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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod
Autoren: Jason Dark
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da in den Zuschauerraum ruft?«
    Sie konnte nicht mehr sprechen und nur nicken.
    Herr Müller erklärte es deutlicher. »Was wir da zu hören bekommen, ist ein Mordeingeständnis, verdammt noch mal, dein Vater gibt zu, der Rote Tod zu sein. Ist dir das eigentlich richtig bewusst?«
    »Ich weiß es.«
    »Wie?«
    Hanna merkte, dass Herr Müller leicht durcheinander war. Er konnte die Antwort nicht einsortieren und wollte noch einige Fragen stellen, als sich das Mädchen einen Ruck gab und aufstand. Mit der Schulter wäre sie beinahe noch gegen das Kinn des Mannes gestoßen, aber jetzt stand sie, und das war wichtig.
    Ihr Vater hatte sich gedreht.
    Etwas blitzte in seiner Hand, weil es vom Licht des Scheinwerfers getroffen wurde. Hanna konnte es nicht genau erkennen, aber es war metallisch, und sie dachte auch an ein Messer. Ja, das musste so sein. Es war die Quintessenz aus seinem Monolog. Wenn er etwas erreichen wollte, konnte er nicht mehr länger zögern.
    Er ging jetzt auf seinen Kollegen zu. Der Inspizient stand noch immer an Hannas Seite. Er war aufgeregt und schwitzte wie in einer engen Sauna.
    »Was will er denn jetzt?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Der hält doch etwas in der Hand.«
    Hanna ging nicht darauf ein. »Ich gehe zu ihm!«, flüsterte sie. »Das muss ich tun.«
    »Was? Du bist doch...«
    »Ich gehe hin!«
    Der Inspizient wusste nicht, wie ihm geschah. Er fühlte sich nicht mehr richtig als Mensch. Er war eingehüllt in das neue Grauen. Jahrelang hatte er dem Theater sein Herz verschrieben, doch was er jetzt erlebte, das konnte er nicht mehr als Theater ansehen. Das war die grausame und böse Wirklichkeit.
    Er musste telefonieren, bevor es zu einer Katastrophe kam. Richard Kohler war der Rote Tod. Er hatte es zugegeben, und er war allein für die Morde verantwortlich.
    Hanna aber blieb. Das Mädchen dachte ähnlich wie der erwachsene Mann, aber es handelte nicht so wie er. Den Entschluss, auf die Bühne zu gehen, legte sie nicht mehr ab, und es war ihr dabei auch egal, ob Menschen zuschauten oder nicht.
    Hanna Kohler wollte nicht, dass ihr Vater noch einen unschuldigen Menschen ermordete. Dass das Eingreifen auch ihr Leben kosten könnte, daran dachte sie nicht...
    ***
    Chris Bücker sah, dass sein Kollege die Stichwaffe gezogen hatte. Er setzte sie noch nicht ein, sondern blieb vor Bücker stehen. Dem Publikum hatte er seinen Rücken zugedreht. Die Menschen würden nicht genau erkennen, was sich hier abspielte. Vielleicht sahen sie noch mal das Aufblitzen des Metalls, das würde auch alles sein.
    In der rechten Hand hielt der Rote Tod seine Waffe. Bücker rechnete damit, dass er zuschlug. Er suchte nach einem Ausweg. Vielleicht den Körper nach hinten werfen, das wollte er erst bei einem Angriff tun und vor allen Dingen sein Gesicht und ebenfalls seinen Hals in Sicherheit bringen.
    Kohler tat etwas anderes.
    Er hob seinen linken Arm und brachte die Hand in die Nähe des Gesichts. Nie im Leben hätte Chris Bücker damit gerechnet, dass er noch mal etwas sagen würde, aber er tat es, und er sprach so laut, dass es auch mindestens die Hälfte der Zuschauer hören konnte.
    »Ich bin der Nachfolger des Roten Tods. Ich bin es wirklich, und das werde ich dir zeigen.«
    Er fing an, sein Gesicht zu kneten. Dazu nahm er nur seinen Daumen und seinen Zeigefinger. Er drückte sie in die Haut hinein, er fuhr dabei mit den Fingernägeln entlang und riss sie auf, damit das zum Vorschein kommen konnte, was sich bisher darunter verborgen hatte.
    Blut!
    Er blutete an den verschiedensten Stellen seines Gesichts. Die Tropfen quollen hervor. Sie waren unterschiedlich groß und lösten sich von den Schnittstellen wie blutige Perlen, die an seiner Haut herabliefen.
    Chris Bücker riss die Augen weit auf. Was er da zu sehen bekam, war ungeheuerlich. Die Haut war nur so dünn wie Papier. Sie riss einfach weg, und darunter...
    Er sah sogar das rohe Fleisch. Es zuckte an einigen Stellen. Hautlappen hingen als winzige Stücke nach unten.
    »So hatte er ausgesehen, der große Alexis Kroland. Der Heiler, der seine Kräfte der Macht des Teufels verdankte. Und so sehe ich aus, mein Freund, denn ich bin es. Alexis ist in mir zurückgekehrt, ich bin sein Rächer.«
    Bücker schüttelte den Kopf. »Das... das... glaube ich nicht. Verdammt, das kann ich nicht glauben! Das ist unwahrscheinlich. Du lügst. So was kann es nicht geben...«
    »Sieh mich an!«
    »Das ist...«
    »Die Wahrheit, Chris. Die ganze grausame und echte Wahrheit. Die
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