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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden
Autoren: Alexandra Sellers
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der an den Bug gelaufen kam, das Tau zu.
    Die anderen drängten sich auf dem Anlegeplatz und starrten Jalal an. „Ist er das? Ist das der Prinz?"
    Mehr konnte Jalal nicht verstehen, wie immer, wenn so viele Leute auf einmal Englisch redeten.
    „Er trägt ja gar keine Krone!" rief eines der Kinder schrill und schaute ihn mitleidig an.
    Clio und Jalal wechselten einen Blick. Sie bemühte sich, nicht zu lachen.
    „Die Einheimischen sind aus dem Häuschen", bemerkte er.
    Da musste sie nun doch lachen. „Ich hätte wissen müssen, was auf uns zukommt, nachdem sie eine Stunde gewartet haben. Sie waren schon aufgeregt, als ich abfuhr. Macht Platz! Prinz Jalal will aus dem Boot steigen, ohne baden zu gehen!"
    Einer der Hunde machte einen riesigen Satz ins Wasser, während Jalal an Land ging.
    „Bist du Prinz Jalal?"
    „Bist du ein richtiger Prinz?"
    „Wo ist..."
    „Langsam!" rief Clio. „Was habe ich euch gesagt?" Nachdem das Geschrei etwas nachgela ssen hatte, sprach sie jeden mit Namen an. „Rosalie, Benjamin, Sandor, Alissa, Jonah, Jeremiah, Arwen und Donnelly, das ist Prinz Jalal."
    „Willkommen in Kanada, Eure Hoheit", waren mehrere Stimmen gleichzeitig zu vernehmen. Das Ganze wurde noch einmal von den Nachzüglern wiederholt. Zu Jalals Überraschung verneigten sie sich anschließend alle zusammen. Er konnte ein lautes Auflachen nicht unterdrücken. Verwundert schielten sie zu ihm hoch.
    „Danke!" rief er. „Ich freue mich, dass ich hier bin. Aber ich bin es nicht gewohnt, dass man sich vor mir verneigt und mich Eure Hoheit nennt."
    „Aber Clio hat gesagt, dass die Leute sich vor Prinzen verneigen."
    „Clio hat gesagt, wir sollen Eure Hoheit sagen."
    Jalal warf Clio einen etwas verärgerten Blick zu. Doch sie kümmerte sich nicht darum, sondern vertäute das Heckseil.
    „Da hat Clio sich geirrt. Sie hat wohl geglaubt, ich sei ein großer Mann", bemerkte er amüsiert.
    Und er glaubt wohl, ich sei keine würdige Gegnerin, dachte Clio. Aber da wird er sich noch wundern,
    „Du bist aber groß. So groß wie Daddy."
    „Wie sollen wir dich denn nennen?"
    „Warum nicht einfach Jalal? So heiße ich, und ich würde mich wohler fühlen, wenn ihr mich so ansprecht. Dann ist es wie unter Freunden. Wollen wir Freunde sein?"
    „Oh ja!"
    „Cool!"
    „Super!"
    „Ich bin auch dein Freund, Jalal", sagte Donnelly und schob ihre Hand vertrauensselig in seine. Sie hatte ihn auf Anhieb in ihr Herz geschlossen. Das war nicht zu übersehen.
    Das Lächeln, das er ihrer kleinen Schwester schenkte, hätte Clio umgestimmt, wenn sie sich nicht dagegen gewappnet hätte.
    „Verneigen sich denn die Leute nicht vor Prinzen?" wollte Arwen wissen und legte den Kopf zur Seite.
    „Doch, das tun sie. Es sei denn, sie werden ausdrücklich davon befreit", erklärte er. „Und da wir Freunde sind, befreie ich euch davon."
    „Aber du bist ein richtiger Prinz, nicht wahr?" Wieder war es die kleine Donnelly mit dem lockigen Haar, und Jalal ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein.
    „Mein Vater war der Sohn eines Königs. Und die Mutter von meiner Mutter war eine Prinzessin. Was meinst du, bin ich ein Prinz?"
    Ihre Augen wurden groß. „Ja", antwortete sie und schaute zu Benjamin empor, ihrem siebzehnjährigen Bruder und für sie der Quell der Weisheit.
    „Natürlich ist er ein Prinz, Donnelly. Man wird das, wenn der Vater einer war", erklärte Ben ihr.
    „Aber du hast keine Krone", wandte sie ein und schaute wieder Jalal an. „Du siehst gar nicht aus wie auf dem Bild."
    „Du hast ein Bild von einem Prinzen?" fragte Jalal.
    Donnelly nickte stumm. Jalal breitete einen Arm aus, und sie schmiegte sich an ihn. „Also, ich habe eine Krone, die Krone meines Vaters, aber ein Prinz geht nicht mit der Krone schwimmen, oder?"
    „Nicht?" Donnelly schien enttäuscht.
    „Nein." Jalal schüttelte lächelnd den Kopf. Die Kinder waren alle still geworden und hörten ihm beinahe andächtig zu. „Tragt ihr euren Badeanzug zur Schule?"
    Donnelly, die noch nicht zur Schule ging, schaute ihn verwundert an und schüttelte dann den Kopf.
    „Ein Prinz trägt seine Krone nur im Palast. Und hier ist kein Palast. Deshalb habe ich meine Krone zu Hause gelassen."
    „Oh."
    „Aber eines Tages, hoffe ich, kommst du mich besuchen, und dann zeige ich dir meine Krone."
    „Oh ja! Kann ich auch mitkommen?"
    „Hast du einen Palast?"
    „Kann ich kommen, kann ich kommen?"
    „Wohnst du in der Wüste?"
    „Hast du ein Zelt oder einen richtigen
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