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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman
Autoren: Heyne
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dass ich sie für viele Jahre das letzte Mal sehen sollte. Dann klappte ich den Schirm auf und ging schnell los.
    Es dauerte nicht lange, und ich erreichte den Droschkenstand an der Ecke Baker und Dorset Street, wo ich die vertraute rundliche Gestalt von Daws erspähte, der erfreulicherweise Dienst hatte. Daws und sein Pferd stießen
beide weißen Rauch aus, der eine aus seiner Bryèrepfeife, das andere aus seinen schnaubenden Nüstern.
    »Master Bentley«, grüßte der Kutscher.
    »Guten Abend, Daws. Hallo, Blossom.« Ich gab dem Pferd einen Klaps auf den Hals. »Zu meinem Onkel, Guilford Street Nummer 23.«
    »Wie geht’s deiner Mum?«
    »Wir hatten ein wenig Ärger.«
    »Schau an, Ärger also?« Er zog sich seinen Zylinder in die Stirn. »Dagegen ist Bill wohl der richtige Mann. Spring an Bord.«
    Ich schwang mich in den Einspänner. Er schaukelte wie ein Boot im Sturm, als Daws hinten auf den Kutschbock stieg. Er ließ die Zügel vorschnellen, und wir fuhren mit einem solchen Ruck an, dass ich gegen die Rückenlehne geworfen wurde. Wir rasten mit erstaunlicher Geschwindigkeit los, die ich Blossom keineswegs zugetraut hätte.
    Als wir unser Ziel erreichten, sprang ich auf die Straße, noch bevor der Wagen zum Stehen gekommen war, und lief zur Haustür meines Onkels.
    Aber es war Tante Maggie, die auf mein Klopfen hin öffnete.
    Sie schien sehr überrascht, mich zu sehen.
    »Trevor! Wieso bist du in einer solchen Nacht unterwegs?« Sie streckte den Kopf vor und starrte in die Dunkelheit. »Wo ist Catherine?«
    »Sie schickt mich, Onkel William zu holen. Wir hatten Streit mit Rolfe Barnes, und sie ist zu Hause und bewacht ihn.«
    »Komm erst mal aus dem Regen.« Obwohl ich es eilig hatte, gehorchte ich dem Befehl meiner Tante. Schon damals wusste ich, dass schlichter Gehorsam beim weiblichen
Geschlecht viel weniger Zeit verplempert als Erklärungen. Ladies sind ein sturer Haufen und übertreffen in dieser Hinsicht jedes Maultier um Längen.
    »Du siehst ja schrecklich aus«, sagte sie. »Nass bis auf die Knochen. Du wirst dir eine Lungenentzündung holen. Was ist mit deinem Gesicht passiert? Du liebe Güte.« Sie berührte meine Wange, die kaum wehgetan hatte, bis sie anfing, darauf herumzudrücken. »War das Barnes?«
    »Ja, und er hat Mutter mit dem Gürtel geschlagen.«
    Meine Tante riss Augen und Mund auf, dann klappte sie den Mund wieder zu und schürzte die Lippen. »Oh, Bill wird ihn umbringen.«
    »Genau das hoffe ich auch«, gab ich zu.
    »Natürlich ist Bill nicht daheim.«
    »Er ist doch nicht etwa schon im Dienst?«
    »Er ist schon seit Stunden weg. Wegen diesem schrecklichen Ripper, weißt du. Der arme Mann muss Doppelschichten machen und ist kaum noch zu Hause.«
    Diese Neuigkeit munterte mich nicht gerade auf. Was sollte ich jetzt tun?
    »Mum möchte, dass ich ihn hole«, murmelte ich.
    »Das wird leider nicht möglich sein. Möchtest du vielleicht einen Schluck Tee und einen Happen …«
    »Die Kutsche.«
    »Oh, richtig. Am besten fährst du wieder nach Hause.«
    »Aber ich soll doch Bill holen!«
    Tante Maggie runzelte die Stirn. »Ist bestimmt auch alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich will einfach nicht ohne ihn gehen.«
    »Er ist nicht da, Trevor!« Sie sagte es ganz langsam, als würde sie mit einem Schwachsinnigen sprechen.
    »Ja. Ich verstehe. Er ist im Dienst.«

    »Genau. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde ihm sofort von Barnes erzählen, und er wird die Sache in die Hand nehmen.«
    »Morgen früh.«
    »Morgen früh als Erstes. Und jetzt fährst du schnell zu Catherine zurück.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Bestimmt?« Sie legte den Kopf schief und sah mich scharf an. Ich versuchte unschuldig auszusehen, aber es zog nicht. »Ich werde mal lieber ein Wort mit dem Kutscher wechseln.«
    Ich winkte Daws. Er kletterte vom Kutschbock und eilte herüber. Während ich wartete, hastete Tante Maggie in die Wohnstube, klimperte mit ein paar Münzen und kam im selben Augenblick zurück, als Daws die Schwelle betrat und seinen Hut zog.
    »Bringen Sie den jungen Trevor bitte schnurstracks zurück nach Haus, auch gegen seine eventuellen anderen Absichten - ich zahle Ihnen dafür seine Fahrt und einen kleinen Zuschlag.« Sie leerte ihre Hand in Daws’. »Zur Marylebone High Street Nummer 35, und sonst nirgendwohin. Haben Sie verstanden?«
    »Durchaus, durchaus, ja. Keine Sorge. Heim zu Mum und sonst nix, darauf könn’se sich bei Daws verlassen. Jawoll.«
    Sie schaute mich kurz prüfend an und gab mir
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