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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht
Autoren: Judith McNaught
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Sogar wenn sie aus dem Pool stieg, ihr Haar tropfnaß am Kopf klebte und alles Make-up weggewischt war, sah sie immer noch aus wie eine der Schönen in den Werbespots im Fernsehen. Diana saß sich nicht einmal Falten in die Kleidungsstücke!
    Es hatte nicht lange gedauert, da dachten und sprachen die Mädchen von ihren jeweiligen Stiefelternteilen wie von richtigen Eltern. Und nun hielt Corey es an der Zeit, ihre Schwester auch mit Großeltern >auszustatten<.
    »Wenn du Omi und Opi erst einmal kennengelemt hast«, erklärte sie ihr, »wirst du rasch verstehen, warum jeder sie für so toll hält. Omi hat die besondere Gabe, so gut wie alles mit den Händen machen zu können, und regelmäßig kommt dabei ein kleines Kunstwerk heraus. Sie versteht sich aufs Nähen, aufs Stricken und aufs Häkeln. Wenn sie im Wald spazierengeht, kehrt sie mit ein paar ganz normalen Zweigen, Blättern und anderem Zeugs zurück und verwandelt das mit ein paar Spritzern Klebstoff und ein bißchen Farbe in die wunderbarsten Gegenstände. Omi stellt die Geschenke selbst her, mit denen sie ihre Familie und Freunde beglückt - sie preßt sogar ihr eigenes Geschenkpapier. Das verziert sie dann mit kleinen Beeren und so, und alles sieht wunderhübsch aus. Mom ist übrigens genauso. Wann immer ihre Kirche einen Flohmarkt veranstaltet, kommen die Leute aus der ganzen Stadt angefahren, um etwas von dem zu kaufen, was Mom und Omi gespendet haben.«
    Corey rückte ein zerdrücktes Kissen gerade. »Einmal ist ein Mann aus Dallas, dem dort eine Geschenk-Boutique gehört, zu einem solchen Basar nach Long Valley gekommen und hat sich die Arbeiten der beiden von allen Seiten angesehen. Er meinte, sie hätten wirklich ein Riesentalent, und er wollte, daß sie noch mehr davon herstellten, um das dann in seinem Laden zu verkaufen. Aber Omi hat ihm gesagt, das würde ihr keinen Spaß machen, so laufe das nicht. Und Mom hat ihm entgegnet, wenn sie von der Arbeit käme, sei sie oft so müde, deswegen könne sie ihm nicht garantieren, ihn regelmäßig beliefern zu können.
    Ach ja, Omi ist auch eine fantastische Köchin. Sie steht auf Biokost, du weißt schon, selbstgezogenes Gemüse und nur natürliche Sachen. Großmutter hat im Garten auch ihre eigenen Blumen, nur weiß man nie, ob sie damit den Tisch dekoriert oder sie einem auf dem Teller serviert. Aber sie ist in allem, was sie anfängt, wirklich großartig.«
    Sie legte eine kleine Pause ein, weil ihr vom vielen Reden die Kehle ganz trocken geworden war. Nach einem Schluck aus der Coke-Dose fuhr sie fort: »Opi dagegen liebt die Gartenarbeit. Ständig experimentiert er herum, um seine Früchte und Pflanzen noch größer und besser zu machen. Besonders steht er aber darauf, Dinge zu bauen.«
    »Was denn zum Beispiel?« wollte Diana fasziniert wissen.
    »Wenn du ihm Holz in die Hand gibst, kann er daraus alles anfertigen. Wie zum Beispiel kleine Schaukelstühle für Babys, Gartenschuppen, die wie ein richtiges Haus aussehen, oder winziges Mobiliar für ein Puppenhaus. Omi bemalt seine Werke dann, weil sie halt diese künstlerische Ader hat. Mensch, das Puppenhaus, das er für mich gebaut hat, mußt du dir unbedingt ansehen! Es hat fünfzehn Zimmer, richtige kleine Dachziegel und sogar Blumenkästen an den Fenstern.«
    »Ich freue mich wirklich schon drauf, die beiden kennenzulernen. Sie scheinen wirklich großartig zu sein«, entgegnete Diana, aber Corey ging längst etwas anderes durch den Kopf. Schon lange störte es sie, eigentlich schon seit dem Tag von Dianas Rückkehr aus Europa, als sie einen ersten Blick in deren Zimmer hatte werfen können.
    »Meine Liebe«, begann Corey mit gespielt strenger Stimme und ließ den Blick kritisch durch das makellos aufgeräumte und ordentliche Zimmer wandern, »hat dir noch nie jemand gesagt, wie schädlich es sein kann, seine Bude so tipptopp zu halten?«
    Statt damit zu kontern, wie unordentlich und schlampig es in Coreys Zimmer aussah, biß Diana nur ein kleines Stück von ihrer Brezel ab und sah sich nachdenklich in ihrem Raum um.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, stimmte sie zu. »Nun, das könnte daran liegen, daß ich Symmetrie und Ordnung sehr zu schätzen weiß. Oder aber daran, daß ich unter obsessiven Zwangshandlungen leide.«
    »Hä?« machte Corey. »Was soll denn das sein?«
    »Verrückt.« Diana hielt in ihrer Erklärung inne, um sich mit dem Daumen die wenigen Krümel von den Fingerspitzen zu reiben. »Meschugge.«
    »Du bist doch nicht bekloppt!«
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