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Der Raub des Wikingers

Der Raub des Wikingers

Titel: Der Raub des Wikingers
Autoren: Sandra Hill
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Fenster zu, dann der Tür, die zur Halle hinaus ging. Jemand oder eher mehrere verursachten das Geräusch, als sie über den Hof und hoch zu seinem Zimmer kamen.
    »Hast du vergessen, die Zugbrücke hoch zu ziehen?«, fragte Adam sarkastisch.
    »Ha, Ha, Ha. Möge Allah über Euren köstlichen Humor staunen«, erwiderte Rashid. Er, Adam, eine Magd und die Köchin waren die einzigen Bewohner des engen Schlosses. Hier gab es nichts zu stehlen, und die Zugbrücke war heruntergelassen und in dieser Stellung fest gerostet, wie sie beide sehr gut wussten. »An diesen öden Ort verirrt sich nie jemand. Ihr lebt wie ein Einsiedler.«
    »Das hast du schon Mal gesagt.«
    »Einige Dinge sind es wert, wiederholt zu werden.«
    »Das gehört nicht dazu.«
    »Vielleicht ist es Euer Stiefonkel Eirik, der Euch wieder einmal eine Einladung bringt, den kommenden Herbst auf Ravenshire zu verbringen.«
    Adam warf einen Blick aus einer der Schießscharten. »Nein, das scheinen Wikinger zu sein, hesire, nach ihrem Waffenkleid und Auftreten zu schließen.« Eirik war zwar ein halber Wikinger, hatte aber schon vor langer Zeit die sächsischen Gepflogenheiten angenommen, seine Kleidung eingeschlossen.
    »Dann Euer anderer Stiefonkel, Tyrik? Der ist doch ein vollblütiger Wikinger, nicht wahr?«
    Adam schüttelte den Kopf. »Tyrik ist bis ins Mark ein Nordmann, aber er würde nie über die norwegische Grenze in Dragonstead hinaus gehen... nicht zu dieser Jahreszeit... und nicht mit seiner Frau Alinor, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters von fünfunddreißig wieder schwanger ist.«
    Unsicher zuckte Adam die Achseln. Sie hatten nichts zu befürchten, denn hier gab es nichts zu holen. Dennoch griffen beide nach ihren Kurzschwertern und stellten sich neben die Tür.
    Klang! Klang! Die Geräusche der Ankommenden wurden immer lauter, als sie die Treppe hoch stiegen. Adam hörte einen weiblichen Klagelaut-wahrscheinlich von Emma, der Köchin. Nein, es waren zwei Frauenstimmen. Es mussten Emma und Bridget, das Kammermädchen, sein. Ihrem Schreien nach zu urteilen, konnte man meinen, ein Drache hätte das Haus gestürmt.
    Das Schnaufen, Klingen und Gemurmel verstand er. Schließlich waren es siebenunddreißig Stufen, die vom Hof zur Doppeltür der großen Halle hoch führten. Das wusste er, weil er sie bei zahllosen Gelegenheiten gezählt und dabei in allen Sprachen geflucht hatte, wenn er einen Kater hatte.
    Adam und Rashid stiegen die Treppe zur Halle hinunter, als Adam plötzlich stehen blieb und ungläubig starrte. Rashid stolperte ihm in den Rücken.
    »Oh ... mein ... Gott!«, flüsterte Adam.
    »Bei... Allah!«, stieß Rashid hervor.
    Sie standen nebeneinander und sahen zu der kleinen Gruppe Wikinger hinüber, die mit gezogenen Schwertern und erhobenen Streitäxten bereit standen. Es war eine eindrucksvolle Gruppe Krieger, große und breitschultrige Männer, in Felle und Rüstung gekleidet und mit Waffen in der Hand, die einen erwachsenen Mann mit einem Schlag von Kopf bis Fuß hätten spalten können. Sie waren ohne Zweifel der Grund, warum Emma und Bridget so geschrien hatten. Jetzt lehnten die Frauen an der Wand und fächelten sich mit ihren Schürzen Luft zu.
    »Möge Gott uns helfen!«, rief Adam aus.
    »Hah! Ich setzte Heber auf das Sprichwort: Ruf zu deinem Gott, aber gehe Männern mit Schwertern aus dem Weg.«
    In Wirklichkeit hatte Adam keine Angst vor den hesiren, seine Worte drückten eher Überraschung als Furcht aus. Obwohl er von Haus aus Angelsachse war, waren Adela und er in einem Wikinger-Haushalt aufgewachsen. So war es nicht der Anblick der Krieger, der Adam und Rashid den Mund vor Verblüffung öffnen ließ. Es war der Anblick des Anführers der Gruppe. Nachdem er seinen Mantel aus mitternachtsblauem Tuch, mit grauem Fell gesäumt, beiseite geschlagen hatte, sah er sie stolz und arrogant an.
    Es war eine Frau.
    Ein weiblicher Krieger.
    Adam schoss plötzlich ein Gedanke durch den Kopf, und er drehte sich zu seinem Assistenten um. »Rashid! Das hast du nicht gewagt! Das ist doch sicher nur einer deiner dummen Scherze?«
    »Ich? Was habe ich damit zu tun?« Rashid schlug sich dramatisch die Hand aufs Herz, als wäre er schwer beleidigt worden.
    »Der Unsinn mit dem Harem«, erinnerte Adam ihn. »Gerade eben noch hast du mich gedrängt, einen Harem einzurichten, und jetzt kommt das da.« Er deutete auf die Amazone, die jetzt kühn auf ihn zu kam, ein Dutzend Krieger dicht auf den Fersen. Die Frau ging wie ein Mann, wobei sie
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