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Der Puzzlemoerder von Zons

Der Puzzlemoerder von Zons

Titel: Der Puzzlemoerder von Zons
Autoren: Catherine Shepherd
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ging näher an die Mauer heran und erkannte so etwas wie Kletterhaken, welche in die Fugen der Mauer gerammt waren.
    „Meine Güte! Deshalb habe ich ihn nicht gesehen, als er mich in der einen Nacht auf dem Zollturm überrascht hat! Er ist von außen am Turm aufgestiegen.“
    Bastian griff nach einem der Haken und zog ihn mit einiger Mühe aus der Mauerfuge heraus. Er hielt ihn hoch gegen das Licht. Dieser Haken war aus Eisen. Wie kam Dietrich Hellenbroich als einfacher Bauer an solch ein edles Material? Bastian hatte plötzlich eine Idee. Er erinnerte sich an die Kettenverankerung im alten Verlies unter dem Zollturm. Dort steckten viele von diesen Haken in den Mauerfugen, um die Gefangenen festbinden zu können. Es gab nur einen großen Raum dort unten und man wollte verhindern, dass das Gesindel aufeinander losging. Also legte man sie in Ketten und verhinderte so, dass sie sich gegenseitig erschlagen konnten.
    Bastian lief ein paar Meter weiter um den Zollturm herum. Soweit er sich erinnern konnte, hatte man damals alle Eingänge zum alten Verlies fest verschlossen. Doch als Bastian vor dem Eingang stand, konnte er sehen, dass er nicht mehr verschlossen war. Die schwere Holztür stand einen winzigen Spalt breit offen.
    Bastian stieß sie auf und ging leise auf Zehenspitzen hinein. Kein Laut war zu hören. Es war stockdunkel und er konnte sich nur vorsichtig an der Wand entlang tasten. Sein Fuß stieß an ein Gefäß und dieses fiel mit einem klappernden Geräusch auf die Seite. Erschrocken duckte Bastian sich. Wenn Dietrich Hellenbroich hier unten war, konnte er dieses Geräusch nicht überhört haben. Bastian war auf alles gefasst!
    Ein leises Stöhnen kam vom anderen Ende der Wand.
    „Was war das?“
    Bastian schlich leise weiter und versuchte möglichst nicht zu atmen. Aus der Ecke drang ein kaum hörbares Stöhnen zu ihm vor. Bastian konnte sie ganz plötzlich riechen. Es war Marie! Ihr feiner Duft drang in seine Nase und sein Herz machte einen Satz. Vorsichtig fasste er sie an. Marie reagierte panisch und wehrte sich mit aller Kraft.
    „Marie, ich bin es, Bastian! Habt keine Angst!“
    Doch Marie reagierte nicht auf seine Worte und wehrte sich weiter. Endlich bekam Bastian ihren Knebel zu fassen und zog ihn mit einem Ruck aus ihrem Hals. Ein langer gequälter Schrei ertönte und hallte von den Mauern des Verlieses wider.
    Marie fiel in eine tiefe Ohnmacht. Hektisch entfernte Bastian die Ketten von Maries Handgelenken und trug sie hinaus ins Freie. Er fühlte ihren Puls. Er schlug schwach, aber er schlug! Er blickte in den Himmel hinauf und dankte dem lieben Gott! Er hatte sie gefunden! Gott sei Dank! Er hatte Marie lebend gefunden!

XXV.
    Gegenwart

    Der Mörder wählte seine Opfer nicht anhand der Nachnamen, sondern anhand des Wohnortes aus! Es gab also, von den Vergewaltigungen einmal abgesehen, gar keine Abweichung zu den historischen Morden. Die Opfer waren Frauen, die im nächsten Haus zum jeweiligen Stadttor wohnten. Die Länge der jeweiligen Stadtmauer gab die Reihenfolge der Morde vor. Der historische Zonser Mörder konnte nie gefasst werden! Was, wenn der gegenwärtige Mörder das zu Ende bringen wollte, was Dietrich Hellenbroich damals begonnen hatte. Nervös blickte Oliver auf die rechte obere Ecke der Stadtmauer von Zons.
    „Rheinstraße Nummer vier! Hier müsste theoretisch das nächste Opfer wohnen!“, sagte Oliver zu Emily.
    Emily s chluckte und wurde plötzlich puterrot im Gesicht. Ein Gedanke, der sich schon einmal tief in der Nacht an die Oberfläche ihres Bewusstseins gegraben hatte, tauchte plötzlich mit aller Wucht wieder auf.
    „Es ist Annas Haus!“
    „Oh, mein Gott! Es ist Annas Haus!“
    Emily sprang auf.
    „Heute ist Vollmondnacht. Wenn der Mörder sein nächstes Opfer töten will, dann tut er es immer zu Vollmond. Wir müssen sofort zu Anna. Auf keinen Fall darf sie heute Nacht in ihrer Wohnung bleiben!“
    Emily suchte mit zitternden Händen die Nummer von Anna auf ihrem Mobiltelefon und wählte. Verdammt, es ging sofort die Mailbox an. Das Handy war ausgeschaltet. Ein drückendes Gefühl machte sich in Emily s Brustkorb breit und schnürte ihr die Kehle zusammen. Sie lief los zu Oliver Bergmanns Wagen, während Oliver ihr folgte und dabei einen Kollegen alarmierte. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät!

    ...

    Anna war abgespannt und müde. Ihr Job in der großen Düsseldorfer Bank war zurzeit ziemlich stressig. Viele ihrer Kollegen mussten wegen einer Grippeinfektion das
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