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Der Prinz und das Maedchen von nebenan

Der Prinz und das Maedchen von nebenan

Titel: Der Prinz und das Maedchen von nebenan
Autoren: Jessica Hart
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zusammensaßen.
    „Ich habe einen Flug ab Paris gebucht. Bis zur Grenze nehme ich mir ein Taxi, danach steige ich in den Zug um.“
    „Kommt nicht infrage. Jan bringt dich bis zum Flughafen. Wann willst du los?“
    „Sobald ich mich von allen verabschiedet habe.“
    Caro stand auf, um das Geschirr zu spülen, eine Angewohnheit, die sie in den zwei Monaten im Palast nie abgelegt hatte. „Und ich muss Blanche den Schmuck zurückbringen. Wenigstens sie wird sich über meine Abreise freuen.“
    Ihre Audienz bei der Königinwitwe verlief jedoch anders als gedacht. Als Caro ihr erklärte, dass sie noch am selben Tag nach England zurückkehren würde, sah sie sie durchdringend an.
    „Für immer?“
    „Ja.“
    „Wieso?“
    „Ich dachte, Sie freuen sich darüber“, entfuhr es Caro.
    „Ich habe nach dem Grund gefragt.“
    „Philippe und ich finden, wir passen nicht zueinander.“
    „Unsinn!“
    „Das ist es nicht!“ Wieder einmal vergaß sie, dass Widerworte ungehörig waren.
    „Ich hatte den Eindruck, Sie lieben meinen Großneffen.“
    „Schon“, gab Caro zu. „Ich liebe ihn sehr, aber er ist ein Prinz, und ich bin ein ganz durchschnittliches Mädchen. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, doch nun muss er eine Frau finden, die Montluce würdig repräsentiert. Das wird allerdings nicht Lotty sein“, fügte sie hastig hinzu, damit die Königinwitwe keine diesbezüglichen Hoffnungen schöpfte.
    „Nein, das weiß ich inzwischen. Sie hat ohnehin keine Eile, zurückzukehren“, fügte Blanche hinzu und klang dabei ein wenig gekränkt – wie eine ganz normale, besorgte Großmutter.
    „Bestimmt kommt sie bald nach Hause“, versuchte Caro sie zu trösten. Sie bückte sich und tätschelte Apollo, während Tränen ihr den Blick verschleierten. „Sei ein braver Hund und übe weiter Apportieren.“
    Dann richtete sie sich wieder auf. Die Königinwitwe sah sie majestätisch an, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, doch mit verdächtig glänzenden Augen. Aus einem Impuls heraus neigte Caro sich vor und küsste sie auf die Wange. „Auf Wiedersehen, Hoheit.“
    Dies war der erste Abschied von vielen. Jedes Dienstmädchen und jeder Lakai wollte ihr die Hand schütteln. Alle drückten ihr Bedauern über ihre Abreise aus, Agnès weinte ein wenig, und Jean-Michel überreichte ihr eine Sammlung seiner Rezepte.
    Dann kam der letzte und schwierigste Abschied an die Reihe.

10. KAPITEL
    „Du fährst also wirklich?“, fragte Philippe.
    „Ja.“ Caro schlüpfte in das Jackett ihres Vaters. Ihre Tasche stand bereits fertig gepackt neben der Tür. „Die Zeit mit dir war wunderbar. Vielen Dank für alles. Ich hoffe … wir bleiben Freunde.“
    „Du wirst mir fehlen“, stieß er mit rauer Stimme aus.
    „Du mir auch“. Auch ihre Stimme bebte verdächtig. Als Philippe die Arme ausbreitete, warf sie sich hinein. Er hielt sie sehr lange sehr fest, ohne ein Wort zu sagen, und auch ihre Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt.
    Schließlich ließ er sie wieder los. „Auf Wiedersehen, Caro.“
    „Auf Wiedersehen.“ Tränen trübten ihr den Blick, als sie sich zur Tür wandte. Entschlossen hob sie das Kinn und brachte mit letzter Kraft ein Lächeln zustande. Sie wollte mit hoch erhobenem Kopf abreisen.
    Zum letzten Mal schritt sie die prächtige Freitreppe hinab und trat aus dem Palast. Davor hatten sich sämtliche Dienstboten eingefunden, um ihr nachzuwinken. Jan erwartete sie mit seinem schwarzen Geländewagen. Erst als sie eingestiegen war und hinter den verdunkelten Scheiben saß, wich das Lächeln von ihren Lippen, und sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Auf der Fahrt zum Flughafen in Paris nahm sie kaum etwas von ihrer Umgebung wahr. Dort angekommen, öffnete Jan ihr den Wagenschlag und reichte ihr das Gepäck.
    Sie streckte ihm die Hand zum Abschied entgegen und war ausgesprochen überrascht, als er ihr nicht, wie sonst, nur unpersönlich zunickte.
    „Falls ich jemals etwas für Sie tun kann, Mademoiselle, zögern Sie nicht, sich an mich zu wenden“, bot er ihr an. Es waren die ersten Worte, die er in ihrer Gegenwart jemals geäußert hatte.
    „Passen Sie gut auf Philippe auf.“
    „Versprochen“, antwortete er, stieg in sein Auto ein und fuhr davon.
    Caro blieb allein vor dem Flughafenterminal zurück, die abgetragene Reisetasche zu ihren Füßen. Nun war sie wieder eine ganz gewöhnliche Frau.
An: [email protected]
Von: [email protected]
Betreff: Was ist passiert?
Caro,
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