Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Raub des Wikingers

Der Raub des Wikingers

Titel: Der Raub des Wikingers
Autoren: Sandra Hill
Vom Netzwerk:
presste ihr Kind heraus.
    Wieder wandte die Dame namens Rain sich an Adam. »Wer, sagtest du, kümmert sich um euch?«
    Trotzig hob er den Kopf. »Ich kümmere mich um meine Schwester und mich«, verkündete er.
    »Ich will doch nur helfen -«
    »Hah! Genau wie Aslam-«
    »Der Sklavenhändler?«, fragte Selik überrascht.
    »Ja, der Sklavenhändler. Er versucht immer wieder, uns einzufangen. Aber ich bin zu schnell für den alten Fettsack. Er behauptet, er kenne einen Sultan in einem fernen Land, der uns für seine eigenen Kinder als Spielkameraden haben wolle und uns Essen und ein Zuhause geben würde, aber ich weiß, was er wirklich will. Ja, das weiß ich.«
    »Was?«, rief Rain aus, und Selik fluchte hinter ihr.
    »Er will uns beide von hinten nehmen«, erklärte er mit einer Gossenweisheit, von der er hoffte, dass sie die Frau in ihrer Eindeutigkeit so abstoßen würde, dass sie wegging. Er spuckte ihr vor die Füße, ergriff Adelas Hand und verschwand mit ihr in der Menge.
    »Ich will euch doch nur helfen«, rief die Frau ihnen nach.
    Die Worte hallten Adam in den Ohren, und obwohl sie sicher gelogen waren, ging er langsamer. Aus einem unerklärlichen Grund folgte er den riesenhaften Männern in Uhtreds Gefolge, dessen Frau es offenbar nicht schaffte, ihr jüngstes Kind so leicht zur Welt zu bringen wie die vorangegangenen.
    Als er sich in der überfüllten Ecke von Coppergate, wo es vor Händlern wimmelte, näher an die Männer hielt, hörte er Rain klagen: »Wir hätten dableiben und ihnen helfen sollen.«
    »Du bist verrückt. Ich will keine eigenen Kinder, und ganz sicher will ich mich nicht um die lästigen Gören anderer kümmern müssen. Kriegst du das nicht in deinen Dickschädel hinein?«
    »Aber Selik, hast du nicht die Augen des kleinen Mädchens gesehen, als sie uns über die Schulter angesehen hat? Ihr Blick war ein einziger Hilfeschrei.«
    »Du siehst und hörst nur, was du willst, Mädchen. Hast du nicht gehört, was für ein übles Mundwerk die kleine Kröte hatte? Der will keine Hilfe, und ich wage zu behaupten, dass das zähe Biest sogar auf einem Schlachtfeld überleben würde, ganz zu schweigen von den Straßen einer Marktstadt.«
    Adam brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass Selik ihn mit der »kleinen Kröte mit dem üblen Mundwerk« meinte. Er knurrte und wäre vorwärts geschossen, um dem Mann ins Bein zu beißen, aber Adela hielt ihn zurück. In ihren blauen Augen stand tatsächlich ein bittender Ausdruck.
    »Bitte, bitte «, drängte Uhtred und zog an Rains Ärmel. »Meine Frau stirbt, und ihr steht hier und zankt euch um zwei unwichtige Straßengören.«
    Wütend drehte Rain sich zu Uhtred um. »Und was bringt Euch auf die Idee, dass Euer ungeborenes Kind wertvoller wäre als diese beiden kostbaren Kinder?«
    Kostbar? Wer? In dem Moment hatte Adam das Gefühl, als würde sein Herz wachsen. Er könnte diese Frau lieben, beschloss er ... wie eine Mutter. Dann schüttelte er heftig den Kopf, um den unsinnigen Gedanken wieder loszuwerden.
     
    Stunden später lugte Adam durch einen Riss in der Wand von Uhtreds kümmerlicher Hütte. Adela lag auf Seliks Schoß, der mit verschränkten Beinen unter einem Baum saß, und schlief. Adam wusste nicht genau, wie es dazu gekommen war, aber er wusste, dass er auf keinen Fall von der Hütte weg wollte, trotz Seliks strenger Ermahnung, dass eine Geburt kein Anblick für einen kleinen Jungen sei. Wenn Selik ihn noch einmal einen »kleinen Jungen« nannte, schwor sich Adam, würde er das mit einer berüchtigten angelsächsischen Geste beantworten. Doch dann war es besser, Adela an der Hand zu halten und schnell mit ihr weglaufen zu können.
    Das, was Adam so faszinierte, waren die Dinge, die Rain in Uhtreds Hütte tat. Offenbar war sie eine Heilerin. Nicht nur eine Amme, wie es so viele zahnlose Alte waren, sondern eine richtig ausgebildete Ärztin. Fasziniert sah er zu, wie sie ihre Hände in den Bauch der Frau steckte und das Baby im Leib drehte, dann einen kleinen Schnitt in die Weichteile machte und dabei half, das Baby herauszuholen.
    Adam war erst sieben. Er hatte nie viel mit Religion am Hut gehabt und hatte den Gott, zu dem seine Mutter gebetet hatte, schon aufgegeben ... oder hatte der Gott ihn und Adela aufgegeben? Aber irgendwie verfügte der Junge über eine Weitsicht, die weit über der eines Siebenjährigen lag. Natürlich war es seine Aufgabe, Adela zu beschützen, aber er hatte noch eine andere Bestimmung. Er würde Arzt werden. Ja,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher