Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger
Autoren: Stephan Russbuelt
Vom Netzwerk:
Wanderer die zwei Steine zusammengebracht hat, ringen Magie und Natur um die Vorherrschaft und bringen das Gefüge durcheinander. Im äußeren Kreis standen sich Tabal und Prios gegenüber. Der Sturm, den wir gerade hinter uns gelassen haben, ist der mittlere Ring. Dort kämpfen die Elemente gegeneinander und versuchen, der neuen Macht im Zentrum zu widerstehen. Hier, im inneren Kreis, sind Magie und Natur miteinander verschmolzen. Sie breiten sich immer weiter aus.«
    Mogda zeigte auf die Barriere, die sich langsam Fuß um Fuß verschob.
    »Irgendwann wird ganz Nelbor verschlungen sein, und wenig später der Rest der Welt. Wenn es dazu kommt, bricht das Gefüge auseinander, die Götter werden sterben, und an ihre Stelle tritt der Wanderer.«
    »Woher du wissen?«, fragte Rator.
    Mogda zuckte mit den Achseln und blieb ihm die Antwort schuldig. Er wusste es nicht. Die Elfen, das Orakel, die Troll-Schamanin, seine eigenen Visionen – was war davon wahr und was nicht? Ob es sein Wissen oder nur eine dunkle Vorahnung war, würde sich bald zeigen.
    »Mogda nichts wissen, du gar nichts wissen«, knurrte Rator. »Du nicht mal können sagen, wo Mann ohne Schuhe hingelaufen.«
    Mogda blickte sich kurz um und zeigte auf einen Teil der Elfenwälder, aus dem einige Baumkronen weit über die übrigen hinausragten.
    »Er ist dort, im Herzen des Waldes, am Fuß des Baumes Mystraloon.«
    Rator betrachtete einen Moment die dunklen Kronen der Bäume, die über den Wald zu herrschen schienen. Dann wandte er sich wieder Mogda zu. Sein Gesicht verriet, dass er dem anderen Oger zwar vertraute, aber das Wissen verabscheute, das sein Kamerad besaß.
    »Er nicht Gott, er nur weitere Kerbe in Axt von Rator.«
    Sie warteten noch, bis auch die letzten Oger den Sturm der Elemente verlassen hatten. Viele hatten Platzwunden oder Verbrühungen vom heißen Moorwasser davongetragen. Notdürftig wurden die Verletzten von ihren Kameraden versorgt, dann setzten sie ihren Weg zu den Elfenwäldern fort.
    Die Zwerge hatten erneut die Führung übernommen. Je weiter sie sich den Wäldern näherten, desto breiter und fester wurde der Pfad. Aus dem zähflüssigen Moorwasser reckten merkwürdige Pflanzen ihre herzförmigen Blätter empor und richteten ihre Blattspitzen nach den vorbeiziehenden Kriegern aus.
    Viele Stunden liefen die Oger und Zwerge durch das Moor, immer geradewegs auf die düsteren Baumreihen der Elfenwälder zu. Ob es Tag war oder Nacht, vermochte niemand zu sagen. Eine violettrote Scheibe hing am Himmel und rührte sich nicht.
    Mogda hatte genügend Zeit, sich die veränderte Welt genau anzusehen. Sein Blick fiel auf eine skurrile Schwimmpflanze. Das netzartige Gebilde trieb dicht unter der Wasseroberfläche und bewegte sich wie eine Qualle fort. Langsam folgte es einem Schwarm Fische, die sich an dem reichhaltigen Futter im braunen Moorwasser gütlich taten. Äußerst geschickt drängte das Geflecht einen einzelnen Fisch vom übrigen Schwarm ab und zog sich langsam zusammen. Der Fisch schien nichts von seinem Schicksal zu ahnen, bis die Pflanze schließlich eine Art grünen Kokon um ihn gebildet hatte. Nach wenigen Augenblicken entfaltete sich das Knäuel wieder und ließ einzig die Mittelgräte zurück.
    »Was ist das für eine Welt, wo Pflanzen die Jäger sind?«, überlegte Mogda halblaut.
    Dranosil hatte sich dem Oger unbemerkt genähert.
    »Eine, in der nur die Steine deine Freunde sind«, sagte er. »Für uns hat sich nur wenig verändert.«
    Misstrauisch beobachtete das ungleiche Paar noch eine Weile die Umgebung, bevor sie weiterzogen.
    Das Moor, das einst Grind der Trollkönig sein Zuhause genannt hatte, war von jeher ein Ort gewesen, in dem sich kein Oger sonderlich wohl fühlen konnte, und das hatte sich auch jetzt nicht geändert. Obwohl keiner von ihnen wusste, wer oder was in den Elfenwäldern auf sie lauerte, konnten sie es kaum erwarten, endlich dort anzukommen.
    Nach einer endlos scheinenden Wanderung erreichten sie den Wald der Elfen. Erschöpft begannen die Zwerge, ihr Lager aufzuschlagen.
    »Wir sollten weiterziehen«, ermahnte Mogda die Krieger des kleinen Volkes. »Mit jeder Stunde, die wir verlieren, breitet sich der innere Kreis weiter aus und schwächt die Götter.« Hilfe suchend blickte er zu Rator.
    »Weg sein voller Anstrengung. Besser ausruhen, bevor treffen auf Feind«, grollte der Kriegsoger.
    Mogda wusste, dass er Recht hatte, und fügte sich der Anweisung.
    Die Oger suchten im Schatten der Bäume nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher