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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Autoren: Waldkirch Verlag
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er in sich hinein, als Menzel auf ihn zukam.
    „Ich spreche gerade mit der Assistentin unseres Opfers. Das solltest du dir anhören.“ Eilig folgte Wagner Menzel in den kleineren der Konferenzräume.
    „Das ist Susan Bergner. Bitte, Frau Bergner wiederholen Sie doch noch einmal, was Sie mir gerade erzählt haben.“, bat Menzel eine umwerfend schöne Frau, die mit übereinander geschlagenen Beinen in einem Sessel saß.
    Sie war schätzungsweise Anfang dreißig. Lange blonde Haare säumten ihr Gesicht. Eigentlich sah sie viel mehr nach einer Laufstegschönheit als nach einer Assistentin aus. Ihre leicht arrogant wirkenden Gesichtszüge verstärkten diesen Eindruck. Susan Bergner erhob sich kurz von ihrem Stuhl und reichte Theobald Wagner die perfekt manikürte Hand. Beim Hinsetzen bot sie ihm eine überwältigende Aussicht in den Ausschnitt ihrer Bluse.
    „Zunächst wiederhole ich noch einmal, dass ich für die Nacht zum Montag gleich mehrere Alibis habe, bevor Sie auf falsche Gedanken kommen. Sie dürfen das gerne überprüfen.“
    Mit diesen Worten schlug Susan Bergner ihre langen Beine wieder übereinander.
    „Ich hätte diesen Laden ohnehin bald verlassen. Für mich gibt es hier keine Zukunft. Sie müssen wissen, dass ich nicht nur Olafs Assistenz war, sondern vor allem seine Freundin, Geliebte, Ungeliebte… nennen Sie es, wie Sie wollen. Er wusste ja selbst nicht, wie er unsere Beziehung nennen sollte.“ Susan Bergner klang mächtig verbittert. „Die da draußen zerreißen sich jetzt das Maul über mich, vermutlich noch mehr als zuvor.“ Mit einer abfälligen Kopfbewegung deutete sie in Richtung Tür. „Er hat Sie verlassen?“ Wagner bemühte sich um einen sensiblen Ton. „Nein. Das kann ich nicht gerade sagen. Vielmehr habe ich ihn verlassen, weil seine Vorstellung von unserem Arrangement sich nicht mit meinen Zukunftsplänen deckte. Das hat unsere Zusammenarbeit mehr als belastet. Er wollte mich offenbar nicht verlieren, seine anderen Neigungen aber auch nicht aufgeben.“ Die Frau sah Wagner forsch an. Gerade wollte er nach diesen anderen Neigungen fragen, als sie ihm plötzlich zuvorkam.
    „Halten Sie mich für attraktiv?“ Menzel und Wagner nickten unisono wie hypnotisiert.
    „ Das tue ich selbst auch. Außerdem bin ich klug, gebildet und manche finden mich sogar witzig. Das alles reichte Monsieur Westhofen aber nicht.“ Sie machte eine kurze Pause und sah auf die geballten Fäuste in ihrem Schoß. Die Spannung im Raum war mit Händen zu greifen. „Lass‘ raus, Mädchen“, dachte Wagner ungeduldig. Susan Bergner wirkte mit einem Mal traurig, als sie ihren Kopf wieder hob. „Im Grunde genommen konnte er nichts dafür. Er ist… war bisexuell. Da ist nichts zu machen. Als ich dahinter gekommen bin, habe ich unsere Beziehung beendet.“ Sie kniff ihre Augen zusammen. „Fragen Sie doch mal die Stricher am Bahnhof. Einer von denen wird es wohl gewesen sein.“ Wagner fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes, dunkles Haar. „Danke, Frau Bergner. Das war erstmal alles.“
    Menzel und er selbst verabschiedeten sich von der sichtlich erleichterten Belegschaft. Die beiden Männer strebten schweigend dem Ausgang aus Westhofens Modetempel entgegen. Auf den Planken angekommen, kramten sie immer noch schweigend in ihren Jackentaschen nach ihren Zigaretten. Mit dieser Nummer hätten sie locker an einem „Zigarettensynchronanzündewettbewerb“ teilnehmen können, wenn es einen solchen denn gäbe.
    Menzel brach schließlich das Schweigen. „Der helle Wahnsinn, Westhofen stand auf kleine Stricher. Wenn die Presse Wind davon kriegt…“ „Jetzt mach´ mal halblang. Die Presse? Ich glaub´ du spinnst. Das ist vertraulich, klar?“ „Seit wann richtest denn ausgerechnet du dich nach den Dienstvorschriften? Das ist ja was ganz Neues!“ Es war klar, worauf Menzel anspielte. Theobald Wagner war momentan wahrlich nicht in der Position, den Heiligen zu mimen. War er es jemals gewesen? „Schon gut. Hast ja recht. Lust auf ´ne Razzia am Bahnhof morgen Nacht?“ Er boxte Menzel freundschaftlich auf den Oberarm. „Aber immer doch. Hab´ s nicht so gemeint. Du kriegst deine Probleme in den Griff, oder?“ Wagner nickte kurz. Er musste sie in den Griff kriegen. Gestern Abend hatte er doch schließlich den ersten Schritt in die richtige Richtung getan, oder war seine Standhaftigkeit etwa nur eine Ausnahmeerscheinung gewesen? Es war jedenfalls nichts, was er mit seinem jungen Kollegen diskutieren wollte.
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