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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Autoren: Waldkirch Verlag
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sagen. Aus Blech vielleicht, mit einem bernsteinfarbenen, geschliffenen Glasstein. Wir lassen das prüfen.“ Dr. Kremer hielt Theobald Wagner das Stück unter die Nase, bevor er es in einer Tüte verschwinden ließ.
    „Wenn wir herausfinden, wo der Ring herkommt, finden wir vielleicht auch den Mörder.“ Ein zarter Hoffnungsschimmer schwang in Wagners Stimme mit. „Das glaube ich kaum“, antwortete der Arzt nachdenklich und drehte die Tüte vor seinen Augen hin und her, „die gibt es bei jedem Souvenirverkäufer der Stadt im Dutzend billiger. Meine pubertierende Nichte liebt solchen Tinnef. Fakt ist, dass der Ring an dieser Stelle postmortem platziert wurde, genauer gesagt, kurz nach dem Tod des Opfers. Zu diesem Zeitpunkt sind sämtliche Muskeln erschlafft und…“ Mit einer entschiedenen Handbewegung stoppte Wagner den ausführlichen Vortrag des Gerichtsmediziners. „Postmortem! Danke, das ist alles, was ich wissen muss, Doktor.“
    Wagner hatte unzähligen Obduktionen beigewohnt und schon weitaus grausamer verstümmelte Leichen als diese hier gesehen, aber da war immer noch die Brezel, die auf einer Colawelle ans Tageslicht reiten wollte. Seine Magenschleimhaut war für solcherlei Vorträge heute einfach zu gereizt.
    „Freude schöner Götterfunken“ ertönte. Verdammt! Das war sicher sein Chef, der Details zum Fall hören wollte. „Na Theo, wie sieht’s aus?“ Lutz Hartmanns Stimme klang überraschend freundlich, „Du weißt, wer Olaf Westhofen ist? Gut! Es ist sehr wichtig, dass wir den Fall schnell lösen. Da ich trotz allem immer noch von deinen Fähigkeiten überzeugt bin, bleib dran. Versau es bloß nicht wieder! Mir und dir zuliebe, klar?“ Der Kloß im Hals machte es Hauptkommissar Wagner schwer zu antworten. Umständlich räusperte er sich und berichtete von der Autopsie. Hartmann schwieg. Unbehagen kroch in Theobald Wagner empor, weshalb er schnell von seinem Vorhaben berichtete, morgen früh mit seinem Team die Mitarbeiter in Olaf Westhofens Firma zu befragen. Hartmann fiel ihm ins Wort: „Die Sache mit dem Ring muss unter allen Umständen geheim bleiben. Kein Wort darüber zu irgendjemandem. Die Presse habe ich bereits selbst informiert. Vielleicht meldet sich ein Zeuge. Geh nach Hause und schlaf dich aus. Denk daran, das hier ist deine Chance. Du verstehst mich?“ Hartmann hatte aufgelegt. Das war genau das, was Wagner jetzt noch fehlte. Er stand auch ohne diesen Vortrag schon genug unter Druck. Eine weitere Blockade in seinem Kopf konnte er jetzt nicht brauchen.
    Zum Abschied reichte Dr. Kremer ihm die inzwischen gewaschene und desinfizierte Hand.
    Am Abend fuhr er mit den Unterlagen, die das Team auf seinem Schreibtisch gestapelt hatte, nach Hause. Ein Glas Scotch, mehr war heute nicht drin. Auf dem Esstisch breitete er die Unterlagen aus. Zunächst sah er sich die Tatortfotos an. Westhofen lag nackt auf dem Teppich. Auf ihm und um ihn herum ein riesiges Knäuel aus Regenwürmern. Es mussten Hunderte sein, oder Tausende? Aber das war nicht wichtig. Hauptkommissar Wagner nahm einen Schluck Scotch. Wichtig war die Botschaft dahinter. Wer machte sich schon die Mühe, so viele Würmer aufzusammeln, ohne einen bestimmten Grund dafür zu haben? Der aufgemalte Drache und diese Würmer sollten eine Botschaft sein. Diesbezüglich war Wagner sich sicher. Für diese Schlussfolgerung benötigte er nicht einmal seine momentan abwesende Intuition. Ach ja, da war ja auch noch dieser Ring im Enddarm von Westhofen. Das war schon verdammt krank. Was wollte der Mörder hiermit sagen? Wagner legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke. Da war wieder diese Blockade in seinem Kopf. Er konnte sie einfach nicht überwinden. Indizien verknüpfen und sich in die Gedanken des Täters versetzen, das war normalerweise eine seiner Spezialitäten. Theobald Wagner fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und blieb im dichten braunen Haaransatz über der Stirn stecken. Andere Männer Ende dreißig hatten bereits mit Haarverlust und grauen Strähnen zu kämpfen. Wenigstens dieses eine Problem hatte er nicht. Er schlug die Mappe mit den Fotos zu, nahm einen Schluck aus dem Glas und widmete sich den getippten Berichten. Die Waffe war ein antiker Dolch, schätzungsweise aus dem neunzehnten Jahrhundert. Genauere Untersuchungen standen noch aus. Was gab es noch? Der Bruder des Opfers war informiert und wollte so bald als möglich kommen. Die Mutter war gestorben, als die Jungs mitten in der Pubertät steckten. Der
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