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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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früheren Expeditionen zur
Erde sind alle
Teilnehmer umgekommen, bis es Menni gelang, den ersten erfolgreichen
Flug zu unternehmen. Und nun, wo wir seine Methoden nutzen, sind wir
unlängst sogar zur Venus vorgedrungen.«
    »Darin ist Menni ein wahrhaft großer
Mann«, bemerkte ich.
    »Ja, wenn Sie einen Menschen, der viel und gut
gearbeitet hat, so bezeichnen wollen.«
    »Das meinte ich nicht. Viel und gut arbeiten kann
jeder Mensch.
Menni ist offensichtlich etwas ganz anderes: Er ist ein Genie, ein
schöpferischer Mensch, der Neues schafft und die Menschheit
vorwärts
bringt.«
    »Wir denken anders darüber. Jeder Arbeiter
ist ein schöpferischer
Mensch, denn in jedem Arbeiter wirken Menschheit und Natur. Steht Menni
nicht die gesamte Erfahrung vorangegangener Generationen und
zeitgenössischer Forscher zu Gebote, und ist er nicht bei
jedem Schritt
in seiner Arbeit von dieser Erfahrung ausgegangen? Und stammen nicht
seine Ideen von der Natur selbst? Gehen vom Kampf der Menschheit mit
der Natur nicht alle Anreize zum Forschen aus? Jeder Mensch ist eine
Persönlichkeit, aber sein Werk ist unpersönlich.
Früher oder später
stirbt er mit seinen Freuden und Leiden — doch sein Werk
bleibt im
grenzenlos wachsenden Leben. Darin besteht kein Unterschied zwischen
den einzelnen Arbeitern, unterschiedlich ist lediglich die
Größe
dessen, was sie geschaffen haben, und dessen, was im Leben
bleibt.«
    »Aber der Name eines Mannes wie Menni stirbt nicht
mit seinem Körper
und bleibt im Gedächtnis der Menschheit bewahrt,
während zahllose
andere Namen spurlos verschwinden.«
    »Der Name jedes Menschen bleibt erhalten, solange
diejenigen leben,
die ihn geliebt und gekannt haben. Aber die Menschheit braucht kein
totes Symbol einer Persönlichkeit, wenn diese nicht mehr da
ist. Unsere
Wissenschaft und unsere Kunst bewahren ganz unpersönlich, was
von allen
geschaffen wurde. Namen der Vergangenheit sind für das
Gedächtnis der
Menschheit nutzloser Ballast.«
    »Sie mögen Recht haben, aber unser
Gefühl empört sich gegen eine
solche Logik. Für uns sind die Namen von
Größen des Geistes und der Tat
lebendige Symbole, ohne die unsere Wissenschaft, unsere Kunst und unser
gesamtes gesellschaftliches Leben nicht auskommen. Im Kampf der
Kräfte
und Ideen sagt ein Name oft mehr als eine abstrakte Losung. Und die
Namen von Genies sind kein nutzloser Ballast für unser
Gedächtnis.«
    »Bei Ihnen ist eben das Werk der Menschheit noch kein
einheitliches,
gemeinsames Werk. In Illusionen zersplittert, die im Kampf zwischen
einzelnen Menschen entstehen, erscheint es als Werk von Menschen und
nicht als Werk der Menschheit. Mir ist es auch schwer gefallen, Ihren
Standpunkt zu begreifen.«
    »So oder so, Unsterbliche gibt es nicht auf unserem
Sternschiff.
Doch die Sterblichen sind wahrscheinlich die Exzellentesten, nicht
wahr? Sie gehören sicher zu denen, die ›viel und gut
gearbeitet
haben‹, wie Sie sich ausdrücken?«
    »Das mag sein. Menni hat die Mannschaft unter vielen
Tausenden ausgewählt, die mitfliegen wollten.«
    »Und der Größte nach ihm ist wohl
Sterni?«
    »Ja, wenn Sie unbedingt die Menschen messen und
miteinander
vergleichen wollen. Sterni ist ein bedeutender Gelehrter, allerdings
auf einem ganz anderen Gebiet als Menni. Er ist ein Mathematiker, wie
es wenige gibt. Eine ganze Reihe von Fehlern in den Berechnungen, nach
denen alle vorigen Expeditionen zur Erde geflogen sind, ist von Sterni
entdeckt worden, und er hat bewiesen, dass jeder einzelne Fehler
genügte, um das Unternehmen scheitern zu lassen. Er hat neue
Methoden
für solche Berechnungen gefunden, und bisher haben sich seine
Ergebnisse als richtig erwiesen.«
    »Sie bestätigen den Eindruck, den ich von
Sterni habe. Trotzdem —
ich verstehe es selber nicht, warum sein Anblick in mir bange
Gefühle
weckt, eine unerklärliche Unruhe, eine geradezu grundlose
Antipathie.
Doktor Netti, wissen Sie eine Erklärung
dafür?«
    »Sehen Sie, Sterni ist sehr klug, aber ein Mann mit
kühlem und vor
allem analytischem Verstand. Er zergliedert alles, unerbittlich und
konsequent, und seine Schlussfolgerungen sind oft einseitig, manchmal
sogar zu streng, weil die Analyse der Teile nicht ein Ganzes ergibt,
sondern weniger als ein Ganzes. Sie wissen, dass das Ganze stets mehr
ist als die Summe seiner Teile; die menschliche Gesellschaft
beispielsweise ist mehr als eine Ansammlung von Individuen.
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