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Der Rucksackmörder

Der Rucksackmörder

Titel: Der Rucksackmörder
Autoren: Jaques Buval
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seine erst 21-jährige Tochter mit Rucksack und Zelt allein durch Australien reisen wird, behagt ihm überhaupt nicht Als Simone bemerkt, wie nachdenklich ihr Vater geworden ist, hakt sie sich bei ihm unter und versucht, ihn aufzuheitern: »Papi, pass auf dich auf, ich komme schon wieder gesund nach Hause. Ich war doch schon auf der ganzen Welt, und mir ist nie etwas geschehen.
    Also, Kopf hoch, ich bin ja in sechs Monaten wieder zu Hause.«
    Simone rückt ihre dunkle, modische Brille zurecht und besteigt den Zug nach Frankfurt. Küsst noch einmal liebevoll ihren Vater und schließt die Türe. Die Freundinnen jubeln und winken ihr hinterher, bis der Zug in der Ferne entschwindet.
    Hemmungslos lässt Herbert Schmidl seinen Tränen freien Lauf. Wie oft hatte er versucht Simone diese Reise auszureden.
    Er wollte sie umstimmen, doch wer kann schon eine 21-Jährige von dem abhalten, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat.
    So entflieht der Zug, der seine Tochter nach Frankfurt zum Flughafen bringt aus seinem Blick. Ihre Maschine startet um 12.45 Uhr und wird nach einem Zwischenstopp am 1. Oktober in Sydney landen. Der Rückflug ist für den 22. Mai 1991 gebucht. Es tröstet ihn zu wissen, dass sie wenigstens die letzten sechs Wochen nicht allein sein wird. Am 9. April des kommenden Jahres würde sich Simone mit ihrer Mutter in Melbourne treffen, um die restlichen Wochen mit ihr zusammen zu verbringen. Am 22. Mai würden beide gemeinsam nach Deutschland zurückkehren.
    Bei ihrer Abreise schworen sich Vater und Tochter, dass sie während der langen Zeit der Trennung ständig, ob brieflich oder telefonisch, in Verbindung bleiben werden.

Zwischenstopp in Athen
    »Haben Sie noch einen Wunsch, möchten Sie noch etwas zu trinken?« Die freundliche Stimme der Stewardess weckt Simone Schmidl aus ihrem Schlaf. Seit Stunden sitzt sie in der Maschine nach Australien. Sie freute sich, einen Fensterplatz erhalten zu haben, so konnte sie den herrlichen Ausblick auf das dichte Wolkenfeld unter sich genießen. »Doch dabei muss ich eingenickt sein«, stellt sie verwundert und ein wenig verärgert fest. Schon gibt der Kapitän die Landung in Athen, ihrem ersten Zwischenstopp, bekannt. Pünktlich um 16.25 Uhr landet die Maschine der Olympic Airways in Griechenland.

    Drückende Hitze herrscht in dem übervollen Restaurant im Flughafen von Athen. Die Aircondition ist ausgefallen. Auch das schwere Gepäck trägt seinen Teil dazu bei, dass Simone erschöpft und schweißgebadet ist als sie an einem kleinen Tisch, der gerade frei wird, Platz nimmt. In ihrem besten Englisch bestellt sie einen kühlen Drink und beobachtet dabei eine gleichaltrige Frau, die mit ihrem riesigen Rucksack und hochrotem Kopf dasselbe Schicksal erleidet wie sie. Sofort erkennt Simone die junge Frau wieder, denn sie flogen in derselben Maschine. Die Frau erwidert den Blick Simones sichtlich erfreut und geht geradewegs auf ihren Tisch zu.
    »Ist bei Ihnen noch ein Platz frei?«
    »Natürlich«, erwiderte Simone. Sie wusste, ihre Maschine startet erst morgens um 5.20 Uhr zum Weiterflug. Dreizehn lange Wartestunden lagen also noch vor ihr. Da kam die junge Frau wie gerufen. »Sicher fliegt Sie auch mit derselben Maschine weiter. Also hat Sie dasselbe Problem wie ich«, überlegte sie, und der Gedanke gefiel ihr.
    Nur wenige Minuten sind nötig, bis sich die beiden gegenseitig vorgestellt und beschlossen haben, die lange Zeit des Wartens gemeinsam zu verbringen. Und es stellt sich heraus, dass die junge Frau mit Namen Jenny Müller genauso wie Simone beabsichtigt, mit Rucksack und Zelt durch Australien zu reisen. Die beiden verstehen sich auf Anhieb prächtig und beschließen spontan, Neuseeland und Australien gemeinsam zu erkunden. Doch es bleibt noch viel Zeit bis zum Weiterflug. Simone erzählt von ihrer Schulzeit, vom Besuch der kaufmännischen Berufsschule, wo sie sich zur kaufmännischen Assistentin ausbilden ließ. Jenny zeigt daran jedoch wenig Interesse. Wichtiger erscheint ihr zu erfahren, wie der Freund von ihr aussieht und welches Auto er fährt.
    Simone winkt ab bei diesem Thema und erzählt von ihren Träumen zu dieser Reise.

    Simone Schmidl am Strand von Neuseeland.

Das Abenteuer beginnt
    Ein strahlend blauer Himmel empfängt die beiden jungen Damen am 1. Oktober 1990 in Australien. Noch etwas verschlafen reibt sich Simone die Augen und auch mancher Geschäftsreisende, als die beiden das Terminal des Flughafens Sydney in ihren kurzen Shorts verlassen.
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