Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Service zur Folge gehabt. Nun jedoch verharrten die Agenten reglos. Nichts ließ darauf schließen, dass jeder von ihnen innerlich schäumte vor Wut über den Verlust eines geachteten Kollegen. Johnson und Varney waren außerdem erzürnt, weil sie in jener Nacht in Sullivans Haus für dumm verkauft worden waren. Und der Mann, dem sie dafür die Schuld gaben, wand sich nun vor ihnen wie ein Wurm.
    Frank sagte: »Reden wir doch Klartext. Tim Collin und Gloria Russell sitzen bereits in Haft. Beide haben auf einen Anwalt verzichtet und umfangreiche Aussagen bezüglich aller Geschehnisse abgegeben, einschließlich der Morde an Christine Sullivan, Luther Whitney, Walter Sullivan und der beiden bei Patton, Shaw & Lord. Ich glaube, sie haben sich bereits mit der Staatsanwaltschaft geeinigt, die ohnehin nur an Ihnen interessiert ist. Glauben Sie mir, für die Karriere eines Staatsanwalts ist dieser Fall ein Katapult.«
    Der Präsident stolperte einen Schritt zurück, dann fing er sich.
    Frank öffnete den Aktenkoffer und holte ein Videoband sowie fünf Tonkassetten heraus. »Ich bin sicher, Ihr Anwalt wird sich dafür interessieren. Das Video zeigt die Agenten Burton und Collin beim versuchten Mord an Jack Graham. Die Tonkassetten beinhalten mehrere Treffen, bei denen Sie anwesend waren und bei denen die verschiedenen Verbrechen geplant wurden. Über sechs Stunden Zeugenaussage, Mr. President. Kopien wurden an den Kongress geschickt, das FBI, die CIA, die Washington Post, den Generalstaatsanwalt, die Rechtsabteilung des Weißen Hauses und alle anderen, die mir eingefallen sind. Die Bänder sind durchgehend bespielt. Dabei ist auch das Band, das Walter Sullivan von Ihrem Telefongespräch in der Nacht seines Todes angefertigt hat. Es stimmt nicht genau mit der Version überein, die Sie mir angeboten haben. Das Ganze ist ein Geschenk von Bill Burton. Im Brief schrieb er, er wolle seine Versicherungspolice einlösen.«
    »Wo ist Burton jetzt?« Die Stimme des Präsidenten war wuterfüllt.
    »Als er heute Morgen um zehn Uhr dreißig im Fairfax Hospital ankam, konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. Selbst beigebrachte Schussverletzung.«
    Richmond schaffte es mit Müh und Not zu seinem Stuhl. Keiner erbot sich, ihm zu helfen. Er schaute zu Frank hinauf.
    »Sonst noch etwas?«
    »Ja. Burton hat noch ein Dokument hinterlassen. Eine Stimmrechtsvollmacht. Für die nächste Wahl. Tut mir leid, aber seine Stimme haben Sie nicht bekommen.«
    Die Kabinettsmitglieder standen nacheinander auf und verließen den Raum. Politischer Selbstmord durch Unterstützung der falschen Seite war in der Bundeshauptstadt weit verbreitet. Die Ordnungshüter und Secret-Service-Agenten folgten. Nur der Präsident blieb zurück. Mit leerem Blick starrte er an die Wand.
    Seth Frank steckte noch einmal den Kopf zur Tür herein.
    »Vergessen Sie nicht, wir sehen uns bald.« Leise schloss er die Tür.

EPILOG Die Jahreszeiten in Washington nahmen den vertrauten Verlauf. Auf eine kurze Frühlingswoche mit angenehmen Temperaturen und einer Luftfeuchtigkeit von weniger als fünfzig Prozent folgte abrupt hochsommerliche Hitze mit Luftfeuchtigkeitswerten, die für Schweißbäder sorgten, sobald man vors Haus trat. Bis Juli hatten sich die Washingtoner, so gut es ging, an die Luft gewöhnt, die man kaum atmen konnte, und an Bewegungen, die gar nicht langsam genug sein konnten, um einen plötzlichen Schweißausbruch zu vermeiden.
    Doch bei all der schier unerträglichen Hitze gab es auch gelegentlich einen Abend, der nicht durch plötzlich auftretende, peitschende Gewitterstürme zerstört wurde, mit Hunderten von Blitzen, die bei jedem Donnerschall die Erde zu berühren drohten. Abende, an denen statt dessen eine kühle Brise wehte, die Luft süß roch und der Himmel klar blieb. Heute Abend war ein solcher Abend.
    Jack saß am Rand des Swimmingpools auf dem Dach. Aus den Kakishorts ragten muskulöse, sonnengebräunte Beine mit von der Sonne gekräuselten Härchen. Er war schlanker geworden, auch das letzte Gramm Bürospeck war in Monaten körperlicher Betätigung beseitigt worden. Unter dem weißen T-Shirt traten wohlgeformte Muskelstränge hervor. Sein Haar war kurz, das Gesicht ebenso braun wie die Beine. Das Wasser plätscherte zwischen den nackten Zehen. Zum Himmel hochschauend, atmete Jack tief ein. Noch drei Stunden zuvor hatte es hier von Leuten gewimmelt, die ihre blassen Bürogestalten an das erholsame Wasser schleppten. Nun war Jack allein. Nichts trieb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher