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Der Rucksackmörder

Der Rucksackmörder

Titel: Der Rucksackmörder
Autoren: Jaques Buval
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Ziel: eine Reise nach Australien. Monatelang hatte sie Prospekte gelesen und nach den interessantesten Reiserouten gesucht. Bei der australischen Botschaft hatte sie sich erkundigt, wie ihre Chancen seien, eine Arbeit zu finden. Für sie als ausgebildetes Kindermädchen wäre es leicht, in einem guten Haushalt unterzukommen, sagte man ihr. Dann eines Tages ist es soweit. Die Bedenken ihrer Eltern können sie nicht mehr aufhalten. Sie macht sich auf in das Land, dass für sie längst zum Synonym für Freiheit und Abenteuer geworden war. Zuerst zieht es sie in die Hauptstadt Sydney. Ihre freundliche Art hilft ihr dabei, schnell Arbeit zu finden. Egal ob als Kindermädchen oder als Bedienung in einem der zahlreichen Lokale, sie schlägt sich durch. Wie Caroline Clark, eine Landsmännin, die sie in einem Lokal, in dem sie gerade bedient, kennen lernt und mit der sie Freundschaft schließt.
    »Ich glaube, wir waren jetzt lange genug in Sydney, es wird Zeit, uns das Landesinnere anzusehen«, schlägt Joanne ihrer Freundin vor. Caroline ist begeistert und kündigt noch am selben Tag ihre Arbeit.
    Sie trampen durch dieses unendlich weite, dünn besiedelte Land. Mal arbeiten sie auf einer Schaffarm, dann als Helferinnen auf einer Obstplantage. An stillen Abenden sind ihre Gedanken zu Hause, bei ihren Eltern. »Sie sind wohl alle gleich«, stellt Caroline fest, »sie haben bei allem, was man unternimmt unbegründete Angst.«
    Und Joanne gibt ihr Recht: »Meine Eltern können sich eigentlich nicht beschweren. Ich rufe zwei Mal die Woche an, und ich habe ihnen schon Dutzende von Briefen geschrieben, nur damit sie sich ja keine unnötigen Sorgen machen.«
    »Mein letzter Anruf zu Hause«, fährt Joanne fort, »hat mich ein Vermögen gekostet. Ich hab meiner Mutter von dir erzählt und natürlich wollte sie dann auch gleich alles über dich wissen, deinen Namen, wie alt du bist und wie wir uns verstehen. Was die für Sorgen haben!«
    Während für Joanne der Rückreisetermin zwar noch in weiter Ferne lag, aber zumindest feststand, war Caroline fest entschlossen, für längere Zeit in Australien zu leben. Ihr Vater, ein leitender Angestellter der Bank von England, drängte bei jedem Anruf seiner Tochter auf deren Rückkehr. Doch vergebens.
    Joanne und Caroline verschlägt es auf eine Farm im Bundesstaat Victoria. Hier können sie wohnen und arbeiten.
    Fast allabendlich sitzen sie mit dem Farmerehepaar zusammen und berichten von ihrer Heimat. Joanne und Caroline gefällt das ländliche Leben, vor allem die Freundlichkeit der Landleute. Leider konnten sie hier nur drei Wochen verbringen und so traten sie ihre Weiterreise, zurück nach Sydney, an.

Simones Mutter in Australien
    Eine riesige Menschentraube hat sich am Ausgang des Terminals gebildet. Zahlreiche Menschen haben sich eingefunden, um ihre Angehörigen und Freunde willkommen zu heißen. Blumen werden überreicht, Menschen umarmen sich, Koffer und Gepäck tauschen ihre Träger. Die Maschine Frankfurt – Melbourne ist pünktlich gelandet und die Fluggäste sind froh, die Strapazen des langen Fluges überstanden zu haben.
    Unter den angekommenen Fluggästen eine überglückliche Frau und Mutter. Ganz langsam schiebt sie ihren Kofferkuli vor sich her. Sie will das Flair dieses fremden Landes in sich aufsaugen, den so lang herbeigesehnten Augenblick genießen.
    Nur noch wenige Meter zum Terminal des Flughafens hier in Melbourne und sie würde ihre geliebte Tochter wieder in die Arme nehmen können. Seit Monaten hatten sie sich nicht mehr gesehen. In Melbourne wollten sie sich treffen, um sechs Wochen gemeinsam Urlaub zu machen. Minuten vergehen, bis sie sich in den Strom der Passagiere einreiht. Sie blickt durch die riesige Glasscheibe auf die Wartenden, die allmählich weniger werden. Nur noch eine kleine Gruppe Wartender befindet sich hinter der Glasscheibe, an der sich ein paar Kinder die Nasen platt drücken. Ihre Tochter ist nirgends zu sehen. »Vielleicht hat sie mit dem Campingbus keinen Parkplatz gefunden«, denkt sie und postiert sich in der Mitte der Halle. Sie will sich gerade eine verfrühte Landung der Maschine einreden, was natürlich nicht stimmt, als sie einen Aufruf aus dem Lautsprecher vernimmt. Sie versteht nichts, aber sie hört ihren Namen. Dann ertönt der Aufruf auch in deutscher Sprache: »Frau Schmidl, bitte melden Sie sich bei der Information.«
    »Braves Mädchen, sie ruft wenigstens am Flughafen an, damit ich mir keine Sorgen zu machen brauche«,
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