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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
Autoren: Waldkirch Verlag
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Augenblicklich floss Blut. Er ließ die Feder ins Waschbecken gleiten und versorgte die Wunde. Das musste reichen. Mehr Strafe war nicht nötig. Wie immer kam es auch hierbei auf die richtige Dosierung an
.
    Er sah sich im Spiegel in die Augen. Das nächste Mal machst du es besser, perfekter!
    Das nächste Mal stand kurz bevor
.
    Er musste zurück zur Pinwand, denn dort wartete seine nächste Prüfung, und diese galt es sorgfältig vorzubereiten. Der Mann musste sicher gehen, dass ihm niemand mehr dilettantisches Vorgehen nachsagen konnte
.

Nachdem Hauptkommissar Theobald Wagner den gesamten Mittwoch im Büro verbracht und die Unmengen privater und geschäftlicher Papiere von Olaf Westhofen ohne erhellendes Ergebnis durchgesehen hatte, hoffte er, bei der bevorstehenden Razzia am Bahnhof auf einen brauchbaren Hinweis zu stoßen. Er hatte zwar immer noch größte Zweifel. Nach der Überprüfung aller Details dieses Falls hielt er es für unwahrscheinlicher denn je, dass irgendein Stricher den Mord begangen haben könnte. Nach Angaben der Hausangestellten der Villa Westhofen fehlte kein einziger Wertgegenstand. Alles war dort schon seit Generationen katalogisiert worden: Schmuck, Uhren, Antiquitäten, Kunst, Teppiche, Silber, Meissner Porzellan und so weiter. Die Liste las sich wie eine Auktionsliste bei Sotheby’s.
    Es gab keinerlei undurchsichtige Transaktionen auf den Privatkonten des Toten.
    Im Schlafzimmer hatte eine Geldklammer mit 2800 Euro gelegen, und sämtliche Kreditkarten waren fein säuberlich im eleganten Aigner-Portemonnaie des Toten verstaut.
    Das Bett war unberührt gewesen. Keinerlei Anzeichen, die auf sexuelle Aktivitäten hätten schließen lassen.
    Stattdessen hoffte Theobald Wagner vielmehr auf einen Zeugen unter den Strichern, der mehr Details aus dem gut gehüteten Privatleben des Opfers kannte. Oder bestenfalls auf einen verstörten Stricher, der aus einem Versteck beobachtet hatte, wie …
    ‚Blödsinn. Hör´ auf zu träumen, Wagner‘, ermahnte er sich und schlug sich diese absurde Idee aus dem Kopf.
    Seine Kollegen hatten jedenfalls Witterung aufgenommen, das spürte Wagner deutlich. Für sie war klar, dass Olaf Westhofen seinen Mörder selbst ins Haus gelassen hatte, da es keinerlei Einbruchspuren gab. Und so ein Stricher kam ihnen jetzt gerade recht. Das Team war davon überzeugt, heute Nacht am Bahnhof mindestens einen Tatverdächtigen zu finden, und dementsprechend hoch motiviert. Menzel war, abgesehen von Wagner selbst, der Einzige, der daran zu zweifeln schien.
    Hauptkommissar Wagner beschloss, noch schnell einen Happen zu essen, ausgiebig zu duschen und etwas auszuruhen, bevor er mit seinen Kollegen das Bahnhofsviertel durcheinander brachte. Wer wusste schon, wann das nächste Mal Gelegenheit dazu sein würde. Außerdem brauchte er heute Nacht sämtliche Sinne. Um halb eins sollte es losgehen. Zu dieser Zeit war Hochkonjunktur rund um den Bahnhof.
    Mit einer reichhaltigen Portion Börek und sechs gefüllten Weinblättern in einer dünnen, orangefarbenen Plastiktüte schlenderte er wie zufällig am Coffeeshop vorbei nach Hause. Lara war nicht da. Theobald Wagner ertappte sich dabei, wie er vor dem Schaufenster einen Moment stehen blieb und nach ihr Ausschau hielt. Was hatte es nur mit dieser Studentin auf sich? Sie war doch viel zu jung für ihn. Wie alt ist man denn gemeinhin, wenn man zur Uni geht? In welchem Semester sie wohl studierte? Er gab sich selbst einen Schubs und ging weiter. Es war egal, in welchem Studienjahr sie steckte. Sie war definitiv zu jung, und außerdem hatte Wagner sowieso keine Zeit für Frauen. Seine letzte ernsthaftere Beziehung lag wie viele Jahre genau zurück? Er konnte sich nicht daran erinnern. Dennoch dachte Theobald Wagner immer häufiger an Lara, und das gefiel ihm. Obwohl es ihm auch wieder nicht gefiel! Er fühlte sich innerlich hin und her gerissen, was wunderbar zu der anderen Zerrissenheit passte, die sein Seelenleben dieser Tage ohnehin schwer beutelte. Bravo!
    Essen, schlafen, duschen. Auf diese Grundbedürfnisse kam es jetzt an. Es waren schließlich nur noch ein paar wenige Stunden, bis die wahrscheinlich sinnloseste Razzia Wagners gesamter Polizeilaufbahn beginnen sollte.
    Punkt halb eins startete das Team Richtung Bahnhof. Dies war die zweite aufeinander folgende Nacht ohne Alkoholexzess seinerseits. ‚Bravo Wagner, geht doch!‘
    Die stundenlange Befragung der vorwiegend jungen Stricher zermürbte Theobald Wagner. Immer wieder
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