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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden
Autoren: Alexandra Sellers
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die auch vom Fernsehen übertragen wurde. Selbst in den Dörfern wurden Geräte aufgestellt, damit das Volk das Schauspiel verfolgen und sich von der Macht und Majestät der drei jungen Prinzen überzeugen konnte."
    Ohne es zu wollen, lächelte Clio. Jalal hatte es geschafft, sie in seinen Bann zu ziehen.
    „Ich habe es im Haus meiner Mutter verfolgt. Niemals werde ich den Augenblick vergessen, als die Kamera sich auf die Prinzen richtete, auf einen nach dem anderen, und ich zum Schluss Prinz Rafi sah.
    Ich wusste, dass wir uns ähnlich sehen. Wenn sein Bild in der Zeitung gewesen war, hatten alle, die mich kannten, schon mal eine Bemerkung dazu gemacht. Aber was lässt sich auf einem Foto erkennen? Wirkliche Ähnlichkeit erfasst mehr als nur ein Gesicht. An dem Tag sah ich zum ersten Mal, wie Prinz Rafi sich bewegte, sprach und lächelte, und es war, als würde ich in einen Spiegel gucken."
    Sie murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
    „In dem Augenblick wurde mir klar, dass das Geheimnis meines Lebens mit meiner Ähnlichkeit mit Prinz Rafi zusammenhing, und ich begriff, dass der alte Mann, den ich Vater genannt hatte, nicht mein Vater gewesen war. ,Wer bin ich?' verlangte ich aufgebracht von meiner Mutter zu wissen. ,In welcher Beziehung steht Prinz Rafi zu mir?'"
    „Und hat sie es Ihnen gesagt?"
    Er nickte. „Meine Mutter konnte es nicht länger leugnen, und trotz der Schande, die sie empfand, gestand sie mir alles. Sie war enttäuscht, dass die große Zukunft, die sie ihr für mich versprochen hatten, nicht eingetroffen war. ,Er ist dein Onkel', sagte sie zu mir. ,Der Halbbruder deines Vaters, des großen Prinzen Aziz. Du könntest heute dort an ihrer Stelle stehen.'" Jalal hielt gedankenversunken inne, ehe er fortfuhr. „Natürlich wusste ich, jeder wusste es, wer Prinz Aziz war, obwohl es über fünfundzwanzig Jahre her waren, seit er und sein Bruder so tragisch verunglückt waren. Die Erzähler hatten genügend Lieder über König Dauds gebrochenes Herz vorgetragen." Er schaute Clio an, ohne sie wirklich zu sehen. Es war, als wäre sein Blick in die Vergangenheit gerichtet. „Dieser edle Prinz, dieser Held, der so jung gestorben ist, war mein Vater."
    Clio atmete langsam aus. Ohne es zu merken, hatte sie den Atem angehalten. „Was für ein entsetzlicher Schock muss das für Sie gewesen sein." Solch eine Entdeckung bewirkte schon einiges.
    Bei einem jungen Mann konnte es dazu führen ... Als ihr klar wurde, welche Richtung ihre Gedanken nahmen, bremste Clio sich.
    „Ja, ich habe mich verloren und verlassen gefühlt. Es war so, als stünde ich nach einem Sandsturm allein in der Wüste. Sämtliche vertrauten Orientierungspunkte waren verschwunden. Alles, was ich über mich gewusst und geglaubt hatte, war falsch. Ich war jemand anderes, nämlich der uneheliche Sohn eines Prinzen, Enkel eines alten Königs. Wie konnte das passiert sein? Warum hatte niemand mir das gesagt?"
    „Wirklich ein entsetzlicher Schock für Sie."
    „Oh ja, es war ein Schock. Aber schon bald darauf habe ich einen mächtigen Zorn verspürt. Wenn sie mich wegen meiner unehelichen Geburt nicht anerkennen wollten, warum hatten sie mich dann aus meinem Alltag gerissen und mir diese Erziehung angedeihen lassen? Warum hatte ich nie meinen Großvater, den König, und meine Großmutter, seine geliebte Frau, kennen ge lernt, wo meine Zukunft doch ohnehin gesteuert wurde? Was hatte das alles für einen Sinn? Mein Großvater war tot, und ich stand da ohne jede Erklärung."
    Er schwieg. Das Boot glitt über den See, und Jalal blinzelte in die Sonne.
    „Was haben Sie gemacht?"
    Er wandte sich wieder Clio zu. „Ich habe mich an die jungen Prinzen, meine Onkel, gewendet und wollte von ihnen wissen, was mein Großvater mit mir vorgehabt hätte."
    „Haben Sie es Ihnen gesagt?"
    „Nein. Sie wollten nichts von ihrem Neffen wissen. Ich war aus meiner gewohnten Umgebung, dem Haus meiner Mutter, gerissen worden, und die, die das getan hatten, wollten mich nicht in das Haus meines Vaters lassen." Jalal schaute ihr in die Augen. „War . das nicht ungerecht? Ist es da nicht verständlich, dass ich wütend war?"
    „Zara hat mir erzählt, Ihre Onkel, die Prinzen Rafi, Omar und Karim, wussten nichts von Ihrer Existenz. Ist das wahr?"
    „Ja, es stimmt, dass sie selbst nie etwas davon erfahren haben. Sie haben mir auch erzählt, dass ihnen meine Briefe deshalb unverständlich gewesen seien. Sie hielten mich für einen Banditen. Aber irgendwer hat
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