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Der Prinz und das Maedchen von nebenan

Der Prinz und das Maedchen von nebenan

Titel: Der Prinz und das Maedchen von nebenan
Autoren: Jessica Hart
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beschrieben.
    Nein, eine Schönheit war sie gewiss nicht, doch ihr Gesicht mit den ausdrucksvollen blauen Augen und den vollen Lippen wirkte lebhaft und intelligent. In eleganter Garderobe, mit einem guten Haarschnitt und dem richtigen Make-up könnte sie umwerfend aussehen, gestand Philippe ihr zu. Gleichwohl war sie nicht sein Typ. Er zog gertenschlanke, raffinierte Frauen vor. Beides war sie nicht – umso besser! Es gehörte zu dem Plan, dass er nicht den Wunsch verspürte, sich mit ihr einzulassen. Umgekehrt galt dasselbe.
    Als Caro mit zwei Tassen in der Hand zu ihm zurückkehrte, war er deutlich optimistischer gestimmt. Das änderte sich schlagartig, als er die wie Spülwasser aussehende Brühe, die sie als Tee bezeichnete, kostete. Nur mit Mühe gelang es ihm, nicht auszuspucken.
    Sie bemerkte seinen angewiderten Gesichtsausdruck und lachte fröhlich. „Ekelhaft, nicht wahr?“
    „Wie kann man so etwas nur trinken?“ Er verzog das Gesicht und stellte die Tasse auf dem Tisch ab. Üblicherweise hätte er kein Aufheben darum gemacht, doch er benötigte eine Entschuldigung, um seine Reaktion auf ihr Lachen zu überspielen. Es hatte ihn überrascht und aus dem Gleichgewicht gebracht. Sein Herz hatte einen Schlag lang ausgesetzt, als hätte er im Dunkeln eine Treppenstufe verfehlt. Tief, leicht heiser und völlig unerwartet, klang es so verführerisch, dass es ihm den Atem geraubt hatte.
    „Er soll sehr gesund sein.“ Sie betrachtete ihren eigenen Tee ohne Begeisterung. „Ich mache gerade eine Diät: kein Alkohol, kein Koffein, keine Kohlenhydrate, keine Milchprodukte … eigentlich gar nichts, was schmeckt“, fügte sie traurig hinzu.
    „Wie grässlich!“
    „Das ist es wirklich.“ Sie blies über das heiße Getränk.
    Die Flucht in die Küche hatte ihr gutgetan. Nie zuvor war ihr aufgefallen, wie erstickend eng ihre Wohnung war. Philippe schien den ganzen Sauerstoff daraus zu verdrängen. Neben ihm fühlte sie sich erdrückt und irgendwie seltsam. Nervös spielte sie mit der Tasse in ihrer Hand, unbeholfen und verlegen wie eine Fünfzehnjährige.
    Dass er sich hochnäsig und sichtlich angewidert in ihrem gemütlichen Wohnzimmer umgesehen hatte, hatte sie tief getroffen. Aus Rache hatte sie ihm Kräutertee angeboten. Seine entsetzte Miene hatte ihr große Genugtuung verschafft.
    Jetzt beobachtete sie ihn erneut. Reich, schön und glamourös, wie er war, spielte er in einer anderen Liga als sie und wirkte hier vollkommen deplatziert.
    Egal was ich auch mache, ich kann ihn nicht beeindrucken, dachte sie, während sie mit ihrem Löffel den Teebeutel ausdrückte. Also brauchte sie sich gar nicht erst zu verstellen und konnte einfach sie selbst sein.
    „Ich erfinde mich gerade neu“, erklärte sie ihm daher ohne Scheu. „Mein Verlobter hat mich kürzlich wegen einer jüngeren, schöneren, amüsanteren Frau verlassen, obendrein habe ich meinen Job verloren. Einige Monate lang habe ich Trübsal geblasen, jetzt finde ich es an der Zeit, mich zusammenzureißen. Ich versuche fitter zu werden, abzunehmen und mein Leben zu verändern, einen netten Mann kennenzulernen, mit dem ich glücklich werden kann … Sie wissen schon, lauter realistische Ziele …“
    Philippe warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Ist das nicht ein bisschen viel erwartet von diesem Kräutertee?“
    „Er ist doch nur ein Anfang! Aber wenn ich diesen ersten Schritt nicht schaffe, wie soll ich dann all die anderen Maßnahmen bewältigen?“ Zum Beweis trank sie einen Schluck Tee, rümpfte dabei jedoch unwillkürlich die Nase. „Sie wollten allerdings nicht über meine Diät reden, sondern über Lotty“, rief sie ihm ins Gedächtnis.

2. KAPITEL
    „Lotty“, sagte Philippe nachdenklich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    Caro stellte ihre Tasse beiseite und fragte besorgt: „Geht es ihr gut? Sie hat mir per E-Mail von einem mysteriösen Plan berichtet und behauptet, Sie würden ihn mir erklären.“
    „Doch, ihr geht es gut, und ich soll Ihnen ihren Vorschlag unterbreiten. Ich überlege nur, womit ich beginne. Ist Ihnen die aktuelle Lage in Montluce bekannt?“
    Das winzige Land, eine der letzten absoluten Monarchien in Europa, wurde seit Karl dem Großen von den Montvivennes regiert. Die Familie, allen voran Lottys Großmutter, die Königinwitwe Blanche, hielt eisern an alten Traditionen fest.
    „Lottys Vater ist letztes Jahr überraschend gestorben.“ Der König, ein freundlicher, politisch uninteressierter Mann, hatte die
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