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Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
Autoren: Janet Chapman
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ihre Knie, damit er nicht im Wageninneren umherrollte.
    Sie sanken immer wieder ein, gerieten ins Schleudern und bahnten sich langsam ihren Weg durch den tiefen Schnee, bis sie endlich den Hügelkamm über Stock und Stein erreichten. Mit einem Aufprall hielten sie an, als alle vier Räder heulend und scharrend durchdrehten.
    Michael schaltete den Motor aus. »Das war’s. Von hier aus müssen wir laufen.« Er öffnete seine Tür, stieg aus und griff unter den Sitz. Er förderte eine Taschenlampe zutage, knipste sie an und ließ den Lichtstrahl durch das Wageninnere wandern.
    »Gib mir den Stab«, sagte er, half ihr herunter und wartete, bis sie Fuß gefasst hatte. »Horch«, flüsterte er und blickte zu den Wipfeln der hohen Bäume empor.
    Sie hörte es wieder, jenen schwachen, durchdringenden Schrei drängender Verzweiflung, von ganz weit links, hoch über ihnen auf dem Hügelrücken.
    Michael hob seine Jacke an, um sich den schweren Stab hinten in seinen Gürtel zu stecken. »Dorthin«, sagte er, nahm ihre Hand und führte sie tiefer in den Wald.

25
    A ngestrengt bemüht, mit ihm Schritt zu halten und ihn nicht zu behindern, folgte Libby Michael wortlos und überließ es ihm, großen Felsbrocken und umgestürzten Bäumen auszuweichen. Sie fühlte sich wie in einem Albtraum, in dem man läuft und läuft und nicht vom Fleck kommt.
    So ging eine Ewigkeit dahin, bis Libby schweißgebadet war und Schauer sie überliefen. Sie atmete stoßweise, und ihre Muskeln schmerzten. Nur Marys drängende Rufe, die von weitem zu hören waren, verliehen ihr die Kraft, weiterhin einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Plötzlich blieb Michael stehen und deutete auf den Bergrücken. »Dort. Siehst du?«, flüsterte er schwer atmend. »Der blaue Schein.«
    »Die Lichter der Skipiste?«, fragte Libby und bewegte sich ein Stück, um besser sehen zu können.
    »Nein.« Er wies nach links. »TarStone liegt im Norden. Man kann nur den Widerschein der Lichter in den Wolken ausmachen. Dieser Schein ist blau«, sagte er und deutete auf die Südseite des Hügelrückens.
    Er wartete ihre Antwort nicht ab und ging weiter voraus, in die Richtung, in die er gezeigt hatte. »Es ist Mary«, sagte er, als er sie über einen umgestürzten Baumstamm hob. »Es ist ihr Licht.«
    Libbys Müdigkeit war wie weggeblasen. Sie fing zu laufen an, um mit Michael mithalten zu können, als seine langen Beine mit erstaunlicher Schnelligkeit die Strecke hinter sich brachten. Der blaue Schein wurde intensiver, je näher sie kamen, und wurde vom Schnee in schimmernden Wellen reflektiert, die die Nacht erhellten.
    Michael blieb stehen und Libby neben ihm. Mary hockte auf einem kleinen Schneehaufen. Dort, wo die Eule den Schnee weggescharrt hatte, lugte eine rote Strickmütze hervor.
    »Robbie!«, rief Libby, warf sich auf die Knie und schaufelte den Schnee mit den Händen fort.
    Michael kniete sich ihr gegenüber hin, drehte Robbie behutsam um und hob ihn auf seinen Schoß. Libby streifte die Handschuhe ab und strich sacht die Eiskristalle vom Gesicht des bewusstlosen Jungen. Ihre Finger berührten das getrocknete Blut am Haaransatz seiner rechten Schläfe. Sie untersuchte den kleinen Riss, der nicht mehr blutete. Ein Kratzer, der nichts mit seinem Zustand zu tun hatte. Ihre Finger glitten zu seinem Hals, um seinen Puls zu fühlen.
    Es gab keinen Puls.
    Libby öffnete Robbies Arme und knöpfte seine Jacke auf. Rose Dolan fiel ihr praktisch in die Hände. Das Kind rührte sich nicht, die winzigen Gesichtszüge waren starr und bleich. Libby beugte sich vor und legte ihren Mund an die Wange des Kindes und spürte nur einen Hauch von Atem.
    »Sie lebt«, sagte Libby. »Aber kaum.«
    »Robbie«, knurrte Michael, als er seinen Mund auf Robbies Mund presste und vorsichtig ein paar Atemzüge in seinen Sohn stieß. Dann hob er den Blick und sah Libby verzweifelt an. »Tu etwas«, forderte er sie auf. »Weck ihn auf!«
    Libby zog ihre Jacke aus und legte sie auf den Boden neben die stille Eule. Sie hüllte Rose in die Jacke und griff nach Robbie. Michael legte ihr seinen Sohn in die Arme, dann zog er beide auf seinen Schoß, bis Libby rittlings auf seinen Hüften saß, Robbie zwischen ihnen eingeklemmt und eng an sie gepresst.
    »Lass deine Kräfte wirken«, bat Michael. »Rette meinen Sohn, Libby.«
    Sie bemühte sich bereits, doch anstatt der nun schon vertrauten Farben, die sich in Spiralen wirbelnd in Robbie hätten zeigen sollen, sah Libby nur Finsternis. Kein Licht, keine
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