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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
Autoren: Antoine Rouaud
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gestorben.
    Dun-Cadal lag angeschlagen auf dem Boden, versuchte aber, sich aufzurichten. Mit zitternder Hand tastete er erneut nach dem Schwertgriff.
    »Azdeki! Bei allen Göttern, zeige dich!«
    Mit gezogenem Schwert half Balian seiner Frau, von den Fässern zu klettern. Sofort bildeten die Soldaten einen Schutzwall um sie. Wachsoldaten erstürmten den Hof, um den Eindringling zu überwältigen, während die völlig überraschte Menschenmenge zwischen Angst und Neugier schwankte. Ein einsamer Greis in einer zerbeulten, kaum noch zusammenhaltenden Rüstung, der einen Ratsherrn herausforderte – das hörte sich eher nach einem ergötzlichen Schauspiel als nach einer wirklichen Bedrohung an.
    De Page stand in einer Ecke des Hofs und war alles andere als angetan von der Entwicklung der Dinge. Rogant hatte das Durcheinander ausgenutzt, war zu ihm geeilt und flehte ihn an, so schnell wie möglich zu verschwinden. Unerbittlich packte er den Herzog am Arm und schob ihn und Viola auf den Spiegelkorridor zu.
    Dun war inzwischen wieder ganz bei Sinnen und bot den Wachsoldaten in der Mitte des Hofs die Stirn. Er fühlte sich fast wie in früheren Zeiten. Trotz der Schmerzen schickte er sich an, der Welt zu beweisen, welch begnadeter Kämpfer er war. Zum letzten Mal. Zum allerletzten Mal.
    Die Wachsoldaten umzingelten ihn und hielten ihn mit ihren Lanzen in Schach. Plötzlich blitzte eine Erinnerung in ihm auf, und sein Lächeln erlosch.
    Er ist doch noch ein Kind, Kaiserliche Hoheit.
    Fackeln zischten in der Totenstille. Längst war kein Lachen und keine Musik mehr zu hören. Mit der Waffe in der Hand durchbrach Balian den Kreis der Wachsoldaten.
    »Legt diesen Mann in Ketten«, befahl er.
    »Hör mal, Blondchen, du solltest warten, bis du eine richtige Männerstimme hast, ehe du solche Befehle erteilst«, zischte Dun dem jungen Mann zu, ehe er laut rief: »Ich suche Etienne Azdeki. Hauptmann Azdeki will ich sprechen! Azdeki, zeige dich!«
    An der Doppelflügeltür erschien ein Mann. De Page, der bereits an der Schwelle zum Spiegelkorridor stand, blieb stehen. Viola wirkte an seiner Seite ganz verloren. De Pages Augen trafen auf Rogants entschlossenen Blick.
    »Ihr solltet so schnell wie möglich verschwinden«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Misch dich da bloß nicht ein«, befahl De Page.
    »Das wird wohl auch nicht nötig sein«, entgegnete der Nâaga.
    De Page durfte keinesfalls mit dem in Verbindung gebracht werden, was jetzt folgen würde. Ganz gleich, ob sie Erfolg haben würden oder nicht – niemand durfte erfahren, welche Rolle De Page bei diesem Unternehmen gespielt hatte. Und zwar nicht nur seinetwegen, sondern auch als Schutz vor den Dingen, die sich in dieser Nacht abspielen würden.
    De Page und Viola eilten durch den Spiegelkorridor davon. Der Nâaga sah ihnen eine Weile nach, ehe er sich hinter einem Türflügel verbarg.
    »Azdeki!«, schrie Dun und ließ das Schwert so heftig herumwirbeln, dass es ihm beinahe entglitten wäre. Das Gefecht würde nicht einfach werden. Er hatte einen Teil seiner Fingerfertigkeit verloren. Schon lange hatte er nicht mehr gekämpft.
    »Wollt ihr nicht hören?«, schrie Balian die Wachsoldaten an. »Ich befehle Euch, diesen Mann in Ketten zu legen. Er …«
    »Daermon!«
    Etienne Azdeki zog den Namen in die Länge, als wollte er seinen Klang genießen. Mit seiner Adlermaske stand er auf der Türschwelle und neigte den Kopf. Hinter ihm stand sein fetter Onkel in einer weiten weißen Toga.
    »Legt ihn in Ketten«, wiederholte Balian.
    Dieses Mal schienen die Männer ihm gehorchen zu wollen, doch in diesem Augenblick gebot Azdeki ihnen Einhalt.
    »Wartet!«
    Mit der Hand am Schwert stieg er die Vortreppe hinunter. Seine Augen verrieten Neugier – sonst nichts. Dun wurde wieder sicherer. Mit einem bösen Lächeln gab er Azdeki seine Bereitschaft zum Duell zu verstehen.
    »Mich hast du sicher nicht erwartet«, sagte er. »Bis du beunruhigt?«
    »Sagen wir lieber verärgert, dass Abschaum wie du hier einfach so eindringen konnte«, gab Azdeki ruhig zurück.
    Gemurmel erhob sich aus der Menge. Die meisten hatten sich entschieden zu bleiben, weil sie um keinen Preis das Schauspiel verpassen wollten, das sich hier anbahnte. Azdeki jedoch blieb Duns Herausforderung gegenüber gleichgültig. Er wandte sich ans Publikum.
    »Ziemlich fantasievoll, was sich dieser Herr für die Nacht der Masken ausgedacht hat, nicht wahr? Sich als kaiserlicher Ritter zu verkleiden, den Eintritt zu
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