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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Summen war nun auch für die anderen schier unerfraglich, und Sonja und die restlichen Soldaten pressten ebenfalls die Hände an die Ohren.
    Und dann schwand das Ungeheuer. Sonja blinzelte, als die wechselnden, jetzt grellen Farbtöne des Wesens sie blendeten. Als sie die Augen wieder öffnete, hatte nicht nur das Summen aufgehört, am Kopfende der Treppe zeigte sich jetzt auch bloß noch ein schwaches Schimmern wie zu Beginn des Rituals der Stygier.
    Das Schimmern löste sich ganz auf, und wo sie das Ungeheuer gesehen hatte, befand sich ein großer schwarzer Fleck auf dem Boden, als wäre dort Holz verbrannt.
    Die keuchenden Stygier gönnten sich eine kurze Verschnaufpause. Zwei halfen dem Gestürzten auf, der allmählich wieder zu sich kam und sich bei seinen Brüdern bedankte.
    Schließlich stieg ein Priester die Stufen hoch, drückte eine Hand auf den Verschluss der Steintür und zog sie schnell zurück. Eine lange Stahlnadel mit giftig wirkender grüner Fettschicht sprang heraus. Nur seine Vorsicht und Schnelligkeit hatten den Stygier gerettet. Er tastete in sein Gewand, brachte einen leuchtenden Ring zum Vorschein, richtete seinen Strahl zwischen die Tür und den Rahmen und drehte am Türknopf. Metall scharrte gegen Metall. Der Akoluth beschäftigte sich weiter mit der Tür.
    Nach einer langen Weile gab das Schloss mit einem metallischen Klacken nach. Der Stygier drückte auf die Tür, und sie öffnete sich knarrend nach innen. Er trat hindurch, gefolgt von seinen Brüdern“ danach von Sonja und ihren Leuten.
    Der Raum dahinter war niedrig, breit und dunkel. Düstere Teppiche hingen an den Wänden. Einige Steintische und Hocker waren zu sehen und Kohlebecken, von denen kein Rauch aufstieg, standen auf hohen eisernen Dreibeinen.
    Zu Füßen der Akoluthen lag eine Leiche – an ihrer schwarzen Rüstung und dem zerfetzten Umhang erkannte Sonja sie als Pelides’.
    In der Mitte des Raumes befand sich ein Stufenpodest, darauf ein sichtlich sehr alter Thron, und auf dem Thron eine hagere Leiche im Gewand eines Zauberers: Asroth mit – Pelides’ Schwert durch die Brust.
    . Rein vom Aussehen her fiel es schwer zu glauben, dass dieser Hexer solch entsetzliche Furcht verbreiten und über so ungeheure Kräfte hatte verfügen können. Er war dünn und verschrumpelt, seine Haut grau und runzelig, seine Hände gemahnten an Klauen. Selbst im Tod hing sein Kopf nicht schlaff auf der Brust, sondern war stolz erhoben. Die Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst, die Nasenflügel geweitet. In den offenen Augen schimmerte immer noch ein Silberglanz.
    »Herzog Pelides trat mit dem Ring hier ein«, sagte ein Akoluth. »Der Ring schützte und lenkte ihn. Pelides warf sein Schwert, und es durchbohrte Asroth.«
    Die anderen nickten. Sonja und die Soldaten starrten stumm auf dieses Bild des Todes, bis Sonja fragte:
    »Aber wie ist Pelides dann gestorben?«
    »Seht her!« Ein Akoluth bückte sich und drehte des Herzogs Linke um, dass die Handfläche nach oben zeigte. In ihrer Mitte hob sich eine winzige rote Stichwunde ab, umgeben von einem grünlichen Flecken.
    »Die Giftnadel der Tür!« rief Sonja.
    »Ja. Der Ring schützte ihn zwar gegen übernatürliche Wächter und zauberbewirkte Trugbilder, doch nicht vor rein stofflicher Bedrohung. Trotzdem lebte er noch lange genug, die Tür zu öffnen, einzutreten und Asroth zu töten. Im Sterben muss er gegen die Tür gefallen sein, die sich daraufhin wieder schloss.«
    Wieder beugte er sich über Pelides’ Leiche und öffnete ihre andere Hand. Sonja sah flüchtig den glühenden, schillernden Ring Ikribus …
    Da schnellte die Linke der Leiche um des Stygiers Kehle und drückte sie zu. Einen Augenblick schlug der Akoluth – in diesem übernatürlichen Griff wie eine Ratte zwischen den Kiefern eines Wolfes – heftig um sich. Dann schmetterte Pelides’ Rechte, immer noch mit dem Ring in der jetzt geschlossenen Faust, mit der Kraft einer Keule in des Stygiers Gesicht. Knochen barsten, Blut spritzte, und der Akoluth fiel zuckend auf die Steinfliesen.
    Die Umstehenden sogen erschrocken den Atem ein, als die gerüstete Leiche Pelides’ auf die Füße kam. Ein seltsames Licht schien aus den Schlitzen der Helmmaske – ein Silberlicht, wie das in Asroths Augen, nur greller.
    »Asroth hat von ihm Besitz ergriffen!« schrie ein Stygier. »Des Hexers Zauber bannte ihn, als er starb!«
    Er hob die Arme und leierte etwas auf stygisch, in das seine Brüder hastig einstimmten. Ihre
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