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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg
Autoren: Sam Eastland
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er den ganzen Wald abfackeln«, sagte Maximow.
    Die Männer bewaffneten sich mit den entflammbaren Flaschen, beluden sich am Emka mit so viel Munition, wie sie tragen konnten, und rannten daraufhin los, Maximow vorneweg.
    Die schwarze Rauchwolke breitete sich langsam am Himmel aus. Es dauerte nicht lange, bis sie den dichten Qualm auch riechen konnten. Es roch nicht nach Holz, sondern nach brennendem Öl.
    Sie liefen so schnell wie möglich zwischen den dicht stehenden Bäumen, über schwammigem Untergrund, in dem sie mit den Stiefeln festzustecken drohten, über seltsame insektenfressende Pflanzen, die wie fauliges Fleisch stanken und ihnen ihre offenen Mäuler entgegenreckten.
    Kirow folgte Pekkala dichtauf und fluchte leise, als er sich an einem umgestürzten Baumstamm das Schienbein anschlug. Dürre Zweige peitschten ihnen ins Gesicht und schlugen gegen die Waffen, die sie in der Hand hielten.
    Als Maximow endlich den Arm hob und ihnen signalisierte, dass sie stehen bleiben sollten, lief Pekkala der Schweiß über die Stirn.
    Auch Kirow keuchte unter der Last des unhandlichen PTR.
    Nur Maximow zeigte keinerlei Anzeichen von Erschöpfung, als hätte er ohne Pause ewig weiterlaufen können.
    Hinter einigen Bäumen gingen sie in Deckung. Es wurde nun sehr schnell heller. Vor ihnen war die lodernde Karosserie des Lastwagens zu erkennen.
    »Was macht er da? Warum verrät er seine Position?«, flüsterte Kirow. »Der Rauch muss doch in halb Polen zu sehen sein.«
    Sie krochen vorwärts, bis sie zwischen den hochschlagenden Flammen den Panzer sahen. Davor stand Kropotkin. Er goss aus einem verbeulten Kanister Treibstoff in den Panzer, bevor er mit einem wütenden Aufschrei den Kanister auf die Lichtung schleuderte.
    »Deshalb hat er in den Depots nicht angehalten«, flüsterte Maximow. »Er hat den Diesel aus dem T-34 genommen. Und jetzt reicht der Treibstoff vermutlich nicht mehr, um damit noch bis nach Polen zu kommen.«
    »Also hat er den Lastwagen in Brand gesetzt«, sagte Pekkala. »Die Frau, mit der ich im Dorf gesprochen habe, sagt, der Wald würde ständig von der polnischen Kavallerie patrouilliert. Er hat das Feuer gelegt, damit die Polen zu ihm kommen.«
    Kropotkin verschwand hinter dem Panzer. Als er wieder auftauchte, war der alte Mann bei ihm. Er war klein, kahl, hatte schmale Schultern und trug ein kragenloses blaues Arbeiterhemd und eine schwere Cordhose. Zoja Maklarskajas Vater. Kropotkin hatte ihm die Hände auf dem Rücken gebunden. Jetzt zerrte er den Alten in die Mitte der Lichtung.
    »Du hast gesagt, es gäbe hier Diesel!«, schrie Kropotkin.
    »Gab es doch auch!« Der Alte wies mit dem Kopf in Richtung des leeren Kanisters. »Ich sagte doch, sie lassen für den Notfall immer was hier.«
    »Ein Kanister reicht aber nicht!«
    »Er reicht, wenn man einen Traktor fährt«, protestierte Maklarskij. »Sie haben mir nicht gesagt, wie viel Sie brauchen. Nur, ob es Diesel gibt.«
    »Na, spielt sowieso keine Rolle mehr«, sagte Kropotkin, zog ein Taschenmesser aus der Tasche und klappte es auf.
    »Was haben Sie vor?« Maklarskij starrte auf das Messer.
    »Ich lasse dich gehen, alter Mann«, sagte Kropotkin. »Wie versprochen.« Er schnitt die Fesseln durch. »Geh schon«, sagte Kropotkin und gab ihm einen Schubs.
    Maklarskij rannte nicht los, sondern drehte sich nur um und sah reglos zu Kropotkin.
    »Geh schon!«, brüllte Kropotkin, ließ das Messer zuklappen und steckte es wieder ein. »Ich brauch dich nicht mehr.«
    Langsam setzte sich Maklarskij in Bewegung und folgte dem Pfad in Richtung Straße.
    Und dann mussten die drei Männer hilflos mit ansehen, wie Kropotkin seine Pistole zog. Der trockene Knall hallte durch den Wald.
    Maklarskij taumelte und schien gar nicht zu verstehen, was gerade passierte. Gebückt wankte er einige Schritte weiter.
    Kropotkin schritt über die Lichtung. Als er hinter Maklarskij stand, setzte er die Pistole am Hinterkopf an und drückte ein zweites Mal ab. Diesmal fiel der Alte so abrupt zu Boden, dass es aussah, als hätte sich die Erde unter ihm aufgetan.
    Kropotkin kehrte zum Panzer zurück, stieg auf den Turm zu der bereits offenstehenden Luke und glitt ins Innere hinab.
    Er bereitete sich auf die Abfahrt vor, egal, wie viel Diesel er hatte. Pekkala nickte Kirow zu.
    Kirow klappte das Zweibein der Panzerbüchse auf, brachte das Gewehr in Stellung und ging in Position.
    »Haben Sie ein klares Schussfeld?«, fragte Pekkala.
    »Nein«, erwiderte Kirow, nachdem er durchs
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