Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der rote Planet

Titel: Der rote Planet
Autoren: Alexander A. Bogdanow
Vom Netzwerk:

hätten. Auf der Venus
brauchten wir nur das abzubauen, was wir schon gefunden haben, und das
könnten wir unverzüglich tun.
    Ganz gleich, wie wir später über die
Kolonisation anderer Planeten
entscheiden werden, jetzt müssen wir erst einmal Sternschiffe
auf die
Venus entsenden, um radioaktives Material zu gewinnen. Damit schaffen
wir die Voraussetzung für weitere Schritte.
    Die Venus bietet zwar große natürliche
Hindernisse, aber wir
brauchten sie vorläufig nicht völlig zu
überwinden. Es genügt, wenn wir
ein kleines Stück des Planeten beherrschen. Eigentlich handelt
es sich
um eine einzige große Expedition. Wir werden uns dort nicht
mehrere
Monate aufhalten wie bei unseren früheren Expeditionen,
sondern mehrere
Jahre, um möglichst viel Radium zu gewinnen. Dabei
müssen wir uns vor
den unbekannten Krankheiten, dem schädlichen Klima und anderen
Gefahren
schützen. Das wird viele Opfer kosten, möglicherweise
kehren von dieser
Expedition nur wenige zurück. Aber der Versuch muss unbedingt
gewagt
werden.
    Der geeignetste Ort für eine Landung ist die Insel
der heißen
Stürme. Ich habe sie gründlich erforscht und einen
genauen Aktionsplan
ausgearbeitet. Wenn Sie jetzt darüber beraten
möchten, kann ich ihn
sogleich darlegen.«
    (Niemand sprach sich dagegen aus, und Menni
erläuterte seinen Plan,
wobei er ausführlich auf alle technischen Einzelheiten
einging. Nach
ihm meldeten sich andere Redner, aber alle sprachen
ausschließlich zu
seinem Plan und erörterten Details. Einige zweifelten am
Erfolg der
Expedition, doch alle stimmten darin überein, dass man sie
entsenden
müsse. Am Schluss wurde die Entschließung angenommen,
die Menni
unterbreitet hatte.)

10. Der Mord
    Ich war so tief bestürzt, dass ich keinen klaren
Gedanken fassen
konnte. Ein kalter eiserner Ring umklammerte mein Herz, und ich sah
deutlich Sternis vierschrötige Gestalt und sein unerbittlich
hartes
Gesicht. Alles andere verlor sich in einem dunklen Chaos.
    Wie ein Automat schritt ich aus der Bibliothek und setzte mich
in
meine Gondel. Wegen des eisigen Zugwinds musste ich mich fest in den
Mantel hüllen. So kam mir ein Gedanke, der sich gleich in mein
Hirn
bohrte: Ich muss allein sein. Als ich daheim angekommen war,
führte ich
ihn aus - mechanisch, als handelte nicht ich, sondern ein anderer an
meiner Stelle.
    Ich schrieb an die Fabrikverwaltung, dass ich eine Zeitlang
der
Arbeit fernbleiben würde. Enno erklärte ich, dass wir
uns vorläufig
trennen müssten. Sie blickte mich forschend an und erblasste,
sagte
jedoch kein Wort. Erst beim Abflug fragte sie, ob ich nicht Nella sehen
möchte. Ich verneinte das und küsste Enno zum letzten
Mal.
    Dann verfiel ich in eine Erstarrung. Ich spürte den
Schmerz des
kalten eisernen Ringes, und Bruchstücke von Gedanken irrten
durch
meinen Kopf. Von Nettis und Mennis Reden war eine blasse,
gleichgültige
Erinnerung geblieben — als wäre das alles unwichtig
und uninteressant.
Einmal nur blitzte es auf: Deshalb also ist Netti auf die Venus
geflogen, denn von dieser Expedition hängt alles ab! Scharf
und
deutlich traten einzelne Worte und ganze Sätze aus Sternis
Rede hervor:
»Wir können nur das eine wählen... diese
embryonalen Menschen...
völlige Ausmerzung der Erdbevölkerung... er ist schon
an tiefer
psychischer Zerrüttung erkrankt... « Aber das alles
ergab keinen
Zusammenhang, keine Schlussfolgerung. Manchmal sah ich die Ausrottung
der Menschheit als Tatsache, aber in verworrener, abstrakter Form. Der
Schmerz verstärkte sich, und mir wurde bewusst, dass ich an
dieser
Ausrottung schuld war. Dann durchfuhr es mich, dass noch nichts
geschehen sei und vielleicht nichts geschehen werde. Der Schmerz
ließ
jedoch nicht nach, und mein Hirn stellte fest: Alle werden sterben...
auch Anna Nikolajewna... und der Arbeiter Wanja... und Netti, nein,
Netti bleibt am Leben, sie ist ein Marsmensch... aber alle anderen
werden sterben... und man wird nicht einmal grausam handeln, denn die
Menschen werden kaum leiden ... ja, das hat Sterni gesagt... und alle
werden sterben, weil ich krank war... also bin ich schuld. Diese
Gedanken gefroren und blieben in meinem Gedächtnis haften,
kalt,
unbeweglich. Und die Zeit blieb mit ihnen stehen.
    Es war eine Fieberphantasie, ein quälendes,
langwährendes,
auswegloses Traumbild. Die Phantome existierten nicht
außerhalb meiner
Einbildungskraft, ein schwarzes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher