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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger
Autoren: James McGee
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zurückkommen.
    »Der Oberste Richter wird wissen, dass Sie es waren«, sagte Jago und ging neben Hawkwood den Kai entlang.
    »Er wird mich in Verdacht haben«, entgegnete Hawkwood.
    »Aber das spielt keine Rolle. Hauptsache, dieses Miststück ist tot. Außerdem habe ich ein Alibi.«
    »Stimmt. Wir beide haben im Blue Swan gezecht. Wird der Richter mir, einem ausgemachten Schurken und Deserteur, denn glauben?«
    »Was glaubst du, Schurke? Richter Read hat mit seinen Verbindungsleuten bei der Gardekavalleriebrigade gesprochen und erreicht, dass du begnadigt wirst. Also bist du ganz offiziell kein Deserteur mehr, sondern eine Stütze der Gesellschaft.«
    »Klar«, sagte Jago grinsend. »Und Sie sind der Kaiser von China.«
    Hawkwood betrachtete seinen Freund lächelnd. »Es ist wahr, Nathaniel. Du musst dich nicht mehr vor der Militärpolizei verstecken.«
    »Klingt langweilig«, meinte Jago. »Was war denn das für ein Leben?«
    »Du könntest ja bei mir mitmachen«, sagte Hawkwood. »Da Henry Warlock leider nicht mehr lebt, ist die Stelle eines Special Constables frei geworden.«
    Jago blieb abrupt stehen. »O verdammt! Ich soll ein Runner werden? Das kann nicht Ihr Ernst sein. Oder sind Seine Ehren auf diese Idee gekommen?«
    »Er hat es vorgeschlagen und mich gebeten, dich zu fragen.«
    »Ach, tatsächlich? Hat ihm jemand aufs Hirn geschlagen oder reingeschissen?«
    »Das Angebot steht.«
    Jago schüttelte ungläubig den Kopf und fragte dann: »Wie steht’s denn mit der Bezahlung?«
    Als Hawkwood die Summe nannte, fing Jago an zu lachen. Hawkwood grinste und stimmte dann in das Gelächter ein.
    Als sie das Ende des Kais erreichten, lachten die beiden noch immer. Ihr Gelächter hallte durch die Nacht, und die Dunkelheit legte sich wie ein schützender Mantel um sie.

Geschichtlicher Hintergrund
    Nach Bonapartes Staatsstreich im November des Jahres 1789 unterbreitete der amerikanische Wissenschaftler und Erfinder Robert Fulton dem inzwischen zum Ersten Konsul und somit zum Militärdiktator avancierten General an der Spitze der französischen Republik den Plan, ein Unterseeboot mit dem Ziel zu konstruieren, die britische Marine vollständig zu vernichten. Da sein Angebot positiv beschieden wurde, konstruierte Fulton in den Perrier-Werkstätten den ersten Prototyp seines neuartigen Schiffs. Er nannte es Nautilus und im Juni 1800 bestand das Boot seine Testfahrt in der Seine.
    Trotz des positiven Ergebnisses finanzierten die Franzosen dieses Projekt nicht weiter. Sie argumentierten mit der Begründung, es handle sich dabei um eine zu entsetzliche Waffe gegen einen arglosen Feind. Doch inzwischen hatte die britische Regierung von diesem neuen Kriegsgerät erfahren und schickte Agenten aus, die Fulton überzeugen sollten, für England zu arbeiten. Aus Enttäuschung über die Franzosen wechselte Fulton die Seiten und traf im April 1804 in England ein.
    Eine Sonderkommission wurde gebildet, deren einzige Aufgabe darin bestand, Fultons Unterseeboot sowie seine Unterwasserbomben, die so genannten Torpedos, auf seine Tauglichkeit zu prüfen. Auch diese Tests waren erfolgreich, und sie endeten mit der Zerstörung der Brigg Dorothea, die vor der Küste in Walmer Roads, in der Nähe von Dover, lag.
    Doch nach Nelsons triumphalem Sieg über die Franzosen und Spanier bei Trafalgar im Jahre 1805 glaubten die Briten ihre Seeherrschaft endgültig gesichert und verzichteten auf die Weiterentwicklung von Fultons Boot. Fulton kehrte äußerst empört in die Vereinigten Staaten zurück und sandte 1811 einen Vertreter nach Frankreich in dem Bemühen, Kaiser Napoleon noch einmal zu veranlassen, seine Waffe gegen die Briten einzusetzen.
     
    Viele Personen in meinem Roman haben wirklich gelebt, so die Mitglieder der Admiralität – mit Ausnahme des erfundenen Admirals Dalryde – und die Mitglieder der Sonderkommission, deren Aufgabe es war, Fultons Erfindung zu testen. James Read war seinerzeit Magistrat und Oberster Richter, obwohl ich gestehen muss, mir einige Freiheiten bei seiner Beschreibung herausgenommen zu haben.
    Auch der geheimnisvolle Captain Johnstone hat gelebt. Er arbeitete zuerst mit Robert Fulton zusammen, konstruierte dann selbst Unterseeboote, und es hieß, er habe einen Prototyp hergestellt, der durch ein Uhrwerk angetrieben wurde. Doch die damalige britische Regierung änderte ihre Meinung und unterstützte ihn nicht mehr, worauf Johnstone sowohl von den Franzosen als auch von den Amerikanern aus Interesse an seiner
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