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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari
Autoren: Patricia Mennen
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Er hat ja nicht einmal gewartet, bis ich aufgewacht bin!«
    »Vielleicht hatte er seine Gründe?«
    »Natürlich! Er wollte auf jeden Fall vermeiden, mich noch einmal zu sehen! Die... die ganze Angelegenheit war ihm peinlich.«
    Johannes schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Das ergibt keinen Sinn. Ich habe mich kundig gemacht. Van Houten hat die Jagd auf die Greenwoods selbst angestiftet. Er hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen Trupp Schutztruppensoldaten zu seiner Unterstützung zu bekommen. Ich frage mich nun, was bringt einen Kaufmann dazu, sich freiwillig auf solch eine gefährliche Mission zu begeben? Es sei denn... er hätte ein triftiges privates Interesse.«
    Jella stutzte. Von dieser Seite hatte sie die Angelegenheit noch nicht betrachtet.
    »Willst du damit sagen, dass er absichtlich in unserer Gegend war?«

    »Ich habe so meine Informationen«, entgegnete Johannes. »Die Schutztruppe war auf Veranlassung von van Houten losgeschickt worden, um den Greenwoods das Handwerk zu legen. Es muss ihn große Überzeugungskraft gekostet haben, den Kommandanten von Grootfontein zu dieser Aktion zu überreden, denn der hat sich unter Umständen eine Menge Ärger eingehandelt, weil er sich in die Belange des Bezirkshauptmanns von Otjiwarongo eingemischt hat. Es liegt doch auf der Hand, dass van Houten dir helfen wollte. Warum sonst wäre er auf Verbrecherjagd gegangen?«
    Jella kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Es dauerte eine Weile, bis sie diese Neuigkeit verdaut hatte. Fritz sollte das alles ihretwegen gemacht haben? Ein warmes Kribbeln überfiel sie. War sie ihm etwa doch nicht so gleichgültig, wie sie unterstellte?
    »Du musst mit ihm reden«, drang Johannes weiter in sie. »Er hat ein Recht darauf, zu erfahren, dass er Vater wird. Ich bin mir ganz sicher, dass er dann auch Verantwortung für dich und das Kind übernehmen wird.«
    Die letzten Worte stießen Jella wie roher Kohl auf.
    »Verantwortung übernehmen?«, brauste sie auf. »Meinst du, das ist es, was ich will?«
    Johannes hob abwehrend die Hände.
    »Du missverstehst mich. Ich glaube...«
    Jella ließ ihn nicht ausreden.
    »Ich brauche keinen Mann, der nur aus Verantwortungsgefühl für einen Fehler, den er gemacht zu haben glaubt, zu mir steht. Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen!«
    »Das glaube ich dir aufs Wort«, erwiderte Johannes ernst. »Du bist eine erstaunliche junge Frau, und ich bin zudem stolz darauf, dass du meine Tochter bist. Aber ich verstehe nicht, was zwischen dir und diesem van Houten steht. Meinst du, er ist ein leichtsinniger Lump?«
    »Natürlich nicht!«, entgegnete Jella heftig. »Aber er ist ein
Mann - und er wird mich einschränken. Ich möchte selbst bestimmen, was gut für mein Leben ist!«
    »Vertraust du ihm so wenig?«
    Jella schüttelte unwirsch den Kopf. »Das hat nichts mit Vertrauen zu tun - oder vielleicht doch! Ich habe Angst, meine Unabhängigkeit zu verlieren. Ich will selbst bestimmen, was gut ist für mein Leben, und mich nicht von einem Mann bevormunden lassen.«
    »Du bist genau wie deine Mutter«, meinte Johannes wehmütig. »Sie war die selbstständigste Frau, die ich kannte. Nur ein einziges Mal habe ich sie bevormundet, nämlich als ich ihr verbot, mich gleich mit nach Afrika zu begleiten. Das war mein größter Fehler.«
    Erstaunt sah Jella zu ihrem Vater auf. Seine Offenheit berührte sie.
    »Lass die kostbare Zeit, die ihr miteinander haben könnt, nicht nutzlos vorüberziehen«, drang er weiter in sie. »Mach nicht denselben Fehler, den ich begangen habe, nur weil du glaubst, dass es so ist, wie du es dir vorstellst. Dieser Fritz hat eine Chance verdient!«
    In seinen Augen schimmerte es feucht. Tastend suchte er nach Jellas Hand, die sie ihm zaghaft überließ. »Wenn du ihn liebst, dann musst du zu ihm und es ihm sagen!«
    Die eindringlichen Worte ihres Vaters lösten in Jella einen weiteren Widerstreit der Gefühle aus. Tief in ihrem Herzen hatte sie schon längst diese Möglichkeit erwogen. Doch die Angst vor neuen Enttäuschungen und die Furcht, ihre Freiheit zu verlieren, hatten sie blind für die Wirklichkeit gemacht. Fritz hatte ihr gleich nach ihrer ersten Nacht einen Heiratsantrag gemacht, den sie in ihrer Verbohrtheit ausgeschlagen hatte. Trotzdem hatte er ihr geholfen und hinter ihrem Rücken für sie Nachforschungen angestellt. Sie durfte nicht länger an seinen aufrichtigen Gefühlen zweifeln.
    »Ich verstehe nur nicht, weshalb er gleich wieder weggeritten ist«,
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