen. Blut ist dicker als Wasser.
    »Weine nicht, Andy. Alles ist in Ordnung. Niemand wird dir etwas tun.«
    »Aber, Daddy …«
    »Kein ›Aber, Daddy‹ mehr!«
    »Ich fürchte mich vor dir, Daddy.«
    Er leuchtete ihn mit der Taschenlampe an. Nun war sie wirklich so gut wie leer, aber das Gesicht seines Sohnes konnte er gerade noch erkennen. Die Augen schwammen in Tränen, und der kleine Mund zitterte. Peter spürte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenkrampfte.
    Dann erlosch das Licht, und Andys Gesicht versank im Dunkel.
    »Ich kann ihn dir nicht geben«, sagte Connie.
    Peters Kopf füllte sich mit heißem Magma. »Gib ihn mir auf der Stelle!«, bellte er.
    Er stieß mit dem Messer nach ihr.
    »Daddy, hör auf!«
    Er hörte ein Kratzen hinter sich. Blitzschnell fuhr er herum und hielt Jackie, der sich gerade auf ihn stürzen wollte, mit dem Messer in Schach.
    »Versuche es, und du bist ein toter Mann. Und sie auch!«
    Sparky schrie auf. »Nein. Tu ihm nichts! Bitte, Peter! Hör endlich auf!«
    Er schlug Sparky die Taschenlampe aus der Hand. »Los, geh zurück!«, befahl er. »Noch weiter, los, los!« Er fuchtelte dicht vor ihr mit dem Messer durch die Luft.
    Sparky zog Jackie und Merritt mit sich in den Tunnel zurück. Jackie hatte seine Taschenlampe noch und leuchtete Peter damit an.
    Peter sah nach oben. Hannah war verschwunden, und er sah nur noch die Sterne.
    »Ich weiß, was du tun willst«, sagte Connie und drückte Andy ganz fest an sich.
    »Du weißt überhaupt nichts. Wir gehen nach Hause.«
    Sie weinte. »Peter, du bist im Moment nicht ganz bei dir.« Der Junge neben ihr wimmerte.
    »Andy, komm zu mir!« Wieder bot er ihm den Ellenbogen.
    »Nein!«, sagte Connie.
    Peter zischte durch die Zähne. »Na los, Andy! Ich habe eine große Überraschung für dich.«
    Bevor Connie noch etwas sagen konnte, richtete Peter die Schneide des Messers direkt auf ihr Gesicht.
    »Entscheide dich, Andy.«
    »Bitte, Peter, verletze ihn nicht!«
    »Ich ihn verletzen? Er ist doch mein Sohn! Ich werde auf ihn aufpassen. Du bist es, die ihn verletzen will! Ihr alle! Ihr seid böse! Andy, kommst du jetzt freiwillig zu Daddy, oder muss ich dich zwingen?«
    »Daddy, du blutest ja.«
    Peter fühlte, wie sein Herz vor Liebe überquoll.
    Peter!, meldete sich die Stimme. Werde jetzt nicht schwach!
    Er schloss für Sekunden die Augen, bis der Anflug vorüber war. »Es ist nicht weiter schlimm – nur ein kleiner Kratzer.«
    »Andy, deinem Daddy geht es nicht gut …«, begann Connie.
    »Geh mir aus den Augen!«, brüllte Peter.
    »Er ist krank«, fuhr sie fort. »Er weiß nicht, was er tut. Ich glaube, dass er –«
    »Halte sofort den Mund! Dein Daddy hat dich sehr lieb, mein Kleiner.«
    »… dass er dir wehtun will.«
    Diese Hexe! Peter hob das Messer, um ihr die Schneide quer über die Augen zu ziehen.
    »Daddy, nein!«, schrie Andy und rannte auf seinen Vater zu.
    Peter nahm ihn bei der Hand. »So ist es lieb, mein Schatz«, lobte er. Dann hob er ihn auf die unterste Sprosse. »Klettere jetzt brav nach oben. Keine Angst, ich bin direkt hinter dir.« Er richtete Sparkys Taschenlampe nach oben. Zögernd begann Andy zu klettern, sah aber gleich darauf wieder hinunter. »Hör nicht auf, mein Kleiner. Klettere bis zu den Sternen hinauf. So ist es gut. Du machst das prima, mein lieber Junge.«
    Peter leuchtete Connie an. Irgendetwas in den großen grünen Augen irritierte ihn für Augenblicke. Er glaubte, sich ganz von fern an etwas zu erinnern. An etwas, das schon lange her war – es gehörte zu einem früheren Leben.
    Im Moment war ohnehin nur wichtig, dass Linda ihn erwartete.
    Er wandte sich ab und kletterte vorsichtig die eisernen Sprossen empor. Das Metall war glatt. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken umher, während er Griff für Griff weiterstieg. Bruchstücke von Gedanken. Bilder und Geräusche, und dazwischen Schreie und lauter Donner. Er hörte das Feuer prasseln, ein unerträgliches Zischen, eine Frau schrie, und er hörte, wie sein Sohn nach ihm rief.
    Er kletterte mechanisch weiter. Etwa drei Meter unter dem oberen Rand hatte er plötzlich einen der Tritte in der Hand. Erschrocken hielt er die
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