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Der Puzzlemoerder von Zons

Der Puzzlemoerder von Zons

Titel: Der Puzzlemoerder von Zons
Autoren: Catherine Shepherd
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verantwortlich war.
    Zons war ein friedliches , kleines Städtchen. Verschlafen lag es zwischen Köln und Düsseldorf am Rhein. Eigentlich geschah in diesem Örtchen nie etwas. Doch als der Erzbischof Friedrich von Saarwerden vor fast hundert Jahren, im Jahre 1372, den Rheinzoll aus der viel größeren Schwesterstadt Neuss nach Zons verlegte und bereits ein weiteres Jahr später diesem Ort die Stadtrechte verlieh, zogen auch allerlei Kriminelle hierher. Seitdem war es nicht mehr so sicher wie vorher und immer öfter kam es zu Überfällen und Diebstählen. Der Erzbischof ließ zum Schutze der Stadt eine riesige Mauer mit einem großen Zollturm und zahlreichen Wehrtürmen errichten. Die Mauer sah von hoch oben aus wie ein überdimensionales Trapez. Mindestens an jeder Ecke befand sich ein Wehrturm. Die Türme wurden von der Bevölkerung auch scherzhaft als Pfefferbüchsen bezeichnet, denn sie waren im oberen Teil mit kleinen Fensterchen versehen, aus denen man bei einem Überfall auf die Stadt allerlei Gestein und Pech auf die Angreifer hinunterwerfen oder „pfeffern“ konnte. Die Mühle von Zons befand sich an der südwestlichen Ecke der Stadtmauer. Von hier aus hatte Bastian es nicht weit bis zum kleinen Marktplatz und zur Kirche, wo er sich beinahe wie zu Hause fühlte. Denn der Pfarrer war längst wie ein zweiter Vater für ihn geworden. Er gehörte mit seinen 23 Jahren jetzt zu den ehrbarsten Bürgern von Zons und bald würde er verheiratet sein.
    Er st vor ein paar Wochen hatte er es endlich gewagt, seiner Marie einen Antrag zu machen. Sie war die Tochter des Bäckermeisters und wohnte im Haus direkt am Zollturm. Er kannte sie fast sein ganzes Leben lang und schon als kleiner Junge wusste er, dass sie die Frau an seiner Seite sein würde.

    ...

    Ihr Kopf fühlte sich schwer an, fast so als hätte sie ein ganzes Fass Wein alleine ausgetrunken, doch sie konnte sich nicht erinnern, auch nur einen einzigen Becher getrunken zu haben. Warme Flüssigkeit lief über ihr Gesicht und über ihren Mund. Als sie ihre Zunge ausstreckte und sich die rauen Lippen ableckte, spürte sie einen metallischen Geschmack in ihrem Mund. Sie wollte die Hände bewegen, doch es ging nicht. Eine Welle der Panik durchfuhr ihren Körper und sie wollte schreien, doch stinkende klobige Hände schoben sich in Sekundenschnelle auf ihren Mund und erstickten jeden Laut im Keim. Wo war sie? Wer war dieser stinkende Kerl? Verwunderung waren die letzten Gedanken, die Elisabeth in ihrem jungen Leben hatte.

    ...

    Bastian träumte von der Mühle seines Vaters. Laut rieben die Mahlsteine der Mühle aufeinander. Dröhnen und lautes Hämmern drangen an den Rand seines Bewusstseins. Tonnen reinen weißen Mehls kamen unten im ersten Geschoss der Mühle an und wurden dort direkt in die großen Leinensäcke gefüllt. Er hob einen der prall gefüllten Säcke auf seine kräftigen Schultern und lud ihn auf den Pferdewagen vor der Mühle. Das Dröhnen der Mahlwerke wurde immer lauter und plötzlich war dieses Hämmern wieder da.
    Irgendetwas stimmte nicht. Hoffentlich ging das Mahlwerk nicht kaputt. Mit einem Ruck fuhr er hoch und bemerkte, dass er gar nicht unten in der Mühle war. Es war dunkel und er lag in seinem Bett. Er hatte geträumt. Unten an der Tür hämmerte jemand wie verrückt und rief seinen Namen. Was war passiert?
    Mit einem Schlag war Bastian hellwach und lief nach unten zur Tür. Wernhart, sein Freund von der Stadtwache, stand völlig außer Atem vor der Tür.
    „Wir haben Elisabeth gefunden. Mein Gott, komm schnell Bastian. Sie ist tot. Ich hab e sie kaum erkannt, so schlimm ist sie zugerichtet.“
    Bastian zog sich in Windeseile an und lief Wernhart hinterher. Sie rannten die Mühlenstraße entlang, bogen dann rechts in die Schlossstraße ein und gelangten so an die Stadtmauer direkt hinter dem Schlossplatz.
    Dort unterhalb des ersten Wehrturms konnte Bastian eine hängende Gestalt erkennen. Im ersten Augenblick dachte er, es handle sich um einen übergroßen schla ffen Mehlsack, doch dann schob ein plötzlicher Windstoß die Kapuze der Gestalt herunter. Sie hatte keine Haare mehr. Ihr Körper war an nur einem Arm aufgehängt und die Schulter war ausgekugelt. Dadurch pendelte der Körper schlaff im Wind hin und her. Der zweite Arm war nicht zu sehen. Nur die gefesselten Füße lugten unter dem riesigen dunklen Stoffumhang, in den sie eingehüllt war, hervor. Die Stadtwache hatte bereits mehrere Fackeln aufgestellt, doch es war trotz des
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